Mannheim. Gefühlt ist die aktuelle Krise immer die schwerste. Aber blickt man auf die Historie des SV Waldhof in der Fußball-Neuzeit, kämpften die Mannheimer schon dreimal mit ähnlich schweren oder sogar noch gravierenderen Negativserien. Unser Überblick über die schlimmsten Waldhof-Krisen – und als kleiner Mutmacher zum Schluss die Erinnerung an einen historischen Höhenflug.
Die verhängnisvolle Derby-Niederlage
Eine Durststrecke von sieben Spielen ohne Sieg, wie es sie aktuell zu beklagen gibt, hat der SVW in der 3. Liga schon einmal erlebt. Unter Trainer Patrick Glöckner läutet in der von erheblichen Corona-Einschränkungen betroffenen Saison 2020/2021 eine 0:2-Heimniederlage im Derby gegen den 1. FC Kaiserslautern im leeren Carl-Benz-Stadion Ende Februar 2020 einen Absturz mit sieben Partien ohne Dreier ein. Nach dem 29. Spieltag und einem 0:1 beim FC Ingolstadt steht der Waldhof als Tabellen-13. nur noch vier Punkte über dem Abstiegsstrich. Vor dem richtungsweisenden Duell gegen den FSV Zwickau heizen die durch die Pandemie-Bestimmungen ansonsten ausgesperrten Waldhof-Fans ihrem Team mit motivierenden Bannern auf dem Trainingsgelände am Alsenweg ein. Ein 1:0-Arbeitssieg gegen die Sachsen Anfang April 2020 beendet den Sinkflug. „Die Fans haben einen brutalen Anteil“, lobt Glöckner damals, und Angreifer Joseph Boyamba sagt nach dem Zwickau-Spiel: „Das war heute die Antwort an die Fans, dass wir noch leben.“ Mit einem Schlussspurt und 13 Punkten aus den letzten fünf Saisonspielen verbessern sich die Mannheimer in dieser Spielzeit sogar noch auf den achten Platz.
Der fast vergessene Negativrekord
In der Saison 1988/89, der Spielzeit vor dem Bundesliga-Abstieg 1990, kommt es für die Blau-Schwarzen knüppeldick. Zwischen dem 20. August 1988 – einem 0:1 am vierten Spieltag in Nürnberg – und dem erlösenden 2:1-Sieg im Heimspiel gegen den fränkischen Traditionsverein am 11. März 1989, bleibt der SVW unter Trainer Günter Sebert 17 Spiele, über ein halbes Jahr oder umgerechnet eine komplette Bundesliga-Halbserie ohne Sieg. Dass am Saisonende dennoch der souveräne Klassenerhalt steht, ist einem starken Finish zu verdanken. Unter anderem gelingen den Kurpfälzern im weiteren Verlauf der Rückrunde noch Siege im Dortmunder Westfalenstadion (2:1), gegen Eintracht Frankfurt (1:0) und den 1. FC Köln (2:1). Erzrivale 1. FC Kaiserslautern schlagen die Waldhöfer auf dem heimischen Betzenberg durch Tore von Gerd Dais, Peter Lux und Kalle Bührer sogar 3:0. Am Ende wird der SVW mit 31:37 Punkten Zwölfter.
Der Bundesliga-Abstieg nach dem Dais-Schock
Diesen Schwung nehmen die Mannheimer mit in die folgende Bundesliga-Saison 1989/90. Zum Abschluss der Hinrunde steht der SVW auf einem Platz, der zur Teilnahme am UEFA-Cup berechtigen würde. Das Unheil beginnt ausgerechnet mit einem Derby-Triumph. Im ersten Ligaspiel des Jahres schlägt das Sebert-Team Ende Februar 1990 den 1. FC Kaiserslautern furios mit 4:0. Dabei verletzt sich Leistungsträger Gerd Dais schwer und fällt für den Rest der Saison aus. Danach kennt der Fahrstuhl nur noch eine Richtung: nach unten. Die Mannheimer, ausgezehrt von weiteren Verletzungen, bleiben in den restlichen zwölf Saisonspielen ohne Sieg und holen nur noch drei Punkte. Nach sieben Jahren verabschiedet sich der SVW am Saisonende als Absteiger wieder aus der Bundesliga – und ist bis heute nicht ins Fußball-Oberhaus zurückgekehrt.
Fast unbesiegbar unter Bernhard Trares
In der ersten Drittliga-Saison 2019/20 endet mit einem 1:2 am achten Spieltag gegen die Würzburger Kickers ein Höhenflug, den es in dieser Form beim SVW so womöglich nie wieder geben wird. Saisonübergreifend bleibt der Aufsteiger aus der Regionalliga unter Trainer Bernhard Trares in 29 Liga-Spielen in Folge ungeschlagen.
„Vielleicht ist es ja ganz gut, dass die Serie jetzt mal gerissen ist, das Gerede darüber aufhört und wir uns wieder ganz auf unseren Fußball konzentrieren können“, kommentiert Trares in seiner gewohnt lakonischen Art die erste Niederlage nach Ewigkeiten.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Waldhof-Krise: Warum der Absturz bisher nicht zu Konsequenzen geführt hat