Mannheim. Die 31. Bauhaus-Junioren-Gala wird in die Geschichte eingehen. Nie zuvor gab es beim weltweit größten Leichtathletik-Meeting für die U 20 solch eine Leistungsexplosion wie in diesem Jahr. „Mannheim hat ja den Ruf, immer für Bestmarken gut zu sein, doch die letzten zwei Tage suchen auch europaweit ihresgleichen“, war der Sportliche Leiter Dietmar Chounard freudig überrascht.
Elf nationale und sechs Meetingrekorde, eine Welt- und fünf europäische Jahresbestleistungen, nicht zu vergessen 76 persönliche und 74 Saisonbestmarken begeisterten die Zuschauer und machten einen beträchtlichen Teil der mehr als 600 Talente aus 20 Nationen glücklich.
Hohe Temperaturen sorgen für starke Sprintzeiten
Bei der internationalen Generalprobe für die Junioren-EM Anfang August im finnischen Tampere waren die Wetterbedingungen im Michael-Hoffmann-Stadion perfekt auf die Sprintwettbewerbe zugeschnitten, zumal der schnelle Polytan-Belag die hohen Temperaturen problemlos aushielt.
So begann der erste Tag auch sofort mit einer Weltjahresbestleistung und zwei Meetingrekorden im Hürdensprint. An beiden war Kendry Fuentes aus Qatar beteiligt. Als derzeit Schnellster weltweit lief er im Vor-und Endlauf 12,98 sec und verbesserte den Meeting-Rekord von 2014 (13,15). Der Brite Hanson ging zwar nur als Vierter (13,47) in die Endrunde, doch er steigerte sich auf 13,33 und ist als neue Nummer eins in Europa auch ein Titelkandidat für die EM.
Ebenso spektakulär präsentierten sich die Juniorinnen. Allen voran Vorjahressiegerin Laura Montauban (Frankreich), die 2024 mit 13,07 siegte, diesmal bereits im ersten Durchgang mit MR 13,02 brillierte und erwartungsgemäß auch das Finale gewann (13,09). In der Vorrunde hatte auch Lea Mehringer (LG Oberland, 13,24) mit einer um fast drei Zehntel gesteigerten Bestzeit überzeugt, im Finale wurde sie Vierte (13,34).
Nach einem Kopf-an-Kopf-Einlauf starrten die 100-Meter-Finalisten gebannt auf die Anzeigetafel. Doch als U-18-Europameister Jakob Kemminer (LAC Quelle Fürth) mit neuer Bestzeit 10,31 sec als Sieger feststand, brach Jubel aus. Zeitgleich Zweiter mit vier Tausendstel Rückstand und neuem Schweizer Rekord wurde Ashik Begum.
Wechselbad der Gefühle für Sprinterin Philina Schwartz
Über 100 Meter der Juniorinnen durchlebte Philina Schwartz (SC Berlin) ein Wechselbad der Gefühle. Denn die Schnellste des DLV (PB 11,24) und europäische Nummer zwei verpatzte den Vorlauf (11,72), zeigte aber im B-Finale in 11,38, was sie drauf hat. Das A-Finale hätte sie mit dieser Zeit klar für sich entschieden. Es gewann Emma Goretzka (LAC Berlin) in 11,61. Über 4x100 m rettete Kemminer dem DLV-Quartett Platz zwei (SB 40,01 sec) hinter den von Beginn an führenden Briten (MR 39,34). Hinter den Schweizerinnen (44,07) liefen auch die DLV-Juniorinnen Saisonbestleistung (44,57).
Eine Klasse für sich waren die 200 Meter. Schon im vermeintlich schwächsten Zeitlauf verbesserte Leendert Koekemoer (Südafrika) in Bestzeit auch Meetingrekord auf 20,34. Da konnte das mit Zeiten unter 21 Sekunden gemeldete Favoriten-Trio Alfonso Pedro (Portugal/20,68/Landesrekord), Ethan Franklin (GBR/20,90) und Dean Patterson (GBR/20,94 PB) nicht ganz mithalten. Bei den Juniorinnen setzte sich Lucy Tallon (GBR) mit Rekordzeit 23,54 durch.
34 Teilnehmer, 21 Bestleistungen, eine europäische Bestzeit, ein Meeting- und ein irischer Landesrekord: Das waren die 400 Meter der Junioren, die Koekemoer in 45,41 sec für sich entschied. Zweiter wurde mit irischem Rekord Conor Kelly (46,09). Freude und Frust dürften sich bei Jannis Dettner (LGO Dortmund/47,36) die Waage gehalten haben, denn er verpasste die Norm für die Junioren-EM nur um eine Hundertstel. Bei den Juniorinnen dominierte die Britin Charlotte Henrich mit Meetingrekord 52,56 sec. Über 400 m Hürden unterstrich Oliver Parker (GBR) in 50,83 seine Ambitionen auf eine EM-Medaille.
Eher wenig leistungsfördernd wirkte sich indes die Hitze auf die Wurf- und Stoßwettbewerbe aus. Gleichwohl war der Finne Aatu Kangasiemi im Kugelstoßen – mit 20,51 die Nummer zwei in Europa – bei der Gala mit 19,61 m nicht zu schlagen. Im Diskuswerfen haderte Curly Brown (ET Frankfurt), die mit 58,99 m Beste in Europa und Zweitbeste in der Welt, trotz ihres souveränen Sieges mit ihrer Weite von 54,80 m. Erst bei der Siegerehrung konnte sie wieder lachen.
Meeting-Chef Rüdiger Harksen zufrieden mit der Veranstaltung
Angesichts einer allseits hochgelobten und reibungslosen Veranstaltung zog auch Meeting-Chef Rüdiger Harksen eine rundum positive Bilanz. „Die Qualität misst sich an den Resultaten, sowohl sportlich als auch organisatorisch. Da haben bei den perfekt funktionierenden Teams wieder alle Räder ineinander gegriffen.“
Lange schien das traditionsreiche Event nach dem Ausstieg des Hauptsponsors BASF gefährdet. Umso dankbarer ist Harksen, „dass viele kleinere Sponsoren Verantwortung für den Nachwuchs übernommen und so die Gala am Leben gehalten haben. Das motiviert.“
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