Mannheim. Geisterspiele in Baden-Württemberg sind im Bereich des Profi-Fußballs aufgrund der vierten Corona-Welle so gut wie beschlossene Sache. Und auch wenn es den Drittligisten SV Waldhof mit der Partie gegen den SV Wehen-Wiesbaden am 6. Dezember in diesem Jahr wohl nur noch einmal trifft, ziehen erneut dunkle Wolken auf. Für das zweite Drittliga-Jahr des SVW in der Saison 2020/2021 unter weitgehendem Fan-Ausschluss sprach Präsident Bernd Beetz zuletzt von einem Minus von rund 2,5 Millionen Euro. Fehlende Zuschauereinnahmen könnten nun erneut die wirtschaftliche Lage der Clubs gefährden.
„Natürlich hoffen wir, dass wir weiterhin mit Zuschauern unsere Heimspiele austragen können. An oberster Stelle steht jedoch die Gesundheit und Sicherheit unserer Stadionbesucher“, stellt sich SVW-Geschäftsführer Markus Kompp schon einmal auf den schlimmsten Fall ein. Was die Finanzen betrifft, blickt Kompp dem Thema allerdings eher gefasst entgegen.
„Bei der Lizenzierung im vergangenen Februar haben wir den Zuschauerschnitt so angesetzt, dass rund sieben Spiele ohne Fans zu verkraften wären“, sagt Kompp, der auch Zuschauerreduzierungen eingerechnet hatte. Nachdem der Deutsche Fußball-Bund (DFB) im Zuge der Nachlizenzierung sich nun die Waldhof-Zahlen aus dem Vorjahr, die Bilanz der ersten drei Monate der neuen Saison und die Planungen für den Rest der Spielzeit angesehen hat, fühlt sich Kompp bestätigt, nachdem der DFB dem SV Waldhof nun die „wirtschaftliche Leistungsfähigkeit in der Saison 21/22 bescheinigt und bestätigt“ habe.
Nur 3200 Fans bei den Löwen
Von härteren Corona-Beschränkungen ist derzeit bereits der nächste Waldhof-Gegner TSV 1860 München betroffen. Wenn der Tabellenvierte aus Mannheim am Dienstagabend (19 Uhr/live bei MagentaSport) antritt, können im Grünwalder Stadion nur 25 Prozent der Plätze belegt werden. Die dann maximal 3200 Zuschauer müssen zudem geimpft oder genesen sein und zusätzlich einen negativen Corona-Test vorlegen. Für die Waldhöfer ist die ausgedünnte gegnerische Kulisse sicher kein Nachteil, zudem bietet sich dem SVW mit dem Nachholspiel die Chance, die Tabelle geradezurücken und sogar auf Platz zwei zu springen. Also ein Bonus-Spiel für die Kurpfälzer?
„Vom Gefühl her können wir nachlegen“, sagt Waldhof-Kapitän Marcel Seegert, aber ansonsten sei die Partie eine wie jede andere. „Bonus-Spiele sind für mich zum Beispiel im DFB-Pokal. Aber natürlich wollen wir unsere Chance wahren, da oben dranzubleiben“, sagt Seegert, der wie schon in Duisburg in der Defensive erneut harte Arbeit erwartet. „Das spielt wieder ein Brocken wie Sascha Mölders, aber wir schauen, dass wir hinten alles wegverteidigen und uns da reinwerfen und dann sollen unsere jungen Wilden da vorne herumwirbeln und uns die Tore schießen“, beschreibt der Abwehrchef seinen idealen Spielverlauf. Ob Mittelfeld-Routinier Marco Höger, der in Duisburg in der Halbzeit vorsichtshalber vom Platz ging, wieder bereit ist, ließ der SVW am Montag offen. Aus der Ferne wird am Dienstagabend dann sicher auch Ex-Sportchef Jochen Kientz, der bekanntermaßen Ende Oktober freigestellt wurde, die weitere Entwicklung des SVW beobachten. Den für den 22. Dezember terminierten Prozess rund um die von Kientz eingereichte Kündigungsschutzklage würde der SVW offenbar gerne vermeiden.
„Waldhof Mannheim ist (...) weiterhin dazu bereit, sich mit Herrn Kientz außergerichtlich zu einigen“, sagte Club-Chef Bernd Beetz in einem „Bild“-Interview, was Kientz’ Anwalt Christoph Schickhardt befremdlich fand. „Wir kommunizieren nicht über die Medien. Der normale Weg wäre von Anwalt zu Anwalt“, meint Schickhardt, der für einen Vergleich aber keine Grundlage sieht. „Gegenüber meinem Mandanten wurde bislang kein Grund kommuniziert und es ist auch keiner zu erkennen. Das ganze Verfahren des Clubs ist verheerend“, meinte der prominente Sportrechtler, während für Beetz die „Sachlage klar“ ist: „Es wurde ein positiver Corona-Schnelltest verschwiegen und die Kommunikation unterbunden.“