Fußball

Waldhof-Sportchef Loviso: „Die wir wollten, haben wir bekommen“

Der neue Sportchef des Mannheimer Fußball-Drittligisten, Anthony Loviso, spricht über die frühe Transferoffensive des SVW, die offenen Planstellen, Routinier Rico Benatelli und eine klare Zielsetzung

Von 
Thorsten Hof
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Anthony Loviso ist seit April für den sportlichen Bereich des Drittligisten SV Waldhof verantwortlich. © Alfio Marino/Pix

Mannheim. Fast täglich meldete sich Fußball-Drittligist SV Waldhof zuletzt mit Personalentscheidungen, inzwischen müssen die Fans schon neun neue Namen lernen, um auf dem Laufenden zu bleiben. Rund eine Woche vor dem Vorbereitungsstart zog der Technische Leiter Sport, Anthony Loviso, im Gespräch mit dieser Redaktion eine Zwischenbilanz, führte an, wo sich noch etwas verändern soll, und gab sich nach dem harten Abstiegskampf der vergangenen Saison in Sachen Zielsetzung deutlich selbstbewusster.

Herr Loviso, zu dem Zeitpunkt, zu dem wir hier an einem Donnerstagvormittag zusammensitzen, hat der SV Waldhof seit rund 20 Stunden keinen Spieler mehr verpflichtet. Gerät die Transferoffensive etwa ins Stocken?

Anthony Loviso: Nein, ganz im Gegenteil (lacht). Ich denke, dass wir sehr fleißig und sehr gut gearbeitet haben, sodass wir zum Trainingsstart am Sonntag in einer Woche einen relativ fertigen Kader haben. Natürlich wird da in beide Richtungen noch etwas in Bewegung kommen. Aber aktuell sind wir sehr glücklich mit dem, was wir haben.

Aber mal ganz im Ernst: Neun Neuzugänge noch vor dem Trainingsstart - dieses Tempo war man beim SVW zuletzt nicht gewohnt. Regiert hier das Prinzip „Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach?

Loviso: Das kann man so sehen. Ich bin jedenfalls ein Freund davon, gleich von Beginn an mit dem Großteil des Personals arbeiten zu können. Dass später noch etwas passieren kann, ist zwangsläufig, weil du sowieso immer auf den Markt schaust und auch noch Leute angeboten bekommst.

Ihre Vorgänger haben hier auch mal gerne gezockt und geschaut, ob am Ende der Transferfrist vielleicht noch etwas Hochkarätiges von der Rampe fällt . . .

Loviso: Natürlich kannst du immer mit dem Gedanken spielen ,Vielleicht kommt noch was Besseres’. Aber grundsätzlich arbeite ich aus totaler Überzeugung heraus. Und die Spieler, die ich jetzt haben wollte, die haben wir auch bekommen. Ich bin auch sehr froh darüber, dass wir uns als Waldhof da nicht verstecken müssen und uns teilweise auch gegen größere Konkurrenten in der Liga und auch eine Liga höher durchgesetzt haben.

Anthony Loviso

  • Anthony Loviso wurde am 24. März 1991 in Mannheim geboren.
  • Als Jugendlicher gehörte Loviso zur siebenköpfigen „Goldenen Generation“ des VfL Neckarau, die 2007 zur TSG Hoffenheim wechselte und dort Deutscher B-Jugendmeister wurde.
  • Den SVW kennt er aus seiner Zeit als Spieler der zweiten Mannschaft (2012-2014 und 2017-2020) und von seiner Tätigkeit als Chefscout (bis 2020). Seit April ist er Technischer Leiter Sport beim SVW.

Können Sie eingrenzen, wie weit die Personalplanungen bislang abgeschlossen sind? Mit Blick auf die Positionen könnte man sich noch einen Stürmer und einen Torwart vorstellen - oder geht der SVW mit Omer Hanin als Nummer eins in die Saison?

Loviso: Ja, auch auf der Torwartposition schauen wir noch. Ob es dann eine Nummer eins ist oder nicht, sei mal dahingestellt. Das entscheiden dann natürlich auch die Trainingsleistungen. Omer hat uns in der entscheidenden Phase Rückhalt gegeben und ist auf jeden Fall ein Kandidat. Aber vielleicht nehmen wir noch jemanden dazu, der noch eine andere Komponente wie etwa das Fußballerische mitbringt, um den Kader ausgewogen zu gestalten.

Aktuell zählt der Waldhof 32 Köpfe im Kader, Sie hatten mal lose 25 bis 26 angepeilt. Entsprechend sollte sich der ein oder andere noch einen anderen Wirkungskreis suchen. Gibt es da Bewegung?

Loviso: Ja, primär geht es jetzt darum, Spieler abzugeben. Die Jungs wissen Bescheid und das sind alles Spieler, die noch in einem sehr guten Fußball-Alter sind, und bei denen ich mir nicht vorstellen kann, dass die sich zwölf Monate auf die Tribüne setzen. Natürlich geht jetzt das Gezocke los. Aber ich bin da relativ guter Dinge, dass wir schnellstmöglich die ersten ein, zwei Abgänge haben werden.

