Fußball

Nach hitzigem Südwestderby weiter Dampf im Kessel

Von 
Thorsten Hof
Lesedauer: 
Waldhof-Sportchef Jochen Kientz (2.v.l.) geriet auch mit FCK-Sportgeschäftsführer Thomas Hengen (4.v.l.) nicht nur verbal aneinander. © Alfred Gerold

Mannheim/Kaiserslautern. Das völlig überhitzte Derby zwischen dem 1. FC Kaiserslautern und dem SV Waldhof vom Samstag (0:0) beschäftigte auch zwei Tage nach dem Abpfiff weiter die Gemüter. Doch während die Spieler versuchten, das letztlich frustrierende Remis aus den Köpfen zu bekommen, um sich auf die nächste Aufgabe gegen den Halleschen FC (Samstag, 14 Uhr, Carl-Benz-Stadion) vorzubereiten, dürften die Tumulte an der Seitenlinie nach der Roten Karte für FCK-Profi Kenny Prince Redondo (25.) für Waldhof-Sportchef Jochen Kientz Folgen haben. Ihm drohen nach seiner Roten Karte nun einige Spiele Sperre für den Innenraum.

Kientz marschierte am Samstag nach dem Foul an Hamza Saghiri schnurstracks Richtung Spielfeld, forderte lautstark Rot, lieferte sich ein Handgemenge mit FCK-Sportchef Thomas Hengen und schonte in seinem Zorn weder die eigenen Betreuer noch Schiedsrichter Florian Heft, den er nach seiner Verbannung aus dem Innenraum am Arm packte.

Szenen, die dem Ex-Profi in der Nachbetrachtung sicher peinlich sein dürften und für der er sich inzwischen entschuldigte. „Natürlich war das Auftreten von mir in Bezug auf die Vorbildfunktion, die wir im Profisport inne haben, nicht ideal“, meinte Kientz. Der 48-Jährige wollte sich allerdings nicht als einziger böser Bube am Spielfeldrand gebrandmarkt sehen, sondern verwies auch auf seinen Sportchef-Kollegen Thomas Hengen, mit dem er nicht nur verbal aneinandergeriet.

Mehr zum Thema

Fußball

Tritte, Rudel und Waldhofs verlorener Wettlauf mit der Zeit

Veröffentlicht
Von
Thorsten Hof
Mehr erfahren

Fußball Kaiserslautern gegen Waldhof: Derby auf üblem Niveau

Veröffentlicht
Kommentar von
Thorsten Hof
Mehr erfahren
Torloses Remis im Südwestderby

SV Waldhof verpasst Derby-Sieg in Kaiserslautern trotz doppelter Überzahl

Veröffentlicht
Von
Thorsten Hof
Mehr erfahren

„Es entstand eine Rudelbildung, bei der mich Thomas Hengen schubste, was ich in diesem Moment als Schlag empfand. So etwas lasse ich mir von niemandem gefallen, weshalb die Emotionen in diesem Moment etwas höher kochten“, beschrieb Kientz die unwürdigen Szenen auf dem Betzenberg aus seiner Sicht.

„Bilder sprechen für sich“

Hengen deutete die Szene genau entgegengesetzt und sprach am Sonntagabend im SWR-Fernsehen davon, einen Schlag von Kientz wahrgenommen zu haben. „Die Bilder sprechen für sich, das war nicht nur ein Versuch - das ging schon in die Richtung. Er ist handgreiflich gegenüber Verantwortlichen und dem Schiedsrichter geworden. Das war schon ein bisschen drüber“, sagte Hengen über seinen Kollegen.

Der ehemalige FCK-Profi handelte sich im weiteren Verlauf eine Verwarnung ein, sein Team-Manager Florian Dick musste noch vor der Halbzeit ebenfalls auf die Tribüne, nachdem er weit außerhalb des Coaching-Bereichs beim Linienrichter ein vermeintliches Handspiel von Jesper Verlaat reklamiert hatte.

„Da müssen wir uns außerhalb des Platzes besser im Griff haben“, so Hengen, der selbstkritisch anführte: „Das Spiel war teilweise zu hart geführt, auch von außen. Wir müssen uns da auch selbst an die Nase packen.“ Für Jochen Kientz lagen die Dinge einfacher. „Die Spielweise der Gastgeber war von der 1. Minute an sehr hart und teilweise sehr provokant, wie bereits beim Rückspiel in der vergangenen Saison“, sagte der Sportchef der Mannheimer. Der Tritt von Redondo Richtung Saghiri habe das Fass dann zum Überlaufen gebracht. „Man darf nicht außer Acht lassen, dass sich Hamza wirklich sehr schwer in dieser Situation verletzen hätte können. Zunächst einmal ist es meine Aufgabe, unser gesamtes Team zu schützen. Dies habe ich mit meinem Handeln in diesem Moment gemacht und ihnen den Rücken gestärkt“, begründete Kientz sein Auftreten, das nicht zuletzt auch die Security-Mitarbeiter der Lauterer am Spielfeldrand auf den Plan rief.

„Ich wurde geschubst“

Auch dieses Aufeinandertreffen ging nicht ohne Körperkontakt ab. „Ich wurde geschubst, was logischerweise nicht zur Deeskalation beigetragen hat. Das Verhalten der Security kann ich in diesem Fall nur kritisch hinterfragen. Ich hoffe ganz stark, dass dies nicht noch einmal passieren wird“, echauffierte sich Kientz im Rückblick, der das Geschehen an den nächsten Spieltagen wohl aber ohnehin nur aus größerer Entfernung miterleben kann.

Bis zum Nachmittag ging vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) zwar noch keine Ankündigung eines Ermittlungsverfahrens des Kontrollausschusses beim SV Waldhof ein, doch dass der DFB als Veranstalter der 3. Liga dieses Verhalten ungestraft lässt, ist nicht zu erwarten. Michael Henke, der ehemalige Sportdirektor des heutigen Zweitligisten FC Ingolstadt wurde im Oktober beispielsweise mit einem Innenraumverbot für zwei Spiele und einer Geldstrafe in Höhe von 3000 Euro belegt, nachdem er dem damaligen FCK-Coach Jeff Saibene nach Spielschluss in die Hacken trat.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen