Sie siegte. Sie wies die Konkurrenz überdeutlich in die Schranken. Vor allem aber haderte sie. Hammerwerferin Curly Brown feierte am Samstag bei der 31.Bauhaus-Junioren-Gala in Mannheim den Titelhattrick. Dass die 19-Jährige mit einem Vorsprung von drei Metern auf die zweitplatzierte Spanierin Andrea Njimi Tankeu die Erfolge der Vorjahre wiederholte, ließ sich am Gesicht der Athletin von der LG Eintracht Frankfurt nicht ablesen. Dort zogen Gewitterwolken auf, während es im Michael-Hoffmann-Stadion bei Temperaturen jenseits der 30 Grad eine Hitzeschlacht war.
„Mit dieser Vorstellung bin ich ehrlich überhaupt nicht zufrieden. Ich habe mir eine andere Weite gewünscht und vor allem auf eine bessere Serie gehofft“, sagte Brown, deren im fünften Versuch erzielte 54,68 Meter zum souveränen Sieg reichten. Hinter Tankeu (51,72 m) landete Anna-Maria Weber vom VfBStuttgart 1893 (51,18 m) auf dem dritten Platz.
Brown startete mit 51,83 m in den Wettkampf, schon diese Weite hätte zum Erfolg gereicht. Es wurmte die 19-Jährige aber, dass zwei der sechs Versuche ungültig waren, und auch bei den anderen war die Distanz zu ihrer erst gut einen Monat alten Bestmarke (58,99 m) groß. „Ich weiß auch nicht, ob diese persönliche Bestleistung vielleicht zu früh gekommen ist. Fest steht jedenfalls, dass es seitdem nicht mehr rundläuft. Vielleicht mache ich mir zu großen Druck.“
U-20-EM in Tampere der Höhepunkt
Klar ist: Bei der anstehenden U-20-EM im finnischen Tampere (7. bis 10. August) will Brown ihren vor zwei Jahren errungenen Titel verteidigen. 2023 war das Jahr ihres internationalen Durchbruchs, 2024 ließ sie bei der U-20-WM in Peru den vierten Platz folgen. „Einerseits habe ich da wichtige internationale Erfahrung gesammelt, andererseits hatte ich schon mit einer Medaille geliebäugelt, nachdem im Vorfeld eine Mitfavoritin abgesagt hatte“, erklärte sie.
Brown startete fulminant in die Freiluft-Saison 2025. Mit ihrem Wurf in Magdeburg kratzte sie am 17. Mai an der 60-Meter-Marke, in Mannheim sollte sie am ersten Tag der Bauhaus-Junioren-Gala fallen. Doch es kam anders. Für den letzten Versuch nahm sich die deutsche Leichtathletik-Hoffnung noch einmal viel vor. Der Wurf sah auch gut aus, Brown reckte schon den Zeigefinger in die Luft, doch der Diskus segelte nicht so weit wie erhofft. „In meinem Kopf herrscht zurzeit zu großes Chaos. Ich weiß, dass ich mehr drauf habe, nur zeigen kann ich es momentan nicht“, sagte Brown, deren schärfste nationale Konkurrentin Soraya Sprenger nicht am Start war. Insofern stand schon vor dem ersten Wurf fest, dass an Browns Sieg kein Weg vorbeiführen würde. Ob sie etwas mehr Konkurrenz gepusht hätte? „Wahrscheinlich schon, aber darauf will ich es nicht schieben. Das geht schon ganz allein mit mir nach Hause.“
Zusammen mit ihrem Trainerteam und ihrer Familie, die ihr großen Rückhalt gibt, will sich Brown nun besprechen, wie sie die Vorbereitung auf die deutschen U-20-Meisterschaften in zwei Wochen angeht. „Ich hatte schon vor Mannheim das Training etwas reduziert, daher weiß ich nicht, ob es etwas bringen würde, den Diskus für einige Tage zur Seite zu legen“, sagte Brown.
Auf der anderen Seite des Stadions war ein Mitglied des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) besser drauf, obwohl es „nur“ zum zweiten Platz gereicht hatte. „Ich hatte eine schwierige Vorbereitung, insofern bin ich zufrieden“, bilanzierte Simon Kunkel. Der Kugelstoßer des USC Mainz musste mit 18,20 Metern nur dem Finnen Aatu Kangasniemi (19,61 m) den Vortritt lassen.
Ungewöhnliche Vorbereitung: Kursfahrt statt Training
„Ich bin gerade erst von einer Kursfahrt zurück, an ein richtiges Training war in der vergangenen Woche nicht zu denken“, sagte Kunkel, der den Iren Theo Hanlon (17,64 m) auf den dritten Rang verwies. Die Norm für die U-20-EM hat der 17-Jährige bereits in der Tasche, die Vorbereitung auf den Saisonhöhepunkt kann er entsprechend locker und entspannt angehen.
Über den Sieger sagte Kunkel: „Das ist schon ein cooler Typ.“ Doch auch der coole Typ aus Finnland musste den hohen Temperaturen Tribut zollen. Nach der Kugelstoß-Siegerehrung zog sich Kangasniemi nicht etwa in den Schatten zurück, sondern nahm wenige Minuten später am Hammerwurf-Wettbewerb teil. Auch in diesem hatte er zu den Favoriten gehört, doch nach drei ungültigen Versuchen war der Wettbewerb für ihn früh beendet. Eine starke Vorstellung zeigte der Brite Jabez Berry, der beim Sieg mit 74,74Metern eine persönliche Bestleistung aufstellte.
Fortgesetzt wird die 31. Auflage der Bauhaus-Junioren-Gala am Sonntag um 11Uhr, das Ende des größten internationalen Leichtathletik-Meetings im U-20-Bereich ist gegen 14.30 Uhr vorgesehen.
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