Sinsheim. Der Thomas Müller der TSG Hoffenheim heißt Andrej Kramaric. Seit Jahren Leistungsträger, Erfolgsgarant in der Rolle als Raumdeuter und Torjäger. Wie Müller trägt Kramaric sein Herz auf der Zunge, spricht auch mal öffentlich Klartext. „Ich könnte die gleichen Dinge sagen, die Thomas Müller nach dem Leverkusen-Spiel gesagt hat“, klagte Kramaric nach dem späten und glücklichen Hoffenheimer 1:1 gegen den 1. FC Köln, das er mit seinem Tor in der 94. Minute erst ermöglicht hatte. „Wir haben so viel Qualität auf dem Platz, zeigen es aber nicht in den Spielen - vor allem mit dem Ball“, sagte der 32-Jährige: „Es macht mich sauer, dass wir besser spielen können.“
TSG Hoffenheim - Heimbilanz eines Absteigers
Seit sieben Spielen sieglos, nur ein Erfolg in zwölf Ligapartien: Was nun, TSG? Ruhe bewahren, fordert Kapitän Oliver Baumann: „Das hat uns im vergangenen Jahr auch geholfen.“ Da ging es gegen den Abstieg. „Es ist nicht so schwarz wie im Vorjahr. Es wäre vollkommen falsch, das Ding jetzt niederzureden“, sagte Baumann.
Einige Zahlen sind dennoch besorgniserregend. So ist die TSG in keinem Heimspiel - auch nicht gegen den 16, 17. und 18. der Liga - ohne Gegentor geblieben. Zehn Punkte in zehn Heimspielen sind zudem eigentlich die Bilanz eines Abstiegskandidaten - und nicht die eines Tabellenachten. Rang sechs ist trotzdem nur fünf Zähler entfernt. Und damit jenes erste Tabellendrittel, in dem Mäzen Dietmar Hopp seine TSG ja gerne dauerhaft verortet sehen würde.
Zur tabellarischen Wahrheit im Februar 2024 gehört aber auch: Der Vorsprung auf Rang 15 beträgt nur noch sechs Zähler und würde am Samstag (15.30 Uhr) bei einer Heimschlappe gegen jenen Tabellenfünfzehnten Union Berlin weiter zusammenschmelzen. Genauso wie der Kredit von Cheftrainer Pellegrino Matarazzo bei Fans und Verantwortlichen.
„Ich weiß nicht, was der Anspruch hier ist“, sagte Grischa Prömel, was wohl eigentlich als süffisante Replik auf eine zu hohe Anspruchshaltung gemünzt war. Er ließ damit trotzdem tief blicken. Die Kraichgauer sind mitten im Winterblues mal wieder auf allen Ebenen auf der Suche: nach Erfolg, Stabilität, Zielen und Perspektiven. „Jeder muss sich momentan hinterfragen, was er erreichen will“, sagte Florian Grillitsch.
Hoffenheims Transfers zahlen sich kaum aus
Die Transferausgaben im Sommer waren ja durchaus ein Signal. Die Kraichgauer gaben mehr aus, als sie erlösten. So legten sie rund 37 Millionen Euro für ein Trio auf den Tisch, tätigten Investitionen für Europa. Von den teuren Neuen stand am Sonntag aber keiner in der Startformation.
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Stürmer Mergim Berisha blieb erst torlos, fehlt nun seit November mit einem Kreuzbandriss. „Man kann um die oberen Plätze mitspielen, weil der Kader einfach unglaublich ist“, hatte Berisha im September 2023 gesagt. Verteidiger Attila Szalai spielte sportlich indes nie eine Rolle und ließ sich unlängst nach Freiburg verleihen. Mittelfeldmann Anton Stach gehörte zuletzt zu den Besten, am Sonntag saß er aber überraschend erstmals seit Oktober lange nur auf der Bank. Genau wie Andrej Kramaric wurde er zu einem Opfer einer Taktik des Trainers, die letztlich nicht aufging. Matarazzo setzte auf Ihlas Bebou und dadurch auf mehr Schnelligkeit in der Spitze und auf Robert Skov auf dem Flügel, um Tiefe in die eigenen Angriffsaktionen zu bekommen. „Wir haben es zu selten ausgespielt“, sagte der TSG-Trainer.
Die wenigen Fans, die immer in die Sinsheimer Arena kommen, sind frustriert. „Das ist immer das Einfachste. Ich finde, die Mannschaft kämpft. Ich weiß nicht, ob das angebracht ist“, sagte Baumann über die Forderung aus dem Fanblock (Wir wollen euch kämpfen sehen“). Eigentlich müsste der Vorwurf lauten: „Wir wollen euch mal wieder schönen und erfolgreichen Fußball spielen sehen.“ Nun liegt der volle Fokus der TSG auf Samstag, wenn das Matarazzo-Team endlich wieder drei Punkte einfahren will.
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