Mannheim. Aatu Kangasniemi hatte es eilig. Das finnische Leichtathletik-Talent hatte gerade den Kugelstoß-Wettbewerb bei der 31. Bauhaus-Junioren-Gala gewonnen. Nun stand er ganz oben auf dem Siegerpodest, die schwarze Baseballmütze tief ins Gesicht gezogen. Der 19-Jährige versuchte alles, um der Hitze im Michael-Hoffmann-Stadion Herr zu werden. Das gelang bei Temperaturen jenseits der 30 Grad mehr schlecht als recht.
Nachdem er für seinen Erfolg geehrt worden war, zog es Kangasniemi allerdings nicht in den Schatten, sondern zurück in die pralle Sonne. Der 1,87-Meter-Mann wollte zeigen, dass er auch beim Hammerwerfen zu den Topfavoriten gehörte. Doch aus dem Double wurde nichts.
Jabez Berry gewinnt das Hammerwerfen der Männer
„Ich muss mir ganz klar eingestehen, dass ich mir zu viel zugemutet habe. Drei ungültige Versuche - das ist nicht mein Anspruch“, sagte Kangasniemi, der beim Sieg des Briten Jabez Berry (74,74 Meter) nicht über die Statistenrolle hinauskam.
Lediglich 85 Minuten hatten zwischen dem Beginn der beiden Wettkämpfe gelegen. Im Kugelstoß-Ring zeigte der Finne noch, dass ihm an diesem Tag niemand das Wasser reichen konnte. Mit 19,61 Metern stieß er Saisonbestleistung, dabei blieb er nur 90 Zentimeter hinter seinem Hausrekord.
„Da war ich noch frisch, aber es hätte auch mit der Kugel ruhig noch ein bisschen weiter gehen können“, sagte Kangasniemi, der Simon Kunkel vom USC Mainz (18,20 Meter) auf den zweiten Platz verwies und dem Talent des Deutschen Leichtathletik-Verbands (DLV) ein dickes Kompliment entlockte: „Aatu ist schon ein richtig cooler Typ. Nächstes Jahr peile ich auch die 19-Meter-Marke an.“
Begeisterungsfähiges Publikum treibt die Sportler an
Von einer coolen Socke war nach dem Hammerwerfen wenig bis nichts mehr übrig. Zusammen mit seiner finnischen Disziplinkollegin Pinja Kärhä, die das Hammerwerfen der Frauen mit 66,38 Metern für sich entschied, musste Kangasniemi den Witterungsbedingungen Tribut zollen. „Wir sind erst am Tag vor dem Wettkampf hier angekommen und wie gegen eine Wand gelaufen“, sagte der 19-Jährige und fügte lachend an: „Als wir in Finnland in den Flieger gestiegen sind, hatte es dort vielleicht 15 Grad.“
Die beiden Finnen, die das komplette Suomi-Kontingent in Mannheim stellten, bereuten die Reise in die Kurpfalz allerdings nicht. Ihnen ging es, wie den anderen Leichtathletinnen und Leichtathleten aus den 20 Nationen. Sie genossen es, vor begeisterungsfähigem Publikum das Beste aus sich herauszuholen. Vor allem den Sprintern, für die die hochsommerlichen Temperaturen ein Segen waren, profitierten von den Bedingungen.
U-20-EM in Tampere als nächstes großes Ziel
Die europäischen Starter haben bereits die U-20-EM im finnischen Tampere (7. bis 10. August) im Blick. Von einem Heimvorteil beim Saisonhöhepunkt will Kangasniemi aber nicht sprechen: „Das Stadion in Tampere wurde gerade umgebaut, seitdem hatte ich dort noch keinen Wettkampf.“
Immerhin ist zu erwarten, dass es im Land der 1000 Seen in gut einem Monat nicht ganz so heiß ist wie in Mannheim Ende Juni 2025. Denn von seinem Unterfangen will sich Kangasniemi nicht abbringen lassen. Auch bei der U-20-EM plant er einen Doppelstart.
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