Riedrode. Bis zur sechsten Minute der Nachspielzeit sah die abstiegsbedrohte Bürstädter Eintracht wie der sichere Sieger im Gruppenliga-Derby aus. Dann ließ ein Elfmeterpfiff für die FSG Riedrode die Emotionen auf dem Waldsportplatz hochkochen. Dass Riedrodes Kapitän Nils Schwaier den Strafstoß in der 97. Minute zum 4:4 (2:2)-Endstand verwandelte, hatte tumultartige Szenen zur Folge.
Das Spiel war noch nicht abgepfiffen, als zwei Eintracht-Anhänger dem Linienrichter hinterherrannten. Der Assistent hatte sich offenbar bedroht gefühlt und vorsorglich die Flucht ergriffen. Erst als die Platzordner zur Tat schritten und der Hauptreferee Karten verteilte, kehrte halbwegs Ruhe ein. Die Eintracht-Spieler Naqibullah Afzali und Marjus Korreshi sowie Eintracht-Trainer Karl-Heinz Göbel wurden im Getümmel vom Platz gestellt.
Es waren unschöne Szenen - die aber angesichts des wilden Spielverlaufs nicht überraschten. „Es war kein unfaires Spiel, aber es war ein Derby. Klar waren die Zuschauer unzufrieden mit der Entscheidung und haben es gezeigt, auch wenn es natürlich nicht geht, dass sie auf den Platz rennen“, versuchte FSG-Coach Duro Bozanovic, die Schlussphase in diplomatische Worte zu packen.
Gästetrainer Göbel hatte wenig Lust auf Diplomatie. Er hatte den Ball vor dem Elfmeterpfiff klar im Aus gesehen. „Das Foul war eines, aber es hätte vorher Abstoß geben müssen“, schimpfte er: „Für Riedrode ging es heute nur noch ums Prestige. Ich verlange nicht, dass eine Mannschaft freiwillig als Verlierer vom Platz geht. Ich hätte aber erwartet, dass Riedrode in dieser Szene Fairplay walten lässt und zugibt, dass das kein Elfmeter war.“ Dann fragte er offen: „Spielt Riedrode in der nächsten Saison lieber gegen Hassia Dieburg als gegen uns?“
Bozanovic hatte für diese Sichtweise nur bedingt Verständnis. „Ich spiele auch lieber gegen die Eintracht. Aber hätte ich da als Trainer vorgehen und sagen sollen: ‚Der Ball war im Aus?’ Sicher ist das ärgerlich für die Eintracht, sie hätte die Punkte mehr gebraucht. Aber andersherum hätte auch keiner freiwillig die Hand gehoben“, holte Bozanovic aus. Göbels Fairplay-Vorwurf ließ der Übungsleiter des Tabellenfünften so nicht stehen: „Von der Eintracht haben Spieler nach dem 2:0 angefangen, Krämpfe vorzuspielen.“
Und ja: Fußball wurde vor 350 Zuschauern tatsächlich auch gespielt. „Wir haben Spiel und Gegner über 90 Minuten dominiert“, sah Göbel eine „sehr starke Vorstellung“ seiner Elf, aber eine „sehr schwache Leistung“ des Schiedsrichters. „Wir waren nicht gut, die Eintracht hat mit mehr Leidenschaft gespielt. Es war aber auch nicht so, dass die Eintracht herausragend war“, schilderte Bozanovic: „Nach dem 0:2 haben wir ein wenig gebraucht. Es gab viele Fehler und kleine Fouls auf beiden Seiten. Es spricht für uns, dass wir auch an so einem Tag einen Punkt mitnehmen.“
Drei Foulelfmeter für die FSG
Nach einer Viertelstunde eroberte Rojhat Akcan den Ball für die Eintracht im Mittelfeld. Xhino Dushaj passte in die Schnittstelle – und Hüseyin Tutay zog sehenswert zur 1:0-Führung ab (15.). In Minute 35 erhöhte Dushaj nach einer feinen Kombination mit Besim Reka auf 2:0. Trotzdem ging es mit einem Gleichstand in die Pause. Tomislav Tadijan verwandelte den ersten von insgesamt drei Riedroder Foulelfmetern zum 1:2-Anschluss (43.). In der Nachspielzeit der ersten Hälfte schloss Sinisa Pitlovic einen FSG-Angriff nach einem schlampigen Ballverlust der Gäste bei eigenem Freistoß zum 2:2 ab (45.+3).
Nach dem Seitenwechsel traf Tadijan wieder vom Punkt – und es stand 3:2 für Riedrode (58.). Mehmetcan Tutay (62.) und Besim Reka (71.) sorgten allerdings für die erneute Wende – 4:3 für die Eintracht. Nach Gelb-Rot gegen Dushaj (74./wiederholtes Foulspiel) wurde das mögliche 5:3 für die Göbel-Elf durch Leon Münch wegen einer knappen Abseitsstellung nicht anerkannt (83.). Mehmetcan Tutay traf per Kopf den Pfosten (85.), bevor es in der Nachspielzeit heiß herging.
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