Interview

Mannheimer Sportler des Jahres: „Faustball ist eine coole Sportart“

Mit der Auszeichnung als Mannheims "Sportler des Jahres" im Gepäck möchte Nick Trinemeier den Faustballsport in seiner Heimatstadt populärer machen. Helfen soll auch die WM in Mannheim in zwei Wochen

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Sibylle Dornseiff
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Mannheims „Sportler des Jahres“ Nick Trinemeier fiebert der Heim-WM entgegen. © PIX-Sportfotos/Lukas Adler

Mannheim. Herr Trinemeier, Sie wurden vor kurzem erstmals zu Mannheims „Sportler des Jahres“ gewählt. Wirkt der Titel noch nach oder hat der Alltag Sie eingeholt?

Nick Trinemeier: Es fühlt sich immer noch sehr gut an, auch wenn inzwischen einiges passiert ist. Es ist eine sehr schöne Auszeichnung, über die ich mich noch immer freue.

Gibt sie zusätzliche Motivation für die Heim-WM?

Trinemeier: Die Motivation ist eh schon so groß, dass sie nicht mehr zu steigern ist. Aber sie sorgt für Aufmerksamkeit und macht hoffentlich noch mehr Menschen Lust auf Faustball.

Hatten Sie Einfluss auf die Vergabe nach Mannheim?

Trinemeier: Nein, die Bewerbung war ja schon vor vier Jahren. Ich weiß aber, dass der TV Käfertal und mein Vater als dessen Vorstand federführend waren.

Nick Trinemeier

  • Nick Trinemeier wurde am 23. Oktober 1989 in Mannheim geboren und wuchs in Neckarau auf. Er studierte in Heidelberg Lehramt, lebt auch dort und ist Gymnasiallehrer (unter anderem für Englisch und Sport) in Stutensee.
  • Durch den ältesten seiner drei Brüder kam er als Jugendlicher zum Faustball, spielte bis 2009 beim TV Käfertal, wechselte zum TV Pfungstadt und kehrte 2015 wieder zum TVK zurück.
  • Trinemeier hat mit „Praxisideen“ ein Lehrbuch über Faustball geschrieben, das Ende 2022 erschienen ist.
  • Er ist zweifacher Weltmeister (2015, 2019) sowie Europameister (2014) und World-Games-Sieger (2017, 2022).
  • Bei der WM in Mannheim (22. bis 29. Juli) will er mit dem Nationalteam den Titel verteidigen. 

Die Finals werden in der SAP Arena ausgetragen. Haben Sie eine Vorstellung davon, wie es ist, in einer Halle auf Rasen zu spielen?

Trinemeier: Nein, das ist ein völlig neues Terrain. Auch für die SAP Arena ist ein Naturrasen ein Novum. Ich finde das sehr spannend – vor allem, weil ich schon oft selbst als Gast dort war. Erstmals dort auf Rasen zu spielen, birgt Überraschungsmomente wie zum Beispiel: Wie springt der Ball? Die Teams haben höchstens vor Beginn 15 Minuten Zeit, sich einzugewöhnen. Tests zuvor sind nicht möglich.

Faustball wird im Sommer auf Rasen, im Winter in der Halle gespielt. Was mögen Sie lieber?

Trinemeier: Ich mag den Rasen etwas mehr.

Sie sind in Sachen Faustball familiär geprägt, haben drei Brüder, die alle gespielt haben oder noch spielen. Wer hat Sie dazu gebracht?

Trinemeier: Mein älterer Bruder. Ich bin der zweitälteste. Unsere Familie ist im Familiensport Faustball untypisch. Normalerweise kommen Kinder über ihre Eltern dazu. Bei uns war es umgekehrt: Wir vier haben unseren Vater dazu gebracht. Er spielt noch immer in einem AH-Team.

Faustball ist eine Randsportart und gilt nicht unbedingt als cool und trendig. Was fasziniert Sie daran?

Trinemeier: Wenn man selbst spielt, ist es eine coole Sportart, auch wenn wir nicht die ganz große Bühne haben. Aber von der Grundidee ist Faustball einfach – auch für Zuschauer leicht nachvollziehbar. Man sieht sehr schnell, was gut und schlecht ist. Dazu verbindet es Athletik, Schnelligkeit, Kooperation, Ballgefühl, Teamgeist und Taktik. All diese Komponenten machen Faustball sehr spannend.

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Gab es für Sie konkurrierende Sportarten?

Trinemeier: Nicht wirklich, aber ich habe an allem Spaß, was mit einem Ball und einer Mannschaft zu tun hat.

Sie sind beim TVK groß geworden, dann 2009 zum TV Pfungstadt und kehrten 2015 nach Käfertal zurück. Was waren die Gründe?

