Bürstadt. Ironische Bemerkungen findet Benjamin Sigmund, der Spielertrainer von Eintracht Bürstadt, nach wie vor gut. Auch oder gerade jetzt, da sein Team nach fünf Punktpartien ohne Sieg den Tabellenführer der Fußball-Gruppenliga empfängt. „Wir machen keinen Hehl daraus: Wir sind der Top-Favorit, die sind der Underdog“, sagt Sigmund vor dem Heimspiel gegen den 1. FCA Darmstadt am Sonntag (15.30 Uhr).
Zwei Punkte fehlen Bürstadt vor dem 15. Spieltag auf das rettende Ufer. Die Zähler zehn bis zwölf gab es zuletzt kampflos: Das Match gegen die zurückgezogenen Sportfreunde Heppenheim wurde mit 3:0 gewertet. Alles andere als der zwölfte Sieg des FCA im 13. Spiel wäre unter normalen Umständen eine Überraschung.
Der Annahme, dass die Eintracht nichts zu verlieren habe, stimmt Sigmund trotzdem nicht zu. „Man kann immer auch sein Ansehen verlieren. Da geht es nicht um Punkte, sondern darum, dass man sein Bestes gibt und dem Gegner Paroli bietet“, meint der 43-Jährige. Für die Hoffnung auf Zählbares zieht Bürstadts Trainer einen Vergleich heran. „Vor dem 3:2 von Leipzig gegen Real Madrid am Dienstag waren die Rollen auch klar verteilt. Hinterher hieß es von den Leipzigern, sie hätten viel gelitten. Wer bereit ist, über die Schmerzgrenze zu gehen, kann also solche Spiele gewinnen. Das gilt auch für uns“, glaubt Sigmund.
Der FCA setzt seit geraumer Zeit auf ein viel diskutiertes Scoutingkonzept. Trainer Elton da Costa, der einstige Aufstiegsheld von Darmstadt 98, verfügt über eine Reihe an talentierten Kickern. Der Großteil kommt wie da Costa aus Brasilien. Der langjährige Zweitliga-Profi weiß um die Qualität seines Kaders. „Ich sage: Mit dieser Mannschaft würden wir uns gegen einen Hessenligisten auf Augenhöhe präsentieren. Wir könnten auch manchen Regionalligisten ärgern. Die Jungs sind austrainiert und freuen sich über jede Gelegenheit, sich präsentieren zu können“, erklärt da Costa.
Darmstadt mental gereift
Arheilgens bisheriger Stammtorwart Andre Luis Klein Filho habe unlängst den Sprung in die zweite brasilianische Liga geschafft, berichtet da Costa. „Wir legen den Jungs keine Steine in den Weg. Sie helfen uns, wir helfen ihnen“, betont der 42-Jährige. Als großen Unterschied zur Vorsaison, als der FCA mit 14 Punkten Rückstand auf Fehlheim Vizemeister wurde, macht da Costa die mentale Stärke seiner Elf aus. „Wir sind kopfmäßig weiter. Die Jungs spielen hier für nichts, raufen sich aber zusammen und nehmen jeden Gegner mit 100 Prozent Konzentration an“, sagt der Ex-Profi.
Als „einzigen schwarzen Fleck“ nennt da Costa das 1:2 gegen die FSG Riedrode im September. „Wenn du unkonzentriert startest, machst du Fehler und kommst aus dem Konzept“, blickt er zurück. Als Selbstläufer sieht da Costa den Verbandsliga-Aufstieg nicht. Der Zweite Groß-Gerau sitzt dem FCA mit drei Punkten Rückstand im Nacken. „Wir dürfen keinen Fehler machen. Auch Bürstadt will sich zu Hause gut präsentieren und unten rauskommen“, sagt da Costa, dem vor allem Xhino Dushaj ein Begriff ist.
Bürstadts Offensivmann falle jedoch „definitiv“ berufsbedingt aus, betont Sigmund. Mit Rinor Berisha (Rippenprellung) fehlt ein weiterer Angreifer. „Jetzt müssen es die richten, die zuletzt über zu wenig Einsatzzeit geklagt haben“, stellt Sigmund klar. Kurios: Kapitän Fabio Cappello ist nach Gelb-Rot beim 0:2 gegen Riedrode vor zwei Wochen wieder spielberechtigt. Die Partie gegen Heppenheim gilt offiziell als bestritten.
Geht es nach Sigmund, darf sich Primus FCA in Bürstadt auf ein Duell mit „gesunder Härte“ einstellen. „Es interessiert mich nullkommanull, wie oft sie trainieren. Wir haben hier nackten Überlebenskampf. Um die drei Punkte mitzunehmen, muss der Gegner verdammt viel an den Tag legen“, verspricht der Eintracht-Trainer.
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