London. Als ihr letzter Schlag ins Netz segelte, war der Traum vom großen Triumph zerplatzt. Auf dem heiligen Rasen von Wimbledon blieb Nastasja Schunk am Sonntag die Krönung eines starken Turniers verwehrt: Die 17-Jährige, die bis Ende 2019 für die MTG Blau-Weiß Mannheim spielte und seit 2020 für den TC BASF Ludwigshafen aufschlägt, verlor das Finale der Juniorinnenkonkurrenz mit 6:2, 4:6, 1:6 gegen die Spanierin Ane Mintegi del Olmo.
Auftakt nach Maß
Dabei startete Schunk auf dem Platz Nummer eins bärenstark ins Match. Die Linkshänderin ließ ihrer gleichaltrigen Konkurrentin im ersten Satz nicht den Hauch einer Chance. Es war ihr in jedem Schlag anzusehen: Die Altriperin wollte als erst sechste Spielerin des Deutschen Tennis Bundes (DTB) einen Nachwuchstitel bei einem der vier Grand-Slam-Turniere holen. In Wimbledon war dies bislang nur der heutigen Damentennis-Chefin Barbara Rittner gelungen - vor 30 Jahren.
Auch der Auftakt in den zweiten Durchgang glückte dem Talent. Sie holte sich das erste Spiel, doch dann unterlief ihr der vielleicht entscheidende Fehler der Partie. Beim Stand von 15:0 hatte sie Ane Mintegi del Olmo bereits gekonnt ausgespielt. Die Spanierin wusste sich nur noch mit einem hohen Ball zu helfen, doch statt diesen aufspringen zu lassen und in eine Ecke des Felds zu dreschen, entschied sich Schunk dazu, ihn direkt zu nehmen. Das misslang. Sie gab fünf Punkte in Folge ab und verlor die Kontrolle über das Spiel. Nur bis zum 1:1 im dritten Satz hielt Schunk mit, dann musste sie abreißen lassen. Vor allem die hohen Topspins und der Slice der Spanierin lagen ihr nicht. Unterm Strich machte die 17-Jährige zu viele einfache Fehler (41). Statt nach 2:04 Stunden Spielzeit den Siegerpokal in die Höhe zu stemmen, musste sie sich mit einem Silberteller begnügen.
Dennoch darf Schunk das Turnier als Erfolg verbuchen. Im Halbfinale hatte sie am Samstag 6:4, 4:6, 6:4 gegen die an Nummer eins gesetzte Victoria Jimenez Kasintseva aus Andorra gewonnen. „Ich bin einfach sehr glücklich. Als ich den Matchball verwandelt habe, fand ich es so schön auf dem Platz. Das war mit Abstand der größte Platz, auf dem ich je gespielt habe, und auch mit Abstand die meisten Zuschauer. Das wollte ich genießen“, sagte Schunk.
In Kontakt mit Barbara Rittner
Die deutsche Hallen-Vizemeisterin gehört zum Nachwuchsteam des Deutschen Tennis Bundes. Beim WTA-Turnier in Stuttgart in diesem April hatte sie sich über die Qualifikation einen Platz im Hauptfeld erspielt, schied dann aber in der ersten Runde aus. Ihr Ziel ist es, sich in der Weltrangliste von Platz 675, den sie zuletzt belegte, in diesem Jahr auf Rang 300 bis 400 zu verbessern.
Rittner hielt während des Turniers Kontakt zum Talent. „Sie hat mir nicht gesagt, dass sie gewonnen hat. Aber hier hängt eine Tafel, da habe ich es gesehen“, berichtete Schunk. Ihr Traum platzte am Sonntag zwar, doch die Erinnerungen kann ihr niemand nehmen.
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