Mannheim. Simon Batz verließ die Hallen-DM der Leichtathleten in Dortmund nicht nur wegen seines wertvollen Gepäckstücks mit einem guten Gefühl. Klar, dass der Weitspringer der MTG Mannheim seiner Favoritenrolle gerecht wurde und sich am Sonntag mit guten 7,86 Metern Titel und Goldmedaille holte, stand an erster Stelle. Tief im Innern setzte sich aber zudem die Erkenntnis durch, dass er mit seinem Wechsel zur MTG in die Trainingsgruppe von Sebastian Bayer alles richtig gemacht hat.
Beuger-Probleme hatten Batz in den vergangenen Jahren immer wieder zu schaffen gemacht. Der 20-Jährige setzte nun alles auf eine Karte und wollte es noch einmal wissen. Er steigerte seine Bestleistung auf 7,91 m, was ihn weiter anspornte. Das neue Selbstvertrauen zeigte er auch in Dortmund. Mit 7,66 m stieg Batz in den Wettkampf ein, im zweiten Versuch ließ er die Siegesweite folgen, mit der er Dreisprung-Dominator Max Heß (LAC Chemnitz) um zehn Zentimeter distanzierte.
„Der Titel ist super, gar keine Frage. Ich wäre aber gerne weiter gesprungen“, sagte Batz und ergänzte: „Die Konstanz war heute da und ich komme auch immer besser am Brett zurecht, aber technisch ist noch einiges zu tun. Das weiß ich. Darauf liegt in diesem Jahr auch der Fokus.“
Die Acht-Meter-Marke soll es sein. Für jeden Weitspringer ist dies eine Schallmauer. Batz will jedoch nichts übers Knie brechen und diese Weite erzwingen. „In diesem Jahr ist die U-23-EM mein Ziel, aber viel wichtiger ist mir, dass ich mich technisch entwickle. Dann kommen die acht Meter automatisch.“
Drama am Samstag
Nicht nur Batz bescherte der MTG einen Titel, sondern auch der Mann mit Nerven aus Drahtseilen: Nach dem Silber-Drama über 60 Meter am Samstag ließ Robin Ganter am Sonntag den Triumph über 200 Meter in persönlicher Bestzeit von 21,19 Sekunden folgen. Zum Abschluss holte er mit Patrick Domogala, Timo Lange und Jonas Kriesamer in 1:26,27 Minuten auch noch die Silbermedaille über 4x200 m hinter der LG München (1:25,43).
„Nach Silber über 60 Meter jetzt Gold über 200 Meter - ich bin mega zufrieden. Den Titel heute wollte ich unbedingt, auch wenn ich die Silbermedaille über 60 Meter selber höher einordnen würde“, sagte der 21-Jährige, der einen nervenaufreibenden Samstagabend erlebt hatte.
Noch lange, nachdem die Sprinter die Ziellinie überquert hatten, herrschte Rätselraten in der Halle. Fest stand nur, dass Aleksandar Askovic (LG München) das 60-Meter-Rennen in 6,56 sec gewonnen hatte. Doch an wen gingen die anderen beiden Medaillen? Ganter wurde in 6,65 sec als Zweiter ausgewiesen, Philipp Corucle vom VfB Stuttgart (6.66) als Dritter, obwohl die beiden nach Julian Wagner (LC Top Team Thüringen/6,55) und Owen Ansah (Hamburger SV/6,58) ins Ziel kamen. Was war passiert?
Wagner und der ebenfalls in Mannheim bei Bayer trainierende Ansah hatten einen Fehlstart produziert. Die Kampfrichterin zeigte beiden Athleten die Rote Karte - Disqualifikation. Wagner und Ansah begaben sich aber wieder in die Startblöcke und liefen unter Vorbehalt mit. Ihre Vereine legten Protest gegen die Wertung des Laufs ein. Erst kurz nach 20.30 Uhr stand fest, dass dieser abgeschmettert wurde und Ganter auf dem Silberrang blieb.
„Der Protest, die Dopingkontrolle - das gehört halt alles dazu“, gab sich Ganter am Tag danach völlig relaxed. „Ich bin mit der besten Vorleistung über 200 m angereist. Dass ich der Favoritenrolle gerecht werde, muss man erst mal machen.“
Zufriedenstellende Bilanz
„Mit zwei Gold- und zwei Silbermedaillen liegen wir im Soll“, zog MTG-Leistungssportchef Rüdiger Harksen zufrieden Fazit. „Dass Robin dreimal Edelmetall mitnimmt, ist sehr stark. Auch Simon war überragend, wenn man bedenkt, dass er aus kurzem Anlauf gesprungen ist und fast nur auf Technik gesetzt hat. Zudem haben wir gute Finalplätze belegt.“
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Damit sprach Harksen vor allem die vierten Ränge von Hürdensprinter Yannick Spissinger (7,85 sec) und Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye an. Die 24-Jährige, die mit 17,53 m einen halben Meter unter ihrer in dieser Saison aufgestellten Bestweite lag, haderte mit den Umständen ihres Wettkampfs: „Es gab viele Unterbrechungen - mal wegen des Stabhochsprungs, mal wegen des Hürdensprints. Ich habe mich schwer damit getan, den Fokus zu behalten. Schade, ich hätte gerne gezeigt, dass ich mehr draufhabe.“ Beim Europacup in Leiria soll es in drei Wochen wieder besser klappen.
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