Trinemeier: In Pfungstadt konnte ich meinen Traum erfüllen, in die Junioren-Nationalmannschaft zu kommen. Wir waren Deutscher Meister, haben den Europa- und den Weltpokal gewonnen. Sportlich war das der richtige Weg. Mehr geht für einen Verein nicht. Es stand aber immer fest, dass ich nach Pfungstadt wieder zum TVK gehen würde. Ich hatte auch immer ganz engen Kontakt, war auch Jugendcoach. Ich wollte 2015 – da war ich 26 – in einem Alter zurück, in dem sportlich noch etwas möglich ist. Ich hatte Lust auf eine neue Herausforderung und traf auf eine Mannschaft, die sich entwickelte. Wir waren dann dreimal deutscher Vizemeister und haben Bronze im Europapokal gewonnen.

Welche Erfolge oder Ereignisse haben für Sie eine ganz besondere Bedeutung?

Trinemeier: Es sind immer die ersten Erfolge, an die man sich besonders erinnert. Wenn man vorher nicht glaubte, dass sie möglich wären. So wie DM-Bronze mit der A-Jugend des TVK, der erste EM-Titel mit der U 21 oder das erste WM-Gold 2015. Auch mit der ersten DM-Medaille des TVK hätten wir nicht unbedingt gerechnet.

Mir liegt immer am Herzen, dass sich alle im Team wohlfühlen. Nur dann kann man Leistung bringen.

Beschreiben Sie sich einmal selbst.

Trinemeier: Ich bin als Mensch und Sportler zielstrebig und ehrgeizig. Und mir liegt immer am Herzen, dass sich alle im Team wohlfühlen. Nur dann kann man Leistung bringen. Deswegen versuche ich auch immer, neue Spieler sofort einzubeziehen, sie zu unterstützen und alle zu motivieren.

Ist das der Grund, weshalb der Bundestrainer über Sie sagte, Sie seien nicht nur auf dem Rasen, sondern auch für das Team enorm wichtig?

Trinemeier: Ja, das mag schon sein. Wer sich wohlfühlt, spielt auch besser.

Was sind Ihre sportlichen Stärken?

Trinemeier: Ich habe in der Abwehr angefangen und bin jetzt im Angriff, wo es auf Annahme, Zuspiel und Angriff ankommt. Ich würde sagen, ich kann viele Sachen ganz gut, habe wenige totale Schwachpunkte. Außerdem habe ich eine gewisse Spielintelligenz, kann Situationen vorhersehen.

Sie sind mit 33 Jahren topfit. Wie halten Sie sich in Form?

Trinemeier: Das ist eine Sache der Balance. Ich muss viel trainieren, um meine Form zu halten, brauche aber auch mehr Zeit für die Regeneration. Manchmal ist es da besser, etwas langsamer zu sein. Natürlich spielen auch der Lebensstil und die Ernährung eine Rolle. Glücklicherweise hatte ich nie größere Verletzungen.

Mit dem Team unterwegs zu sein, ist wie mit Freunden zusammen zu sein.

Wie ist Ihr Trainingspensum und wie schaffen Sie es, Sport und den Beruf als Vollzeitlehrer zu vereinbaren?

Trinemeier: Das geht – bei einem Schnitt von zwölf Trainingsstunden pro Woche – nur mit einem guten Zeitmanagement. Ich esse oder mache Vorbereitungen auf den Fahrten von der Schule zum Training. Aber ich muss auch im Privatleben Abstriche machen, bin nicht so flexibel. Doch mich zwingt niemand, ich habe Drive und mache alles mit Spaß. Und mit dem Team unterwegs zu sein, ist wie mit Freunden zusammen zu sein.

Werden Sie von Ihrer Schule unterstützt?

Trinemeier: Die Schulleitung und das Kollegium stehen voll hinter mir. Wenn Trainingslager anstehen, stimmen wir uns frühzeitig ab. Ich ziehe Stunden vor, oder die Kollegen springen für mich ein.

Wie lange kann man im Faustball international hochklassig spielen? Und haben Sie schon über ein Karriereende nachgedacht?

Trinemeier: Ich bin der Älteste im Kader. Wir alle haben einen Beruf. Wenn man fit ist, geht viel über Erfahrung. Ich denke, bis Mitte 30 kann man gut sein. Was mein Karriereende betrifft: Vieles spricht fürs Weitermachen, vieles fürs Aufhören. Nach der WM mache ich erst einmal Urlaub und werde im Herbst entscheiden.

Wie ist der TV Käfertal in die WM involviert?

Trinemeier: Ich sage, er ist das Herzstück – zentral in die Organisation einbezogen beim Fahrdienst sowie der Betreuung von Zuschauern und Spielern. Ein Großteil der Volunteers sind vom TVK.

Warum sollten die Menschen bei der WM live dabei sein?

Trinemeier: Weil sie eine Sportart kennenlernen können, die sie zwar nicht gut kennen, die aber spektakulär ist und sich in einem freundschaftlichen Rahmen abspielt. Das Gesamtpaket aus Sommer, Party und tollem Sport stimmt einfach.

Freie Autorin Spezialgebiete Sport und Kultur:Sport: Turnen, Tanzen, Leichtathletik, Kanu, Eiskunstlauf, Short-Track, Curling, Judo, Triathlon, Rope Skipping, Turf, Reiten, Volleyball.Kultur: Theater/Schauspiel, Tanz, Ballett

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