Fußball-WM

Diese Frauen pfeifen in Katar

Erstmals können sich bei einer WM der Männer drei Frauen Hoffnungen auf Einsätze als Schiedsrichterin machen. Auch Spiele von Nationen wie Saudi-Arabien oder eben Kater könnten unter weibliche Leitung gestellt werden

Von 
Frank Hellmann
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Die Französin Stephanie Frappart pfeift schon in der Champions League. © dpa

Doha. Wer erinnert sich nicht an Mimik und Gestik eines Pierluigi Collina. Eine echte Autorität, die auf dem Platz keinen Widerspruch duldete. Der Italiener wurde bei früheren Weltmeisterschaften zur Kultfigur. Seine glänzende Glatze, die er wegen einer Autoimmun-Erkrankung schon in jungen Jahren bekam, zum Markenzeichen. Einer, der die Machowelt des Fußballs beherrschte. Aber auch in seinem Metier kommen nun vermehrt Frauen zum Zuge.

Drei Schiedsrichterinnen und drei Assistentinnen befinden sich unter den 129 Spieloffiziellen, die dem Vorsitzenden der FIFA-Schiedsrichterkommission bei der WM unterstehen. „Sechs offizielle Schiedsrichterinnen: Das ist etwas Neues, was Aufmerksamkeit erregt. Diese Frauen sind nicht hier, weil sie Frauen sind, sondern weil sie Leistung bringen“, betonte Collina.

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Auch Spiele von Arabern möglich

Ihr Einsatz wäre mit seiner Symbolwirkung in einem streng muslimischen Land, in dem Frauen von Gleichberechtigung weit entfernt und im Straßenbild auffällig unterrepräsentiert sind, nicht zu verachten. Wer wird die erste Frau, nach deren Pfeife bei einem WM-Spiel 22 Männer tanzen? Infrage kommen: Stephanie Frappart aus Frankreich, Salima Mukansanga aus Ruanda und Yoshimi Yamashita in Japan.

Ob dieses Trio zu wenig sei? Collina konterte mit einer Gegenfrage: „Warum sind es drei und warum nicht 20? Wenn wir 20 nominieren würden, wäre die nächste Frage, warum es nicht 30 sind. Es gibt keine feste Anzahl.“ Auf die Frage, ob es Einschränkungen beim Einsatz für die Frauen bei Spielen von Ländern wie Saudi-Arabien geben könne, sagte der 62-Jährige: „Neutralität ist das einzige Gebot: Sie sind bereit, jedes Spiel zu leiten.“ Den Worten sollten im Wüstenemirat auch Taten folgen. Über die Ansetzungen wird immer kurzfristig entschieden.

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Bei der EM im vergangenen Sommer kam die mittlerweile auch in der Champions League eingesetzte Frappart nur als vierte Offizielle zum Zuge. Das war nicht sehr mutig von der UEFA. Heute sagt die 38-Jährige: „Ich bin nicht groß. Ich bin nicht so stark wie einige meiner männlichen Kollegen. Aber ich werde mir in jedem Fall Gehör verschaffen.“

Abseitstechnologie im Einsatz

Einziger deutscher Schiedsrichter ist Daniel Siebert aus Berlin, der schon bei der zurückliegenden EM im Einsatz war, obwohl auch der 38-Jährige in der Bundesliga schon etliche diskussionswürdige Entscheidungen traf. Mit ihm sind die Assistenten Rafael Foltyn aus Wiesbaden und Jan Seidel aus Oberkrämer sowie als Videoassistenten Bastian Dankert aus Rostock und Marco Fritz aus Korb nominiert.

In Katar bekommen sie eine technische Neuerung an die Hand, die mit Johannes Holzmüller ein Deutscher als Direktor Technologie & Innovation in jahrelanger Detailarbeit entwickelt hat: eine halb automatische Abseitserkennung, die die Arbeit im VAR-Kontrollraum deutlich beschleunigt.

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