Mannheim. Schiedsrichterin Selina Menzel hatte gerade die Partie in der Fußball-Oberliga zwischen dem VfR Mannheim und dem Türkischen SV Singen angepfiffen, als sich Lennart Thum den Ball schnappte, einen kurzen Sprint an den gegnerischen Strafraum hinlegte und abzog. Die eigenen Teamkollegen schauten, die Singener Akteure schauten – und der Ball flog unhaltbar in die lange Ecke des TSV-Gehäuses.
Thum hatte wohl das schnellste Mannheimer Tor in der laufenden Saison erzielt, die Partie war nicht mal 30 Sekunden alt. Die frühe Führung spielte dem VfR natürlich voll in die Karten, letztlich gewannen die Rasenspieler gegen den schwachen Aufsteiger locker mit 4:0. Das Team von Trainer Marcel Abele bleibt in der Tabelle damit zwei Punkte hinter dem Spitzenreiter VfR Aalen auf dem zweiten Platz.
Im zentralen Mittelfeld bei den Mannheimern zeigte am Samstag Sven Mende eine sehr ordentliche Partie. Der Routinier hatte seinen fünften Starteinsatz. Der 31-Jährige sorgte mit Jannik Marx in der Zentrale dafür, dass der Ball lief, die Angriffe initiiert wurden und sicherte mit nach hinten ab. „Wir haben mit dem schnellen Tor Singen schnell den Stecker gezogen. Ich denke, das war ein sehr souveräner Auftritt“, sagt Mende im Rückblick.
„Die Vision beim VfR hat mich sofort gepackt“
Der gebürtige Göppinger kam im Sommer neu vom Mannheimer Oberligarivalen 1. CfR Pforzheim. Dort war Mende lange Zeit Kapitän. Warum der Wechsel zum VfR? „In Pforzheim gab es nach der vergangenen Saison einen großen Umbruch. Ich wollte noch einmal bei einem Verein spielen, der oben in der Oberliga angreifen will.
Ich hatte sehr intensive und ehrliche Gespräche mit Ali Ibrahimaj und Hakan Atik (der Sportvorstand und der Sportliche Leiter des VfR, Anm. d. Red.) und die Vision, die sie mir aufgezeigt haben, hat mich sofort gepackt“, sagt der Mittelfeldmann, der über 250 Pflichtspiele in der 3. Liga, der Regional- und der Oberliga absolviert hat. Unter anderem für den VfB Lübeck, Wehen Wiesbaden sowie die Zweitvertretungen des VfB Stuttgart, FC Schalke 04, FC St. Pauli und Hamburger SV. „Ich möchte meine Erfahrung einbringen, Verantwortung übernehmen, aber auch selbst noch einmal alles aus mir herausholen.“
Bauchmuskelverletzung zu Beginn der Saison
In der Vorbereitung zog sich Mende allerdings eine Bauchmuskelverletzung zu, die dazu führte, dass er zu Saisonbeginn erst einmal zuschauen musste. „Natürlich will jeder Spieler in der Stammelf dabei sein. Aber wir haben hier so viele gute Jungs. Wir sind als Mannschaft sehr breit aufgestellt. Das Wichtigste ist der Erfolg der Mannschaft“, sagt Mende.
Seinen Wechsel zum VfR Mannheim hat er noch keine Minute bereut. „Die Bedingungen beim VfR sind wirklich super. Was wir als Spieler hier geboten bekommen, ist wahnsinnig. Alle Leute hängen sich voll rein“, zeigt sich der Mende vom Vereinsumfeld begeistert.
„Sven passt perfekt in unser Anforderungsprofil“
Die Sportliche Leitung der Rasenspieler hält wiederum viel vom Routinier. „Sven passt perfekt in unser Anforderungsprofil: fußballerisch stark, defensiv diszipliniert, mit Übersicht und Erfahrung. Außerdem bringt er eine Siegermentalität mit, die wir in engen Spielen brauchen“, sagt Hakan Atik und betont: „Ich bin überzeugt: Er wird auf und neben dem Platz eine tragende Rolle spielen.“
VfR Mannheim – Türkischer SV Singen 4:0 (3:0)
VfR Mannheim: Nreca-Bisinger - Sentürk (65. Seifert), Kuhn, Mißbach, Akoto (72. Okwubor) - Rona (72. Becker), Marx (68. Wemhoener), Mende - Esswein (65. Veselaj), Thum - Pander.
Türkischer SV Singen: Barjasic - Compagnucci Almeida, Serpa (45. Zidan), Malaj (45. Emminger), Zimmermann - Niedermann, Mboob (60. Bak), Karacan, Altindag (82. Hamdushi) - Yilmaz (68. Hasan), Hoxha.
Tore: 1:0 Thum (1.), 2:0 Esswein (22., Foulelfmeter), 3:0, 4:0 Pander (39., 70.).
Gelbe Karten: Sentürk, Akoto – Hoxha, Niedermann.
Beste Spieler: Pander, Thum, Rona – Barjasic.
Zuschauer: 334.
Schiedsrichterin: Selina Menzel (Karlsruhe).
Beim Sieg gegen den Türkischen SV Singen strahlte Mende die beschriebenen Führungsqualitäten aus. In der Regionalliga in der kommenden Saison zu spielen? Wäre das was für den mit seiner Familie in Pforzheim wohnhaften neuen Mannheimer Mittelfeldakteur? „Auf jeden Fall hat der Verein die passenden Strukturen, unser Kader ist sehr gut besetzt. Ich bin auch hier hergekommen, um den Aufstieg zu schaffen“, sagt Mende und macht klar: „Auch im Pokal haben wir das Halbfinale erreicht. Ich würde wirklich sehr gerne meinen Teil dazu beitragen, dass wir in beiden Wettbewerben ganz weit kommen.“
In der Liga steht der VfR derzeit noch hinter dem VfR Aalen. Das Gipfeltreffen haben die Rasenspieler gegen die Schwaben vor wenigen Wochen noch mit 0:1 verloren. „Natürlich war die Niederlage dort ärgerlich, aber die Saison geht noch so lange. Ich bin überzeugt davon, dass für uns alles möglich ist, wenn wir die nächsten Spiele so angehen wie die vergangenen Partien.“
VfR-Coach Marcel Abele zeigte sich nach der Partie am Samstag sehr zufrieden mit dem Auftritt seiner Mannschaft. „Wir hatten eine gute Schärfe in unserem Spiel und haben keine Torchance des Gegners zugelassen. Uns ist es gelungen, bereits in der gegnerischen Hälfte die Bälle durch Gegenpressing zurückzugewinnen. Das ist Fußball, wie ich ihn mir vorstelle“, so der Trainer.
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