In der politischen Stimmung verlieren SPD und Grüne an Zustimmung, kommen aber gemeinsam nach wie vor auf die Hälfte aller Stimmen, CDU/CSU, FDP und Linke legen etwas zu. Aktuell erhält die SPD 30% (-3), die CDU/CSU kommt auf 19% (+2), die Grünen bekommen 20% (-2). Die FDP erzielt 14% (+1), die AfD 6% (+/-0) und die Linke kommt auf 6% (+2). Alle sonstigen Parteien erreichen zusammen 6% (+1).
Wäre bereits am Sonntag Bundestagswahl, würden die Projektionswerte für SPD und Grüne jeweils einen Prozentpunkt schwächer ausfallen als zuletzt. Die Union und die FDP könnten leicht zulegen: Die SPD könnte mit 27% (-1) rechnen, die Union bekäme 20% (+1). Die Grünen lägen bei 16% (-1), die FDP käme auf 14% (+1). Die AfD erhielte weiterhin 11% (+/-0) und die Linke 5% (+/-0). Die sonstigen Parteien würden zusammen 7% (+/-0) erreichen.
Info
- Rundungsbedingt müssen sich die Prozentwerte nicht unbedingt auf 100% addieren und die Abweichungen zur letzten Umfrage nicht gegenseitig aufheben. Der Fehlerbereich beträgt bei 1.250 Befragten und einem Anteilswert von 40% rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10% rund +/- zwei Prozentpunkte.
- Da mit Umfragen immer nur Stimmungen in der Bevölkerung zum Zeitpunkt der Befragung gemessen werden, sind Schlussfolgerungen auf eine mögliche Wahlentscheidung an einem weit entfernt liegenden Wahltag nicht zulässig.
- Die Politbarometer-Ergebnisse sind wie immer politisch nicht gewichtet. Ein Vergleich der Wahlabsichtsfrage und der Sympathiemessungen der Politbarometer-Untersuchungen mit den politisch gewichteten Ergebnissen anderer Institute ist daher nur bedingt möglich. Aus diesem Grund veröffentlicht das Politbarometer die „Projektion“, bei der die in den aktuellen Untersuchungen gemessenen poli-tischen Stimmungen auf ein Wahlergebnis für eine Bundestagswahl übertragen werden, falls diese am nächsten Sonntag stattfinden würde.
- Dieser errechneten Projektion liegen Erkenntnisse über die langfristige, sozial-strukturell begründete Stabilität im Wählerverhalten bei Bundestagswahlen zugrunde sowie Erkenntnisse über den theoretischen Ausgang einer Bundestagswahl unter „normalen“ Bedingungen, d. h. ohne die Überzeichnungen in der aktuell gemessenen politischen Stimmung. Neben strukturellen Faktoren werden zudem taktisches Verhalten sowie die fehlende Bekenntnisbereitschaft von Anhängern der Parteien an den Rändern des Parteienspektrums berücksichtigt.
Gewünschte Koalition
Bei der ohne Vorgaben gestellten Frage, welche Parteien nun zusammen eine Regierung bilden sollen, nennen 41% der Befragten eine Koalition aus SPD, Grünen und FDP (Okt-I: 48%; Okt-II: 49%). 8% der Befragten hätten gerne eine rot-grüne Bundesregierung (Okt-I: 8%; Okt-II: 8%) und 7% wünschen sich im Moment die Fortsetzung der Großen Koalition (Okt-I: 7%; Okt-II: 5%). 5% präferieren eine rot-grün-rote Regierung (Okt-I: 3%; Okt-II: 3%), lediglich 4% eine „Jamaika“-Koalition (Okt-I: 10%; Okt-II: 6%) und ebenfalls 4% schwarz-gelb (Okt-I: 2%; Okt-II: 3%). Insgesamt 16% nennen verschiedene sonstige Konstellationen (Okt-I: 12%; Okt-II: 14%) und 15% der Befragten machen hier keine Angabe (Okt-I: 10%; Okt-II: 12%).
Wird eine Ampel-Koalition die zukünftigen Probleme lösen?
