Lampertheim. Der internationale Aufstieg von Martin Buch Andersen stellt den TTC Lampertheim kurz vor Saisonbeginn in der 3. Bundesliga Nord vor ein Dilemma. Der Neuzugang der TTC-Herren I ist vor wenigen Tagen mit der dänischen Nationalmannschaft zur Team-WM nach Chengdu geflogen. Für den Drittliga-Start beim SC Buschhausen am Samstag (18 Uhr) fällt der 21-Jährige damit aus.
Schon bei den European Championships in München im August hatte Andersen das Hauptfeld erreicht. In der Runde der letzten 64 war gegen den deutschen Superstar Dimitrij Ovtcharov Schluss. Der Sprung in Dänemarks Stammkader ist für den Mann, der vom Regionalliga-Absteiger TTG Kleinsteinbach/Singen kam, die logische Folge.
„Ein Traum für jeden Spieler“
„Im Februar wussten wir noch nicht, dass Martin zu so einer Top-Form auflaufen würde“, sagt TTC-Vorsitzender Uwe van gen Hassend – und zeigt Verständnis: „Eine WM in China ist ein Traum für jeden Spieler, auch wenn nach dem Lockdown dort wohl nur ausgewählte Zuschauer in die Halle dürfen. Wir haben Martin alles Gute gewünscht und freuen uns, dass wir so einen Spieler verpflichtet haben. Schade nur, dass wir ihn vorerst nicht einsetzen dürfen.“
Das Andersen-Dilemma könnte sich bis zum Heimauftakt gegen den TSV Schwarzenbek am 9. Oktober hinziehen. Sollte Dänemark bei der WM weit kommen, wird die neue Nummer drei des TTC auch dieses Match verpassen. „Ich kann Martin nicht wünschen, dass er früh ausscheidet“, stellt van gen Hassend klar. An das Worst-Case-Szenario will der 61-Jährige gar nicht erst denken: „Sollte sich Martin dort mit Corona infizieren, muss er wochenlang in Quarantäne.“
Kritik äußert van gen Hassend an der Wettspielordnung des Deutschen Tischtennis-Bunds (DTTB). Während Spiele automatisch vom DTTB abgesetzt werden, sobald ein deutscher Spieler eine Kadernominierung erhält, müssen sich bei ausländischen Spielern die Vereine auf eine Verlegung einigen. „Das ärgert mich furchtbar und hat ein Geschmäckle“, meint van gen Hassend.
Ziel Klassenerhalt
Buschhausen lehnte eine Verlegung ab. Somit tritt der TTC dort als Außenseiter an. Spielertrainer Alfredas Udra, Tomas Mikutis, der ehemalige spanische Jugend-Nationalspieler Miguel Nunez und ein Ersatzmann sollen es richten. „Man kann auch mit drei Spielern punkten, wobei Buschhausen zu den besseren Teams zählt. Ohne Martin starten wir mit einem 0:3“, befürchtet van gen Hassend.
Für die TTC-Herren, die zuletzt Vizemeister wurden, macht van gen Hassend den Klassenerhalt als „realistisches Ziel“ aus. „Fast alle anderen Vereine haben aufgerüstet. Bei uns darf sich keiner verletzen, wir haben keine Nummer fünf“, erklärt er. Der Russe Dmitri Zakharov würde gerne spielen, bekommt zurzeit aber kein Visum. Zwei Teams muss der TTC hinter sich lassen, um das siebte Jahr in der 3. Liga zu bestehen. Das traut van gen Hassend seinen Jungs zu: „Wenn wir komplett sind und einen guten Spirit entwickeln, können wir an einem guten Tag fast jeden schlagen.“
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