Mannheim. Sieben Spiele ohne Sieg lautet die aktuelle Horror-Serie des SV Waldhof, die den Traditionsclub mittlerweile in die Abstiegszone der 3. Liga befördert hat. Nichts wünschen sich die Kicker vom Alsenweg deshalb mehr als das lang ersehnte Erfolgserlebnis. Weshalb sie laut Trainer Rüdiger Rehm auch froh um die Tatsache sind, dass in der anstehenden Länderspielpause nicht irgendwelche Tests vorgesehen sind.
Stattdessen steht am Samstag (14.30 Uhr, Hardtwald-Stadion) beim Liga-Konkurrenten SV Sandhausen im Viertelfinale des badischen Landespokals gleich wieder einiges auf dem Spiel: Jede Menge Derby-Prestige und die Chance auf die Teilnahme am DFB-Pokal im nächsten Jahr - vom psychologischen Aspekt einmal ganz abgesehen.
Dass es beim Nachbarn in Sandhausen dieses Mal nicht um Punkte geht, die Gedanken ausnahmsweise mal nicht um die Tabelle und mögliche Konsequenzen kreisen müssen, betrachtet Rehm dabei nicht unbedingt als Nachteil. „Vielleicht ist es gut, mal einen anderen Wettbewerb zu haben. Es geht nur ums Weiterkommen“, blickt der 44-Jährige auf die besondere Ausgangsposition und setzt dabei auch auf die Unterstützung von den Rängen: 3000 der bislang 6400 Tickets sind nach Mannheim gegangen, der Drittliga-Achtzehnte wird den Neunten im Landespokal erwartungsgemäß in Heimspiel-Atmosphäre fordern.
SV Sandhausen ebenfalls hinter Ansprüchen
Das war es dann aber auch schon mit den besonderen Umständen. Wie ein möglicher Schlüsselmoment für den weiteren Fortgang der Saison zustande kommen könnte, ist Rehm letztlich egal: „Das Wichtigste ist im Moment, dass wir an jedes Spiel neu herangehen. Und wenn es am Samstag im Elfmeterschießen sein muss, wäre das auch dieses Erfolgserlebnis, das wir so dringend brauchen. Dafür tun wir alles - auch wenn wir wissen, dass wir es sicher nicht mit einem einfachen Gegner wie zuvor in Lauda oder Eppingen zu tun bekommen.“
Schließlich hat Sandhausen in der Liga schon acht Punkte mehr gesammelt als die Mannheimer, hinkt den eigenen Ansprüchen aber ebenfalls hinterher. Denn der Zweitliga-Absteiger hatte die sofortige Rückkehr ins Fußball-Unterhaus als Ziel ausgegeben, ist nun aber nur Jäger statt Gejagter, was Trainer Danny Galm nach nur vier Monaten im Amt zum Verhängnis wurde.
Sein prominenter Nachfolger Jens Keller schob mit Blick auf Samstag zwar die Favoritenrolle von sich, doch vom Sandhausener Understatement wollen sich die Waldhöfer nicht einlullen lassen. „Sandhausen hat große Ansprüche angemeldet und wer aufsteigen will, der muss auch den Pokal gewinnen wollen“, sagt Rehm mit Blick auf den Gegner. „Aber das wollen wir auch und wir werden am Samstag einen der beiden Favoriten ausscheiden sehen“, weiß der SVW-Coach, dass viele Beobachter die Partie bereits als vorweggenommenes Endspiel betrachten.
Laurent Jans ist bei der Nationalmannschaft
Diese Konstellation und die Aussicht nach einem Jahr in der Zuschauerrolle wieder in der 1. Hauptrunde des DFB-Pokals dabei sein zu können, sollte die Waldhöfer zusätzlich motivieren, die zuletzt in Essen zwar spielerisch eine Steigerung zeigten, aber angesichts ihrer Abschlussschwäche letztlich wieder mit leeren Händen dastanden, was die Krise am Alsenweg verschärfte.
Zudem haben die SVW-Kicker mit Personalproblemen zu kämpfen: So konnte zwar Torwart Jan-Christoph Bartels wieder voll trainieren, nachdem seine Platzwunde am Kinn genäht wurde, allerdings klaffen vor ihm noch große Lücken. Tim Sechelmann ist weiter kein Thema, Laurent Jans ist bei der luxemburgischen Nationalmannschaft und Marcel Seegert konnte wie der am Sonntag wegen Muskelproblemen ausgewechselte Jonas Albenas bislang nur individuell trainieren. Wer hier in den Kader rutschen könnte, soll nach dem Abschlusstraining und weiteren Belastungsproben am Freitag entschieden werden.
So könnte beim SVS die Abwehr zur SVW-Achillesferse werden, doch die Harmlosigkeit im Angriff stand der Misere mit den zweitmeisten Gegentoren in der Liga bislang ebenfalls in nichts nach.
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