Manchmal ist das Fußball-Business auch nur eine kleine Blase, in der immer wieder die gleichen Namen auftauchen. Als der TSV 1860 München, am Samstag (14 Uhr) Gegner des SV Waldhof in der 3. Liga, im Dezember 2023 einen Nachfolger für den beurlaubten Trainer Maurizio Jacobacci suchte, waren zunächst zwei Kandidaten in der engeren Verlosung. Bernhard Trares, zwischen 1991 und 1997 Profi bei den Löwen und später Co-Trainer (2004 bis 2006), sowie Marco Antwerpen. Trares sagte ab, Antwerpen wurde es nicht, der Grieche Argirios Giannikis bekam letztlich den Zuschlag. Wie die Geschichte weiterging, ist bekannt: Antwerpen stieg kurz danach beim SVW ein und rettete die Mannheimer in der Rückrunde vor dem Abstieg, wurde aber im September schon wieder freigestellt - und durch Trares ersetzt.
Der alte und neue Waldhof-Coach berichtete in einem Interview mit Oberbayerischen Zeitung im Rückblick von einem „leichten Kontakt“ mit den Verantwortlichen bei 1860 in jenem Dezember 2023. Es sei „ein loses Gespräch, aber ohne Klarheit“ gewesen. „Ich hatte nicht das Gefühl, dass Einigkeit herrscht, dass man zusammen etwas erreichen kann. Deswegen kam das nicht für mich infrage“, sagte Trares.
Für den SVW erwies es sich als glücklicher Umstand, dass der Aufstiegstrainer von 2019 auf dem Markt blieb und im Spätsommer verfügbar war, als es mit Antwerpen nicht weiterging. Trares hat in den acht Spiele seit seiner Waldhof-Rückkehr 15 Punkte geholt und nur einmal verloren. Diese gute Bilanz will der 59-Jährige aus Heppenheim ausbauen, wenn es am Samstag in seine zweite Heimat München geht.
Bekommt Benatelli eine Chance von Beginn an?
Für Trares war es eine prägende Zeit seiner Profikarriere beim Traditionsverein aus Giesing. „Es war mein Start in die Bundesliga mit 60, daran habe ich fantastische Erinnerungen. Wir waren schon eine extrem verschworene Truppe und haben tolle Erfolge gefeiert“, sagte der Südhesse am Donnerstag auf der Pressekonferenz vor seiner zweiten Rückkehr mit dem SVW ins kultige Uralt-Stadion an der Grünwalder Straße. Im Februar 2020 hatten sich beide Vereine in der 3. Liga 1:1 getrennt.
Viele Jahre sind seit Trares’ München-Zeiten vergangen, die Sympathien haben sich dementsprechend verschoben. „Wenn ich 1860 und Waldhof vergleiche, schlägt mein Herz zehnmal mehr für Waldhof. Ich habe hier bei dem Verein meine Heimat gefunden. Waldhof Mannheim ist eine brutale Herzensangelegenheit für mich“, sagte der 59-Jährige.
Doch am Samstagnachmittag zählen keine warmen Worte, dann ist knallharter Drittliga-Alltag angesagt. Die Löwen haben nach einer wechselhaften Saison mit einem 3:0-Sieg bei Topteam SV Sandhausen für ein bemerkenswertes Ausrufezeichen gesorgt, die Stimmung im mit 15 000 Zuschauern ausverkauften Grünwalder Stadion wird feurig sein. „Uns erwartet ein brutal heißes Spiel. Es kommen 1500 Waldhöfer mit, das ist überragend. Wir werden da maximal gefordert werden. Wir müssen in der hitzigen Atmosphäre kühlen Kopf bewahren“, sagte Sportchef Anthony Loviso vor dem Duell der Traditionsvereine.
Trares geht von einem „offenen Spiel“ aus. „Ich glaube schon, dass wir in München auch gewinnen können. So gefestigt ist die Mannschaft noch nicht“, sagte der SVW-Coach. Die Löwen waren direkt vor ihrem Sandhausen-Coup mit 1:5 in Cottbus unter die Räder gekommen.
Trares dürfte weitgehend auf die gleiche Startelf setzen, die beim 1:1 in Unterhaching am Sonntag starke an schwächere Phasen reihte. Nur im offensiven Mittelfeld deutete sich ein Wechsel an. Es sei „absolut möglich“, so Trares, dass Rico Benatelli für den in Haching zur Pause ausgewechselten Martin Kobylanski beginne. „Bei Koby war es so, dass er in der englischen Woche alle Spiele gemacht hat. Vielleicht hätte er schon in Unterhaching eine Pause gebraucht. Darüber habe ich nachgedacht“, erklärte der Waldhof-Trainer. Alles soll dem großen Ziel bei der Trares-Rückkehr nach Giesing untergeordnet werden: zum fünften Mal in Folge ungeschlagen vom Platz zu gehen.
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