Mannheim. Um 17.15 Uhr stemmte Kapitän Fabian Sagstetter am Samstagabend den WM-Pokal in die Höhe - die deutsche Mannschaft hatte es geschafft. Durch den 4:0 (11:7, 11:3, 15:14, 11:7)-Sieg über Österreich krönte sie sich zum vierten Mal in Folge - dem sogenannten Quadruple - und zum 13. Mal insgesamt zum Weltmeister, und gab dabei im ganzen Turnier keinen einzigen Satz ab.
„Es ist überwältigend! Alles ist so groß und verrückt. Dass es geklappt hat, ist momentan noch nicht wirklich greifbar“, sagte Sagstetter nach dem Titelgewinn in der Mannheimer SAP Arena. Der deutsche Angreifer Patrick Thomas hatte ebenfalls Probleme, seine Gefühle in Worte zu fassen. „Ich bin jetzt erstmal platt, vor allem emotional. So etwas wie hier habe ich noch nie erlebt,“, sagte Thomas, der genau wie Sagstetter bei den jüngsten vier WM-Titeln beteiligt war, mit Blick auf die große Atmosphäre um ihn herum.
Zweiter Satz ging mit 11:3 deutlich an die Deutschen
Bei der Wiederaufnahme des WM-Finals von 2019 erwischte Deutschland den besseren Start. Weltklasse-Angreifer Thomas wusste mit seiner Variabilität aus Übersicht, Kraft und Ruhe zu überzeugen und verhalf seinen Farben so im ersten Satz zu vier Satzbällen. Bereits der zweite fand sein Ziel. In der Folge erlaubte sich Österreich zu viele einfache Fehler. Karl Müllehner, dem zwar gleich mehrere Asse in dieser Begegnung gelangen, ging bei seinen Schlägen aus dem Spiel heraus zu oft ins Risiko. „Dieses bin ich ganz bewusst eingegangen, denn ich habe gewusst, dass ich die wenigen Chancen, die ich bekomme, nutzen muss, egal was es kostet“, erläuterte er. Der Einsatz war letztlich zu hoch, der zweite Satz ging mit 11:3 deutlich an die deutsche Mannschaft.
Der dritte Durchgang entwickelte sich dagegen zum Satz der Angaben. Sowohl Thomas wie auch Müllehner schlugen ein Ass nach dem anderen. Am Ende hatte Thomas jedoch die besseren Nerven, ging volles Risiko und holte auch diesen Durchgang per Ass nach Hause. „Wenn dieser Satz an Österreich geht, kann das Spiel vielleicht noch mal kippen. Deswegen bin ich froh, dass wir ihn gewonnen haben“, hielt der deutsche Bundestrainer Olaf Neuenfeld fest. Der Mannheimer Lokalmatador Nick Trinemeier sah das anders: „Ich glaube nicht, dass das Spiel dann gekippt wäre. Dann hätten wir eben den nächsten wieder für uns entschieden“, betonte er selbstbewusst
Dass Deutschland letztlich ohne Satzverlust dieses Turnier beendete, nannte Trinemeier „abnormal“. Der 33-Jährige kam zum Ende des zweiten Satzes aufs Feld, ehe er ab dem dritten wieder auf der Bank platznehmen musste, und durfte so immerhin ein wenig Final-Luft schnuppern. „Ich habe mich zu Beginn der WM noch mit Knieproblemen herumgequält. Das hat die medizinische Abteilung bis zum Halbfinale aber wieder super in den Griff bekommen. Leider wurde ich letztlich nicht so gebraucht, wie ich es mir gewünscht hätte, aber so ist das, wenn man in der besten Mannschaft der Welt spielt“, stellte Trinemeier den Teamerfolg vor die eigene Spielzeit - und wurde nach der Partie von vielen Freunden und Bekannten gefeiert. „Das ganze drumherum, vor allem die Aufmerksamkeit von allen Seiten, sind wir nicht gewohnt. Zum Glück spiele ich nicht meine erste Weltmeisterschaft, bin deutlich ruhiger als noch zu Beginn meiner Karriere und kann das alles entsprechend genießen“, sagte Trinemeier mit einem breiten Grinsen.
Gelungene Rettungsaktion
Deutschland zeigte indes im vierten Satz, dass der Titel auch in diesem Jahr nur über sie geht. Als Thomas, nach einer gelungenen Rettungsaktion von Jakob Kilpper und dem anschließenden, punktgenauen Zuspiel von Sagstetter, das vorentscheidende 10:7 gelang, stand die mit 10 000 Zuschauern gefüllte SAP Arena endgültig Kopf. Kurze Zeit später schlug Thomas Deutschland zum Weltmeister, die Arena erreichte ihren atmosphärischen Zenit. „Patrick Thomas ist einfach eine Maschine“, sagte österreichs Cheftrainer Simon Siegfried anerkennend und ergänzte: „Deutschland ist verdient Weltmeister geworden. Wenn man so dominant auftritt, muss man nicht mehr viel dazu sagen. Immer wenn wir Punkte setzen konnten, haben sie nachgelegt.“
Thomas schmeicheln solche Worte - trotz seiner ganzen Erfolge - natürlich. „Es ist nicht so einfach, wie es von außen aussieht. Das ganze Team hat sehr hart gearbeitet und sich diesen Triumph verdient“, sagte er und freute sich, trotz emotionaler Leere, schon auf die „fünfte Halbzeit“, die laut seiner Aussage „sicherlich kurios“ wird.
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