Leichtathletik

EM-Bronze ist für MTG-Kugelstoßerin Yemisi Ogunleye ein Mutmacher für Olympia

Yemisi Ogunleye hat bei der Leichtathletik-EM in Rom die angepeilte Medaille gewonnen. Die Kugelstoßerin der MTG Mannheim musste ihre Kämpferqualitäten zeigen. Robin Ganter stürmte ins 100-Meter-Finale, verzichtete dort aber angeschlagen auf einen Start

Von 
Christian Rotter
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Yemisi Ogunleye freute sich nach einem harten Wettkampf über die Bronzemedaille bei der Leichtathletik-EM in Rom. © Michael Kappeler/dpa

Rom. Der Glaube spielt im Leben von Yemisi Ogunleye eine sehr große Rolle. Der Glaube an Gott gibt ihr Kraft, eine innere Stärke. Darauf besinnt sich die Kugelstoßerin der MTG Mannheim auch dann, wenn es für sie im Wettkampf nicht so läuft wie gewünscht. So, wie am Freitag bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in Rom. Eine Medaille sollte es für die Hallen-Vizeweltmeisterin schon sein, sogar der Titel schien für die 25-Jährige im Bereich des Möglichen. Doch zum Auftakt der kontinentalen Titelkämpfe meldete sich ihr Knie wieder, das in den vergangenen Jahren immer wieder Probleme bereitet hatte. Sogar ein vorzeitiges Karriereende stand nach zwei Kreuzbandrissen zwischenzeitlich im Raum.

Diese Phase in ihrem Leben, als vieles auf der Kippe stand, hat Ogunleye rückblickend betrachtet Kraft gegeben. Sie hat sich zurückgemeldet – und zwar nicht irgendwie, sondern sie ist mittlerweile in der Weltspitze angekommen. Das bedeutet nicht, dass sie nicht immer wieder aufs Neue kämpfen muss. In Rom waren ihre Nervenstärke und ihre Nehmerqualitäten gefragt. Denn nach einer lockeren Qualifikation am Morgen (18,40 Meter) fand der Schützling von Iris Manke-Reimers am Abend überhaupt nicht in den Wettkampf. Nach einem schwachen ersten und einem ungültigen zweiten Versuch musste Ogunleye sogar um den Einzug in die Top Acht bangen. Mit einem Stoß auf 17,87 Meter zog sie den Kopf noch einmal aus der Schlinge, im fünften Durchgang ließ sie 18,62 Meter folgen – das reichte hinter den Niederländerinnen Jessica Schilder (18,77 Meter) und Jorinde van Klinken (18,67 Meter) zum Bronzerang.

„Ich habe eine Medaille gewonnen, darüber bin ich wirklich sehr froh. Es war anfangs sehr schwer, echt ein extremer Wettkampf für mich“, betonte Ogunleye, die nach der zweiten Medaille bei einem internationalen Großereignis in diesem Jahr mit Rückenwind die Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Paris angehen kann: „Ich sammle jetzt neue Kraft. Die Saison hat sehr früh angefangen, wir sind noch immer in einer relativ frühen Phase. Ich weiß, dass ich auf dem Weg zu Olympia richtig fit sein werde.“

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Mit 19,40 Metern war Ogunleye als europäische Jahresbeste angereist. Dass sie nun die Gejagte war, nicht mehr die Jägerin, wollte sie im Vorfeld der EM nicht unbedingt so stehen lassen. Ihr gefiel der Begriff der „Hoffnungsträgerin“ besser. Diesem wurde sie gerecht, zum EM-Auftakt holte sie die erste Medaille für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Sie akzeptierte es auch, dass es nicht zu mehr gereicht hatte – schließlich war Gold nur 15 Zentimeter entfernt: „Wir sind keine Roboter. Es gehört zum Wettkampf, dass es mal nicht so läuft.“

Den bislang größten Erfolg in seiner Karriere feierte Robin Ganter. Der MTG-Sprinter qualifizierte sich im Halbfinale über 100 Meter in 10,21 Sekunden für den Endlauf am späten Abend. Dort ging der 23-Jährige wegen muskulärer Probleme aber nicht an den Start. Owen Ansah, der für den Hamburger SV startet, aber bei Sebastian Bayer in Mannheim trainiert, wurde Fünfter in 10,17 Sekunden. Zuletzt hatte vor zehn Jahren ein Deutscher bei einer EM das 100-Meter-Finale erreicht: Lucas Jakubczyk 2014 in Zürich.

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Eine Enttäuschung musste dagegen Simon Batz verkraften. Für den MTG-Weitspringer, der im März bei der Hallen-WM in Glasgow mit dem vierten Platz geglänzt hatte, war am Samstag im Olympiastadion von Rom schon nach drei Durchgängen Schluss. 7,65 Meter reichten bei zwei ungültigen Versuchen nur zu Rang neun. Luka Herden von der LG Brillux Münster, der bei Bundestrainer Uli Knapp in Mannheim trainiert, landete auf dem achten Platz (8,01 Meter). In einer hochklassigen Konkurrenz holte der Grieche Miltiadis Tentoglou mit 8,65 Metern den Titel – so weit war bislang niemand bei einer Europameisterschaft gesprungen.

MTG-Stabhochspringerin Jacqueline Otchere verpasste das Finale am Montag. 4,40 Meter waren in der Qualifikation zu wenig. Wadenkrämpfe stoppten die 28-Jährige. „Bei 4,50 Metern ist die Wade zugegangen, bis dahin war das ansonsten ein guter Wettkampf“, sagte Otchere.

Redaktion Koordinator der Sportredaktion

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