Kommentar Waldhof-Krise: Warum der Absturz bisher nicht zu Konsequenzen geführt hat

Die Krise beim SV Waldhof hat mit dem 0:2 in Essen dramatische Züge angenommen. Aber Konsequenzen, um den Absturz zu stoppen, bleiben weiter aus. Warum dem so ist, lässt sich mit Blick auf das Innenleben an der Vereinsspitze erklären

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Alexander Müller
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Die Erklärungen ähneln sich bis zur Unverwechselbarkeit, die Muster beim Niedergang wiederholen sich. Die Krise beim SV Waldhof hat mit dem 0:2 in Essen dramatische Züge angenommen. Aber Konsequenzen, um den Absturz zu stoppen, bleiben weiter aus. Diese Folgenlosigkeit der Misere lässt einen tiefen Einblick ins Innenleben des SVW zu. Ein Verein, in dem die Mechanismen des Geschäfts außer Kraft gesetzt scheinen, weil sich vier schwache Verantwortliche gegenseitig stützen.

Der geschwächte Sportchef Tim Schork stützt den geschwächten Trainer Rüdiger Rehm. Der geschwächte Präsident Bernd Beetz stützt den geschwächten Geschäftsführer Markus Kompp. Weil das ganze wacklige Kartenhaus möglicherweise zusammenbräche, würde man nur eines dieser Teile entfernen, bleibt alles beim Alten. Man nähert sich dem Abgrund, aber wenigstens gemeinsam.

Weil es der Hierarchie gebührt, fangen wir bei unserer Einzelbetrachtung oben an. Präsident und Mäzen Beetz hat viel Vertrauen an der Basis verspielt. Er unterschätzte die Bedeutung der Krise bei der Jugend für die Seele des SVW und ließ es einfach geschehen, als Kompp Ex-Sportchef Jochen Kientz loswerden wollte. Bei der Wahl des Nachfolgers verpasste es der 73-Jährige dann, dem Verein wieder die nötige sportliche Kompetenz zuzuführen. Vor allem aber hat seine unerklärliche Nibelungentreue zur Reizfigur Kompp, der in Präsidenten-Sohn Christian Beetz einen mächtigen Fürsprecher besitzt, den Verein gespalten.

Sv Waldhof Mannheim: Es braucht einen Neuanfang

Die Grenze war spätestens überschritten, als sich Kientz im Zuge seiner Entlassung einer Rufmord-Kampagne ausgesetzt sah, dessen Urheberschaft nicht nur er selbst an der Spitze der Spielbetriebs-GmbH verortete. Wir erinnern uns: der später vor dem Arbeitsgericht eilig wieder zurückgenommene Vorwurf eines manipulierten Corona-Tests. Dass Kompp diese unsägliche Affäre schadlos überstanden hat, ist im deutschen Profifußball beispiellos. Es zeigt aber auch, dass er sich in den aktuellen Machtstrukturen offenbar alles erlauben kann. Das riecht unangenehm nach Vetternwirtschaft. Ein Neuanfang ohne Altlasten auf dem Posten des Geschäftsführers, der die Waldhof-Familie wieder einen kann, ist überfällig.

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Das leitet über zur Krise im sportlichen Bereich. Kompp hat sich vor zwei Jahren für Schork als interne Lösung auf der Position des Sportchefs starkgemacht – gegen erfahrenere Bewerbungen. Dieses Experiment ist als gescheitert zu betrachten, der Kader hat seit Schorks Amtsantritt immens an Qualität verloren. Bis hin zum tristen Status Quo, bei dem der SV Waldhof ohne substanzielle Verstärkungen im Winter ein unstrittiger Abstiegskandidat ist.

Schorks letzte Trainerlösung Rüdiger Rehm besaß Charme. Die Rückkehr eines beliebten Ex-Profis, der weiß, wie der SVW tickt. Doch auch hier muss man attestieren, dass Rehm mit dem ihm zur Verfügung gestellten Personal bisher nichts anzufangen weiß. Ohne den auf seinem Stallgeruch basierenden Kredit wäre der Trainer schon rausgeflogen. Aber noch hält sich auch das vermeintlich schwächste Glied der Kette im Amt. Weil aus der gleichzeitigen Schwäche von Beetz, Kompp und Schork eine fatale Blockade erwachsen ist, Entscheidungen zum Wohle des SV Waldhof zu treffen.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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