Bürstadt. Der Schlusspfiff, der die 0:7 (0:5)-Heimniederlage von Eintracht Bürstadt gegen Gruppenliga-Spitzenreiter 1. FCA Darmstadt besiegelte, war erst wenige Minuten vorher erklungen. Bürstadts Vorsitzender Rainer Beckerle hatte aber schon längst die richtigen Worte parat. „Das 0:7 war absolut verdient. Darmstadt war in allen Bereichen besser. Das ist eine Mannschaft, die nach meiner objektiven Einschätzung nichts in dieser Liga verloren hat“, hielt Beckerle fest.
Bis auf „ein paar Chancen“ (Beckerle) hatte Bürstadt dem Primus nichts entgegenzusetzen. „Den Willen kann ich meinen Spielern nicht absprechen, den Kampf auch nicht. Aber gegen diese Mannschaft hat es definitiv nicht gerecht“, räumte Beckerle ein: „Das waren alles wirklich super herausgespielte Tore. Selbst die zweiten Bälle, die es nach Paraden unseres Torhüters Jannik Roos gab, haben sie wirklich überlegt verwertet.“ Der Eintracht-Boss war schwer beeindruckt vom Gegner: „Die Diagonalpässe über 60, 70 Meter kommen auf den Punkt. Der annehmende Spieler kann den Ball direkt verwerten. Die fünf Spieler, die von der Bank kommen, sind genauso gut wie die ersten Elf. Und selbst, wenn es 5:0 steht, ziehen sie ihr Ding weiter durch.“
Da Costa sieht noch Kritikpunkte
FCA-Trainer Elton da Costa war nicht ganz so begeistert. „In den ersten fünf Minuten waren wir nicht im Spiel. Da hatten wir zu viele Fehlpässe und der Gegner hatte eine Chance. Danach haben wir den Gegner aber angenommen“, sagte der frühere Darmstädter Zweitliga-Profi. Auch mit der Leistung seiner Elf im zweiten Durchgang war da Costa nicht vollends einverstanden: „Wir waren nicht mehr so zielstrebig und haben zu viele Bälle gehalten. Mir geht es darum, Tore zu erzielen, wenn die Möglichkeit besteht.“ Nach dem zwölften Sieg im 13. Spiel war das aber Kritik auf hohem Niveau. Das sah auch da Costa selbst ein: „Was ich anspreche, ist das i-Tüpfelchen. Die Mannschaft hat sehr clever gespielt. Ich bin sehr zufrieden.“
Nach einem Angriff über die Flügel und einem Pass von der Grundlinie traf Mittelfeldmann Davi vor 60 Zuschauern auf dem Eintracht-Sportplatz zur 1:0-Führung (12.). Wenig später geriet ein Bürstädter Klärversuch zu kurz, Raphinha netzte zum 2:0 ein (18.). Nach einem Abpraller erzielte Stürmer Estevao das 3:0 (31.). In Minute 41 legte Estevao das 4:0 nach. Den 5:0-Pausenstand stellte Joao mit einem Schlenzer aus zentraler Position ins lange Eck sicher (45.). In Minute 78 bejubelte Estevao seinen dritten Treffer – 6:0. Cunha köpfte zum 7:0-Endstand ein (89.).
Nur ein Punkt aus sechs Spielen
Wenige Minuten nach Beckerles Spielanalyse überschlugen sich bei der Eintracht die Ereignisse. Spielertrainer Benjamin Sigmund meldete sich telefonisch bei dieser Redaktion. „Ich bin nicht mehr Trainer“, gab er bekannt. Sigmund sprach von „persönlichen Gründen“, die ihn zu seinem Rücktritt nach fast sieben Jahren als Coach in Bürstadt bewogen haben. Nach nur einem Punkt aus den jüngsten sechs Partien findet sich die Eintracht mit zwölf Zählern auf einem Abstiegsplatz wieder. „Er hat es direkt nach dem Spiel verkündet“, erklärte Eintracht-Abteilungsleiter Marcus Haßlöcher. Der langjährige Kapitän Flamur Bajrami wird die Bürstädter als Interimstrainer übernehmen.
„Wir sind jetzt eifrig auf der Suche“, stellte Haßlöcher klar. Eintracht-Vorsitzender Beckerle wollte kein Statement dazu abgeben. Er wolle sich mit Sigmund zusammensetzen und den Ausgang dieses Gesprächs abwarten, verriet der Vereinschef in einem zweiten Gespräch mit dieser Redaktion.
Mit Sigmund geht der erfolgreichste Trainer der Eintracht-Historie. Ende 2015 hatte der 43-Jährige die Bürstädter in der Kreisliga A übernommen. Als A-Liga-Meister 2017 und Kreisoberliga-Meister 2018 führte Sigmund die Grün-Weißen zum erstmaligen Gruppenliga-Aufstieg. Jahr für Jahr hielt der Club seitdem die Klasse.
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