Handball - Anzahl der Infektionen steigt im deutschen Team auf neun / In der Liga wird auch ein EM-Rückzug thematisiert

Im Corona-Würgegriff

Von 
Marc Stevermüer
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Ebenfalls positiv getestet: Marcel Schiller. © dpa

Bratislava. Die Lage wird immer dramatischer. Nach den nächsten zwei positiven Corona-Tests bei der deutschen Handball-Nationalmannschaft wachsen die Sorgen bei den Bundesligisten. Nach Informationen dieser Redaktion wird in der Liga sogar der Rückzug der DHB-Auswahl von der Europameisterschaft in Ungarn und der Slowakei thematisiert, sollte die Infektionskette innerhalb des Teams in den nächsten Tagen nicht gestoppt werden.

Kettemann: „Genaues Auge“

Am Dienstag teilte der Deutsche Handballbund (DHB) wenige Stunden vor dem Anwurf der Vorrundenbegegnung gegen Polen mit, dass auch Till Klimpke und Marcel Schiller positiv auf das Corona-Virus getestet wurden. Damit haben sich im deutschen Team nun schon neun Spieler infiziert. Als Nachrücker nominierte Bundestrainer Alfred Gislason den Göppinger Torwart Daniel Rebmann und den Stuttgarter Linksaußen Patrick Zieker.

„Wenn es in den kommenden Tagen zu weiteren Fällen kommen sollte, dann muss man die Positionen nochmal überdenken und eine neue Risikoabwägung vornehmen“, sagte Bob Hanning, Geschäftsführer des Bundesligisten Füchse Berlin, dem Sport-Informationsdienst.

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Liga-Boss Frank Bohmann meinte: „Wir werden nicht mit dem nackten Finger auf jemanden zeigen. Schuldzuweisungen sind in dieser vollkommen unangebracht. Dennoch sollten wir jetzt eine klare Risikobewertung auch aufgrund der hohen Infektiosität vornehmen. Alle Varianten müssen auf den Tisch und mit allen Beteiligten ergebnisoffen diskutiert werden.“ Also auch ein Rückzug der deutschen Mannschaft. Im vergangenen Jahr hatte sich das Nationalteam der Kap Verde für einen Rückzug von der Weltmeisterschaft entschieden, nachdem es im Team immer wieder zu Infektionen gekommen war.

Jennifer Kettemann, Geschäftsführerin der Rhein-Neckar Löwen und Mitglied im Präsidium der Handball-Bundesliga, betonte gegenüber dieser Redaktion, dass man „natürlich ein genaues Auge auf die Lage vor Ort bei der EM“ habe. „Wir stehen in engem Kontakt mit dem DHB und wissen, dass von dessen Seite alles getan wird, um die Spieler zu schützen. Natürlich gibt es bei Corona – und vor allem bei der aktuellen Variante – keine hundertprozentige Sicherheit.“

Kein Spieler will abreisen

DHB-Sportvorstand Axel Kromer räumte ein, dass es bei der deutschen Mannschaft „momentan nicht sehr sicher“ sei. Sowohl den noch gesunden als auch den infizierten Spielern sei deshalb angeboten worden, aus Bratislava abzureisen. Von dieser Möglichkeit machte aber niemand Gebrauch. Der Verband selbst denkt aktuell auch nicht an einen Rückzug. „Für mich ist klar, wir marschieren hier möglichst weit und nutzen die Breite aus“, sagte Kromer. Soll heißen: Bei weiteren Infektionen sollen weitere Spieler in die Slowakei beordert werden.

Die Dimension des Corona-Ausbruchs bei der deutschen Mannschaft führte unterdessen zu einer gestiegenen Nervosität beim Turnier-Ausrichter. Wie der polnische Verband vor der Begegnung gegen Deutschland verärgert mitteilte, seien für dessen Mannschaft am Morgen unerwartete Corona-Tests angesetzt worden. „Unter der Drohung, das Spiel ausfallen zu lassen.“ Das Training sei abgesagt worden, bis zu drei Stunden habe man auf die Testergebnisse gewartet.

Bei den Deutschen haben sich neben Schiller und Klimpke auch Julius Kühn, Hendrik Wagner, Andreas Wolff, Timo Kastening, Kai Häfner, Lukas Mertens und Luca Witzke mit dem Corona-Virus infiziert. Am Dienstag trafen die nachnominierten Johannes Bitter, Rune Dahmke, Fabian Wiede, Paul Drux und Sebastian Firnhaber im Hotel des DHB-Teams in Bratislava ein. „Die Bundesligisten haben uns super unterstützt und eine riesengroße Hilfsbereitschaft gezeigt“, dankte Kromer den Vereinen. Es könnte aber sein, dass deren Verständnis schon sehr bald endet.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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