Was die Problemlösungskompetenz einer möglichen neuen Bundesregierung betrifft, glauben mehr als die Hälfte (54%) der Befragten, dass eine solche Regierung einen „wichtigen Beitrag zur Lösung der Probleme in Deutschland“ leisten wird, 42% aller Wahlberechtigten zweifeln daran und 4% sagen „weiß nicht“. In den Parteianhängerschaften sind die Erwartungshaltungen naturgemäß recht unterschiedlich: Optimistisch, dass die Ampel-Koalition einen wichtigen Beitrag zur Problemlösung leisten wird, sind 76% der SPD-, 75% der Grünen-, 61% der FDP- und 57% der Linke-Anhänger/innen. Bei den Anhänger/innen von CDU/CSU und AfD überwiegt dagegen Skepsis (59% bzw. 90%).
Klima bei den Koalitionsverhandlungen
Beim Thema Koalitionsklima sind 65% der Meinung, dass die Zusammenarbeit von SPD, Grünen und FDP bei den Koalitionsverhandlungen gut funktionieren wird, 31% erwarten das Gegenteil, darunter mit 66% besonders viele AfD-Anhänger/innen. In allen anderen Parteianhängerschaften meint man mehrheitlich, dass die Verhandlungen der drei Parteien recht reibungslos verlaufen werden, 4% können oder wollen sich dazu nicht explizit äußern.
Vorhaben der Ampel-Koalition ohne zusätzliche Schulden finanzierbar?
Eindeutig ist die Meinung, wenn es um die Finanzierbarkeit der Vorhaben einer Ampel-Koalition geht: 92% der Deutschen und große Mehrheiten in allen Parteianhängerschaften glauben nicht, dass die Projekte, die sich SPD, Grüne und FDP für eine zukünftige Bundesregierung vorgenommen haben, ohne zusätzliche Schulden finanzierbar sind, lediglich 6% sind da optimistisch.
Beurteilung von Spitzenpolitiker/innen in Deutschland
In dieser Woche gibt es kleinere Veränderungen im Vergleich zur letzten Umfrage, aber kein eindeutiges Bild: Sechs Politiker/innen erhalten einen etwas schlechteren, vier einen etwas besseren Imagewert. Die deutlichste Veränderung gibt es bei Friedrich Merz, er kann sich um drei Zehntel verbessern. Ebenfalls zulegen können Christian Lindner und Armin Laschet (jeweils zwei Zehntel) sowie Angela Merkel (ein Zehntel); alle anderen verlieren leicht. Die Bewertung nach Sympathie und Leistung wurde wie immer mittels der Skala von +5 bis ‑5 (halte sehr viel von / halte gar nichts von) vorgenommen. Angela Merkel führt mit einem Durchschnittswert von 2,4 die Top Ten nach wie vor an, jetzt wieder mit etwas mehr Vorsprung auf Olaf Scholz (1,8), danach kommen Manuela Schwesig und Robert Habeck (jeweils 1,6). Es folgen Christian Lindner (1,1), Markus Söder (0,4) und Annalena Baerbock (0,2). Aktuell auf dem achten Rang Friedrich Merz (-0,1), der mit Jens Spahn (-0,2) tauscht, weiterhin abgeschlagen am Ende der Top Ten Armin Laschet (-1,1).
Die wichtigsten Themen in Deutschland
Das wichtigste Problem in Deutschland ist nach Meinung der Befragten weiterhin Umwelt/Klimaschutz/Energiewende. Bei der vorgabenfreien Frage nach den zwei wichtigsten Problemen in unserem Land nennen 44% diesen Themenbereich. Auf dem zweiten Rang folgt mit 24% aller Nennungen die Corona-Pandemie und mittlerweile auf dem dritten Platz Kosten/Preise/Löhne (14%). Es folgen mit jeweils 11% soziale Gerechtigkeit/soziales Gefälle (11%) sowie Flüchtlinge/Aus-länder/Integration. Weitere relevante Probleme sind: Rente/Alterssicherung (7%), Ausgang Bundestagswahl/Regierungsbildung (7%), Wirtschaftslage (6%), Bildung/Schule (5%) und Infrastruktur/Internet (5%).
Steigende Energiepreise: Persönliches Problem?
