Rom. Yemisi Ogunleye haderte. Das Kugelstoß-Finale bei der Leichtathletik-EM in Rom lief gar nicht nach ihrem Geschmack. Das Aushängeschild der MTG Mannheim stand am Freitagabend nach den ersten beiden Durchgängen vor dem Aus. Die 25-Jährige startete mit 17,04 Metern und ließ einen ungültigen Versuch folgen. Würde eine weitere Medaille drei Monate nach ihrem Silber-Coup bei der Hallen-WM in Glasgow ein Wunschtraum bleiben?
Ogunleye zeigte zwar weiter nicht ihre Topform, doch sie fing sich. Mit dem Stoß auf 17,87 m qualifizierte sich der Schützling von Iris Manke-Reimers gerade noch so eben für das Finale der Top Acht. Sie erhielt drei weitere Versuche und steigerte sich tatsächlich noch auf 18,62 m. Damit blieb Ogunleye zwar gut 80 Zentimeter hinter ihrer Freiluft-Bestmarke (19,44 m) zurück. Die Weite reichte allerdings für die Bronzemedaille hinter den Niederländerinnen Jessica Schilder (18,77 m) und Jorinde van Klinken (18,67 m).
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„Wenn ich sehe, mit welcher Weite Gold weggegangen ist, ist es schon ein bisschen schade. Es gibt aber keinen Grund, unzufrieden zu sein“, betonte Ogunleye bei der ARD und erklärte: „Nach der Qualifikation am Morgen hat sich leider wieder mein Knie gemeldet. Ich habe mit allem gekämpft, was ich hatte. Ich bin sehr dankbar, dass dieser Kampf belohnt wurde.“ In ihrer bisherigen Karriere musste sich Ogunleye schon zweimal von einem Kreuzbandriss zurückmelden, sie gab aber nicht auf.
Ogunleye mit lockerer Qualifikation am Morgen
Von den Problemen war am Morgen noch nichts zu sehen. Die Qualifikation meisterte Ogunleye locker mit einem Stoß auf 18,40 m. Mannheims Sportlerin des Jahres 2023 war eine heiße Titelkandidatin.
Am Abend war von dieser Lockerheit nichts mehr zu sehen. „Schade“ rief sie, als ihr der erste Stoß misslang. Doch Ogunleye biss auf die Zähne und zeigte Nervenstärke, obwohl das Knie zwickte. „Das ist ein weiterer Meilenstein in ihrer Karriere. Jetzt kann Olympia kommen“, sagte MTG-Leistungssportchef Rüdiger Harksen zu Ogunleyes Leistung. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch gar nicht, dass sie unter besonderen Umständen zustande gekommen war. Auch die beiden anderen deutschen Kugelstoßerinnen waren nicht ganz zufrieden: Alina Kenzel wurde Vierte mit 18,55 m, Julia Ritter landete auf Platz sieben (18,18 m).
MTG-Sprinter Robin Ganter löste seine Pflichtaufgabe am Freitag mit Bravour. Nach verschlafenem Start drehte der 23-Jährige im 100-Meter-Vorlauf auf und wurde in 10,29 Sekunden hinter dem Polen Oliwer Wdowik (10,26) Zweiter. Damit löste Ganter das Ticket für das Halbfinale am Samstag (21.10 Uhr).
Die deutschen Diskuswerfer gingen am ersten EM-Tag im nur spärlich gefüllten Stadion von Rom leer aus. Henrik Janssen verpasste einen Podestplatz klar verpasst. Der 26-Jährige vom SC Magdeburg schleuderte die Scheibe auf 65,48 m und holte damit im Weltklassefeld Rang fünf. Der Sieg ging an Ex-Weltmeister Kristjan Ceh aus Slowenien mit 68,08 m. Silber holte der Österreicher Lukas Weißhaidinger (67,70 m) vor Titelverteidiger und Weltrekordler Mykolas Alekna aus Litauen, der 67,48 m warf. Vor zwei Jahren in München hatte Alekna vor Ceh triumphiert, der nun erstmals Europameister ist. Olympiasieger und Weltmeister Daniel Stahl aus Schweden landete mit 66,84 m auf Rang vier.
Janssen erwischte einen guten Start mit 65,09 m, sah dann aber die Favoriten vorbeiziehen. Eine Steigerung im fünften Versuch war zu wenig, zu Bronze fehlten am Ende genau zwei Meter. Clemens Prüfer aus Potsdam belegte mit 64,60 m Platz sechs, Mika Sosna aus Hamburg kam nicht über 59,61 m und Rang zwölf hinaus.
Geherin Saskia Feige konnte ebenfalls nicht in die Entscheidung um die Medaillen eingreifen. Die Leipzigerin kam nach 20 Kilometern auf den 18. Platz. Gold holte sich Olympiasiegerin Antonella Palmisano, die Italienerin gewann überlegen in 1:28:09 Stunden. Feige (1:33:57) kam mit fast sechs Minuten Rückstand ins Ziel. (mit dpa)
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