Die „Aachener Zeitung“ hat gemeldet, dass die Alemannia mittlerweile ein konkretes Angebot für Kevin Goden vorgelegt hat . . .

Loviso: Ich weiß nicht, an welche E-Mail-Adresse sie das geschickt haben könnten. Wir wollen ihn grundsätzlich nicht abgeben und planen mit ihm. Gleichzeitig will ich aber auch keinen unzufriedenen Spieler haben. Dennoch: Wenn keine Ablöse fließt, wird der Spieler den Verein nicht verlassen können. Das ist relativ einfach.

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Sind sie bei anderen Kandidaten entspannter?

Loviso: Grundsätzlich wollen wir für die Spieler schon etwas haben, aber das lässt sich ja auch über andere Konstrukte wie eventuelle Erfolgsbeteiligungen oder Prämien regeln und die Spieler können zunächst einmal frei gehen.

Mit Janne Sietan, Niklas Hoffmann und Maximilian Thalhammer wurde auch ordentlich Größe ins Team geholt. Bei Ihren 1,80 Metern hatten Sie selbst da Augenhöhe eher am Verhandlungstisch. Ist das ein Vorgriff auf den neuen SVW-Fußball?

Loviso: In der 3. Liga ist es extrem wichtig, dass du eine gewisse Körperlichkeit mitbringst. 90 Prozent der Spiele sind auf Augenhöhe und dann schadet es auch mal nicht, durch ein Standardtor in Führung zu gehen. Und umgekehrt wissen wir um die Problematik, die es in der Vergangenheit gab, Standards zu verteidigen. Zumindest auf dem Papier haben wir versucht, das jetzt mal auszumerzen. Letztlich muss es im Spiel funktionieren, aber diese Idee steckt natürlich dahinter

Ist der jüngste Neuzugang Rico Benatelli ein bisschen der bisherige Königstransfer?

Loviso: Mit solchen Etiketten, tue ich mich immer etwas schwer. Das wird die Zeit zeigen. Aber Rico hat vergangene Saison in Klagenfurt unter Peter Pacult extrem viel Spiele gemacht. Und jeder, der sich mit Fußball beschäftigt, weiß, dass du unter Pacult nicht spielst, wenn du nicht läufst und gewisse Attribute hast. Rico ist einfach richtig fit und hat den Anspruch, eine Mannschaft zu führen und erfolgreich zu sein. Ich möchte einfach hungrige Spieler haben - egal in welchem Alter. Und diese Ausgewogenheit im Kader haben wir bisher, glaube ich, ganz gut hinbekommen.

Wo sehen Sie den Routinier? Als die etwas offensivere Planstelle im Zentrum auf der „Acht“ oder kann er sogar auch noch weiter vorne das Spiel machen und den letzten Pass spielen?

Loviso: Er kann vor allem den vorletzten Pass spielen, was oft etwas untergeht. Ich glaube, dass man ihn auch als eine Art Quarterback sehen kann - der einfach immer anspielbar sein möchte und auch sein wird. Wir haben zuletzt viel von Umschaltmomenten und zweiten Bällen gelebt, was auch gut ist. Aber es wird auch Phasen geben, in den wir mehr Spieldominanz und Ruhe brauchen. Rico verfällt nicht in Hektik und kann uns hier mit seiner Ruhe eine Komponente mitgeben, die wir so bisher nicht hatten.

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Anfang der Woche kommunizierte der Club, dass die Lizenz nur durch eine Fünf-Millionen-Euro-Garantie von Präsident Bernd Beetz ermöglicht werden konnte. Hat das auch Auswirkungen auf den Sport-Etat und Ihre Arbeit? Ist das Geld knapp?

Loviso: Nein, da muss man sich keine Sorgen machen. Der Familie Beetz gilt hier einfach ein großes Dankeschön, dass sie den Club Jahr für Jahr immer wieder so unterstützt.

Wenn Sie auf den Etat schauen, wo sehen Sie da den SVW im ligaweiten Vergleich? Präsident Beetz spricht immer gerne vom vorderen Drittel . . .

Loviso: Ich kenne natürlich die Zahlen der Konkurrenz nicht im Detail, sehe uns aber hier so im Bereich zwischen Platz sieben und zehn - plus, minus.

Der Kader hat schon jetzt ein starkes Gerüst und klare Konturen. Ist das eine Gruppe, die nicht wieder bis zum Schluss gegen den Abstieg kämpfen muss?

Loviso: Ja - und deshalb haben wir sie ja auch so zusammengestellt. Unser Maßstab muss die Rückrundentabelle sein (Platz 7, Anm. d. Red.) und so viel Selbstvertrauen habe ich, dass ich mich daran auch messen lasse. Da will ich hin, da wollen wir hin. Da gibt es dann auch keine Ausreden. Die Vorfreude ist auf jeden Fall da. Von mir aus könnte es morgen losgehen.

Und wann wird der nächste Zugang verkündet?

Loviso: Zunächst einmal müssen wir jetzt Spieler abgeben. Das wird sich also etwas beruhigen.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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