Talente in der Region

Junge Schwimmtalente aus Mannheim sind fünfmal pro Woche im Becken

Schwimmen bedeutet ihnen alles. So konzentrieren sich der zwölfjährige Jonas Hirsch und die 16 Jahre alte Pia Hesse vom SV Mannheim außer auf die Schule ausschließlich auf ihren Sport - und verbessern sich dabei stetig

Von 
Sibylle Dornseiff
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Der zwölfjährige Jonas Hirsch schwamm im Freistil jüngst in Berlin persönliche Bestzeiten über 200 Meter, 400 Meter und 1500 Meter. © Michael Ruffler

Mannheim. Das Erlebnis ist noch ganz frisch, die Eindrücke von Berlin wirken bei Pia Hesse und Jonas Hirsch noch nach. Erstmals qualifizierten sich die Schwimmtalente vom SV Mannheim für die deutschen Jahrgangsmeisterschaften, zu denen - je nach Alter - maximal die besten 25 zugelassen sind. Nicht nur die Schwimmhalle im Europasportpark faszinierte, noch überwältigender waren die Bestzeiten für den zwölfjährigen Jonas und die 16-jährige Pia.

„Ich kannte die Halle schon vom Zuschauen, weil mein älterer Bruder dort schon schwamm“, fand sich Hesse schnell zurecht. „Aber selbst aktiv dabei zu sein, war etwas ganz anderes“, genoss sie ihre neue Rolle. „Wir stellten uns hinter einem Vorhang auf und hatten einen richtigen Einmarsch.“ Nervös war sie nicht. „Ich verspürte keinen Druck, sondern einfach nur Freude“, sagte die Zehntklässlerin des Mannheimer Ludwig-Frank-Gymnasiums mit den Lieblingsfächern Deutsch, Sport und Englisch. „Berlin war einfach ein Riesenwettkampf. Die Kampfrichter waren nicht die Eltern, sondern wurden vom DSV gestellt“, fühlte sich Jonas Hirsch dadurch enorm angespornt.

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Bei beiden wirkten sich die perfekte Organisation und tolle Atmosphäre positiv auf die Leistungen aus. Brustspezialistin Hesse war mit einer 200-Meter-Zeit von 2:56 Minuten ins Frühjahr gestartet. Nach dem Oster-Trainingslager in Sizilien hatte sie sich Ende April in Darmstadt auf 2:51,33 gesteigert und sich für die „Deutschen“ empfohlen. In Berlin toppte sie ihre Bestzeit mit 2:48,93.

Fünfmal pro Woche ins Becken

Auch Jonas, der nach dem Motto „je länger, je lieber“ schwimmt, erlebte einen Quantensprung. In Darmstadt gewann er die 1500 m Freistil in 18:39,19 Minuten, in Berlin wurde in 18:19,23 Achter. Auch über 200 Meter (2:15,00) und 400 Meter (4:41,02) holte er neue Bestmarken. Die Umstellung von der 25- auf die 50-Meter-Bahn bereitete ihm keinerlei Probleme. „Es war auf den 1500 Metern sogar angenehmer, statt 60 nur 30 Wenden machen zu müssen.“

Für Trainer Kevin Wedel, der in seiner zweiten Saison beim SV Mannheim unter anderem das vereinseigene Top-Team betreut, ist der Leistungsschub seiner beiden Schützlinge kein Wunder. „Es gibt wenig junge Menschen in ihrem Alter, die so zielorientiert trainieren. Sie sind immer da“, freute er sich, dass ihr Einsatz bei ihrem Saisonhöhepunkt belohnt wurde.

Pia Hesses Paradedisziplin ist das Brustschwimmen. © Michael Ruffler/pix

Immerhin bedeutet Schwimmen für das Duo alles, beide konzentrieren sie sich außer auf die Schule ausschließlich auf ihren Sport. Fünfmal pro Woche trainieren Hesse und Hirsch im Seckenheimer Hallenbad, das Pensum von elf Wochenstunden umfasst auch Athletik wie Laufen oder Stabilisation.

Zwar probierte Pia Hesse als Kind auch Turnen und Reiten aus, doch - animiert durch ihren 18-jährigen Bruder Moritz, der im Dezember 2020 den 32 Jahre alten, bis heute gültigen Jahrgangsrekord über 200 Meter Rücken (2:03,60) aufstellte - ging auch sie vor acht Jahren zum Schwimmen beim SVM. „Ich liebe die Kombination aus Gleiten und Kraft. Es ist ein schönes Gefühl, erst durchs Wasser zu gleiten und sich dann mit Kraft aus dem Wasser zu heben“, mag sie das Auf und Ab beim Brustschwimmen ganz besonders. Ihre zweite Topdisziplin sind die 200 Meter Lagen.

Die Familie von Jonas Hirsch ist zwar nicht sehr sportlich, „doch mein Vater hat unbedingt gewollt, dass ich schwimmen lerne. Das machte mir dann so viel Spaß, dass ich dabei geblieben bin“, kehrte der Junge vor vier Jahren dem Fußball und Handball den Rücken. „Anders als bei anderen Sportarten kann man beim Schwimmen zwischendurch nicht einfach mal stehenbleiben, sondern muss sich immer bewegen“, erklärt er seine Faszination.

Der Siebtklässler des Mannheimer Ursulinen-Gymnasiums, der Sport und Mathe besonders mag, hat zwar bereits bei süddeutschen Titelkämpfen Bronze und bei Landesmeisterschaften sogar Gold gewonnen. Doch Medaillen sind es (noch) nicht, die ihn und Hesse antreiben. „Es geht uns vor allem um gute Zeiten“, sind die beiden bereit, ihre Stärken zu forcieren, aber auch an ihren Schwächen zu arbeiten. Beide wissen, dass ihre Beinarbeit noch verbesserungsfähig ist.

Noch viel Potential vorhanden

„Beide haben noch viel Potential“, schätzt Coach Wedel an Hesse „ein sehr gutes Wassergefühl und ihre Fähigkeit, schnell etwas umzusetzen.“ In Sachen Explosivität könne sie noch zulegen. Gespannt ist er, wie sich Jonas entwickelt. „Seine Technik ist altersgemäß, kann natürlich noch nicht ausgereift sein. Aber er ist ehrgeizig, positiv verbissen und bereit, 110 Prozent zu geben.“

Als Nächstes stehen die baden württembergischen Meisterschaften Mitte Juli an, bei denen sie sich über Edelmetall freuen, über weitere Spitzenzeiten aber jubeln würden.

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