Tennis

Warum die MTG Blau-Weiß Mannheim große Erfolge feiert

Die MTG Blau-Weiß Mannheim ist vergleichsweise ein eher kleiner Tennisverein. Dennoch bringt er regelmäßig vielversprechende Talente hervor. Der Grund dafür trägt einen Namen

Von 
Christian Rotter
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Sammeln Erfolgte für die MTG Blau-Weiß Mannheim: Rytis Razminas (v.l.), Melis Elmas, Lilly-Marie Greinert und Jochen Bertsch. Es fehlt Misha Polischuk. © Ruffler/Pix

Mannheim. Joe Disqué ist niemand, der gerne über sich spricht. Schon gar nicht über seine Erfolge. Der 59-Jährige arbeitet am liebsten im Stillen und meidet das Rampenlicht. Sein Büro ist die Tennishalle der MTG Blau-Weiß Mannheim. Mehr braucht Disqué nicht, um glücklich zu sein, um seiner Berufung nachzugehen. Die könnte anspruchsvoller nicht sein: Er trainiert keine ausgereiften Profis, sondern Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene, die bestenfalls noch von einer großen Profikarriere träumen.

„Mein Job ist die Basisarbeit, ich bin ein Ausbilder“, betont Disqué. Die trägt nicht erst seit dem vergangenen Jahr Früchte, auch wenn 2022 für die MTG Blau-Weiß besonders erfolgreich verlaufen ist. Im „mybigpoint Club-Race“ hatten die Mannheimer die Nase vorn und setzten sich mal eben gegen knapp 8700 andere Tennisvereine durch. „Es hat uns schon gefreut, dass wir das Rennen gemacht haben“, sagt Disqué - an die große Glocke hätte er die Auszeichnung aber am liebsten nicht gehängt. Er arbeitet lieber erfolgreich, statt darüber zu reden.

Greinert sammelt meiste Punkte

Vereinfacht dargestellt ist das „mybigpoint Club-Race“ ein Wettbewerb, an dem die Clubs mit ihren gemeldeten Mitgliedern automatisch teilnehmen. Jede Spielerin, jeder Spieler sammelt Punkte für den eigenen Verein, die Zähler der Top 5 jedes Clubs werden dann für die Rangliste herangezogen. 2022 sorgten die erst elfjährige Lilly Marie Greinert, Melis Elmas (13), Rytis Razminas (16), Jochen Bertsch (24) und Misha Polischuk dafür, dass der Sieg an die Quadratestadt ging.

Greinert, die bereits im Alter von vier Jahren mit dem Tennisspielen angefangen hat, steuerte die meisten Punkte bei (3263,401). Trotz ihrer jungen Jahre liest sich ihre Erfolgsbilanz beeindruckend. In Deutschland ist Greinert die Nummer eins in ihrer Altersklasse U 12, international zählt sie zu den größten Talenten und wurde unter anderem vom Deutschen Tennis Bund (DTB) bereits zu einem Ländervergleichskampf gegen Kanada eingeladen. „Ich freue mich immer über Siege“, sagt Greinert. „Vor allem über den im mybigpoint Club-Race.“ Warum dem so ist? Lachend klärt die Schülerin an einem Mannheimer Privatgymnasium auf: „Na, weil wir dafür eine neue Ballmaschine bekommen!“

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An diesem Mittag in der Trainingshalle der MTG Blau-Weiß haut sie sich mit Jochen Bertsch die Bälle um die Ohren. Greinerts Schläge haben eine gute Länge, der 24-Jährige hält mit seiner Routine dagegen und ist ein guter Lehrmeister. Allein aufgrund seines Alters hat Bertsch eine größere Erfahrung, auch er hat das Tennis-ABC bei der MTG erlernt. „Mit sechs Jahren habe ich bei Joe angefangen“, erinnert er sich. Nach seinem Abitur am Ludwig-Frank-Gymnasium ging er den nächsten Schritt, wechselte für vier Jahre an ein US-College, um als Mensch und Tennisspieler zu reifen. Sportlich zündete Bertsch die nächste Stufe, ist jetzt die Nummer 28 in Deutschland - so gut wie nie zuvor. „Ein Platz unter den Top 20 wäre schon ganz cool“, sagt er. „Dafür müsste ich aber mehr international spielen.“

Von Rang 15 auf Spitzenposition

Dass ein vergleichsweise kleiner Verein wie die MTG - 80 der 200 Mitglieder sind Kinder oder Jugendliche - im „mybigpoint Club-Race“ auch Branchenführer hinter sich gelassen hat, überrascht Bertsch nicht unbedingt, auch wenn der Sprung von Platz 15 (2021) auf Rang 1 (2022) nicht vorherzusehen war. „Hier wird vor allem der Spaß am Tennis vermittelt - und damit kommt der Erfolg.“ Joe Disqué spiele dabei eine große Rolle: „Joe kann gut mit Menschen umgehen. Ich lerne immer noch viel von ihm, und auch bei einem erst elf Jahre alten Mädchen wie Lilly kommen seine Worte an.“

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Seit mittlerweile 25 Jahren steckt Disqué sein Herzblut in die Ausbildung von Tennistalenten. Sina Haas wurde 2010 Deutsche Meisterin, der derzeit verletzten Nastasja Schunk gelang im vergangenen Jahr unter anderem der Sprung in die Hauptfelder der French Open und von Wimbledon. Rytis Razminas würde gerne einen ähnlichen Weg gehen. „Früher war Roger Federer mein Vorbild, jetzt finde ich den Amerikaner Ben Shelton ziemlich gut“, sagt der Schüler, der mit 16 Jahren schon sein Abitur am Liselotte-Gymnasium baut. Während Razminas seine Spielübersicht als Stärke bezeichnet, ist Melis Elmas stolz auf das Tempo in ihren Grundschlägen. „Ich spiele bereits ziemlich lange für die MTG und finde es hier einfach gut“, betont die Schülerin des Johann-Sebastian-Bach-Gymnasiums.

Einen Boom wie zu Zeiten von Boris Becker und Stefanie Graf erkennt Disqué momentan zwar nicht im Tennissport, die Coronapandemie habe sich aber nicht negativ ausgewirkt. „Da die meiste Zeit weiter Tennis gespielt werden durfte, haben sich uns doch einige Mannschaftssportler angeschlossen“, erklärt der 59-Jährige, der über seinen Talentschuppen zwar nicht so gerne reden mag, dafür aber umso mehr Herzblut in seine Arbeit steckt.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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