Duisburg/Mannheim. Ob nun die eine Stunde längere Nachtruhe leistungsentscheidend war, sei einmal dahingestellt, aber Dominik Martinovic war sich sicher. „Dem ein oder anderen hat es bestimmt gutgetan. Aber ich will da jetzt keine Namen nennen“, sagte der nach eigener Aussage inzwischen unter die Frühaufsteher gegangene Stürmer mit einem breiten Grinsen.
Viel war vor dem 3:1-Sieg beim MSV Duisburg über die veränderten Routinen gesprochen worden, am Ende stand tatsächlich der lang ersehnte zweite Auswärtssieg nach zuvor vier vergeblichen Anläufen, was auch Trainer Patrick Glöckner Freude machte. „Das hat gefruchtet und das werden wir jetzt natürlich beibehalten“, stand für Glöckner schon am Freitagabend in Duisburg der Ablaufplan für die Fahrt zur Nachholbegegnung beim TSV 1860 München (Dienstag, 19 Uhr) fest. Und auch wenn die Veränderungen vielleicht klein waren, war herauszuhören, dass gerade auch bei solchen Randerscheinungen das Vertrauen zwischen Trainerteam und Mannschaft offenbar ziemlich groß ist. „Ich denke, wir haben da gerade eine perfekte Kombination. Die wollen nicht immer nur deren Plan durchdrücken, sondern nehmen auch Sachen an, wenn zum Beispiel erfahrene Spieler etwas ansprechen“, erklärte Torjäger Martinovic, der in Duisburg mit seinem sehenswerten Linksschuss den Schlusspunkt zum 3:1-Sieg gesetzt hatte (86.). Im Gegenzug setzte das Team nach der Pause wiederum die eingeforderte taktische Marschroute perfekt um, nachdem die 2:1-Führung zur Halbzeit mehr als wackelig war.
„Wollen weiter punkten“
So hatten die frühen Tore von Marc Schnatterer (4.) und Marcel Costly (19.) den paradoxen Effekt, dass sich der Waldhof zurückzog und Duisburg die Gelegenheit gab, einen Ball nach dem anderen auf die MSV-Sturmkanten Aziz Bouhaddouz und Orhan Ademi zu zirkeln. Die Waldhöfer Innenverteidigung geriet dadurch brutal unter Druck. „Das war ein hartes Stück Arbeit und schwer zu verteidigen “, bestätigte Waldhof-Kapitän Marcel Seegert. Dass nicht mehr passierte, als der Anschlusstreffer durch Bouhaddouz (26.), war abgesehen von Timo Königsmanns Glanzparade gegen Bouhaddouz und der Plackerei des Duos Seegert/Verlaat teilweise auch etwas Glück.
Mit einer Umstellung auf eine Formation mit einem zweiten Angreifer gelang es den Mannheimern dann aber, den Bemühungen der Zebras die Wucht zu nehmen. „Beide Stürmer haben die Innenverteidiger dann so angelaufen, dass sie gezwungen waren, einen unkontrollierten Ball nach vorne zu spielen. Das ist uns dann auch besser gelungen“, blickte der gewohnt lauffreudige Costly auf den wohl entscheidenden Kniff zurück, der das SVW-Team als defensive Einheit wieder sicherer machte und dennoch die ein oder andere Aktion nach vorne ermöglichte.
Taktisch flexibel, wie zuletzt gegen Osnabrück mit der nötigen Leidenschaft und bislang auch ohne Probleme auf den nun tiefer werdenden Plätzen - so präsentiert sich der SV Waldhof im Herbst 2021 als echte Spitzenmannschaft, nachdem sich der Endspurt Richtung Weihnachten im Vorjahr noch weitaus schwieriger gestaltet hatte. Dort brachte eine schwarze Serie von drei sieglosen Spielen mit 1:11-Toren die Mannheimer gehörig vom Weg ab und Trainer Glöckner unter Druck. Am Dienstag geht es nun ausgerechnet zu den Münchner Löwen, die dem SVW um ungefähr die gleiche Zeit vor einem Jahr ein schmerzhaftes 0:5 beibrachten.
Schlechte Erinnerungen an 1860
Ein ähnliches Debakel wäre allerdings mehr als eine Überraschung, der Waldhof 2021/22 zeigt sich schließlich weitaus stabiler sowie selbstbewusster als im Vorjahr und kann die Reise nun zudem mit einer eingespielten, qualitativ verbesserten Mannschaft antreten.
„Wenn wir unsere Leistung auf den Platz bringen, sind wir schwer zu schlagen“, sagt Acht-Tore-Stürmer Martinovic und Kapitän Seegert wagt sogar den etwas weiteren Ausblick. „Bis zur Winterpause wollen wir jetzt noch mal ganz gut punkten und dann können wir eine Zwischenbilanz ziehen. Bis dahin gilt es, ehrliche Arbeit zu verrichten und die Chance zu wahren oben dran zu bleiben“, beschreibt Seegert den ausgeschlafenen Waldhof-Plan.
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