Die aktuell steigenden Preise für Strom, Gas, Benzin und Heizöl stellen für knapp zwei Drittel (64%) der Bundesbürger/innen ein sehr großes (22%) oder großes Problem (42%) dar, für 28% ein nicht so großes und lediglich für 8% sind die steigenden Energiepreise „überhaupt kein Problem“. Besonders häufig benennen die Anhänger/innen von AfD (90%) und CDU/CSU (73%) die Preisentwicklung als sehr großes oder großes Problem, dagegen sprechen 67% der Grünen-Anhänger/innen von einem „nicht so großen“ oder „überhaupt keinem Problem“.
Hohe Energiepreise: Zuschuss für Geringverdiener?
Mehr als drei Viertel (77%) der Befragten und Mehrheiten in allen Parteianhängergruppen fänden es angesichts der hohen Energiepreise gut, wenn Bürgerinnen und Bürger mit geringem Einkommen einen staatlichen Zuschuss erhalten würden, so wie es aktuell von Teilen in der Politik gefordert wird, 20%, darunter vergleichsweise viele FDP-Anhänger/innen (38%), lehnen diesen Vorschlag ab.
Klimawandel: Langfristige Lösung?
Beim Thema Bekämpfung des Klimawandels blickt die Mehrheit der Deutschen pessimistisch in die Zukunft: 77% (Aug-I: 79%) glauben nicht, dass es der Welt gelingen wird, den Klimawandel in den nächsten Jahrzehnten wirksam zu bekämpfen, jeder Fünfte (19%; Aug-I: 17%) ist optimistisch. In sämtlichen Parteianhängerschaften und Altersgruppen überwiegen die Zweifel.
Legalisierung von Cannabis
Mehr als die Hälfte (53%) der Deutschen befürwortet die Legalisierung von Cannabis, also den Besitz und Verbrauch von kleineren Mengen Cannabis zu erlauben, 40%, darunter 60% der Unions-Anhänger/innen, lehnen dies ab, 7% haben dazu keine Meinung. Deutliche Unterschiede gibt es in dieser Frage zwischen den Altersgruppen: 73% der 18- bis 34-Jährigen und 52% der 35- bis 59%-Jährigen sprechen sich für die Legalisierung aus, bei den ab 60-Jährigen sind 51% dagegen.
Corona: Gesundheitsgefährdung
Der Anteil derjenigen, die sich um ihre eigene Gesundheit sorgen, steigt in den letzten Wochen wieder an: Nach 31% Anfang und 40% Mitte Oktober halten aktuell 47% aller Befragten ihre Gesundheit durch das Virus für gefährdet, 51% (Okt-I: 67%; Okt-II: 57%) sehen da keine Gefahr.
Beurteilung der Corona-Maßnahmen
Nach wie vor steht die Mehrheit der Deutschen hinter den aktuellen Corona-Maßnahmen, allerdings steigt angesichts der Situation der Anteil derjenigen, die härtere Maßnahmen fordern: Jetzt befürworten 59% (Sep-III: 60%; Okt-I: 64%) der erwachsenen Deutschen die aktuell geltenden Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus. Jeder Fünfte (20%) fordert eine Verschärfung (Sep-III: 16%; Okt-I: 13%), 18% (Sep-III: 22%; Okt-I: 21%) halten die gegenwärtigen Maßnahmen für übertrieben, darunter 25% im Osten und 16% im Westen der Republik.
Corona-Maßnahmen: Mehr Einschränkungen bei steigenden Fallzahlen?
Aktuell wird darüber diskutiert, ob bei weiter steigenden Fallzahlen wieder mehr Einschränkungen des öffentlichen Lebens vorgenommen werden sollen und wenn ja, für wen. Eine relative Mehrheit von 43% spricht sich dafür aus, dass nur für Nicht-Geimpfte solche Einschränkungen gelten sollen, knapp ein Drittel (32%) ist der Meinung, dass dann alle Bürgerinnen und Bürger dies mittragen müssen. 22% sind der Ansicht, selbst wenn die Fallzahlen weiter steigen, sollte es für keinen weitere Einschränkungen geben. In den Parteianhängergruppen gehen die Meinungen dazu auseinander: 50% der SPD-, 55% der Unions-, 49% der Grünen- und 44% der FDP-Anhänger/innen plädieren für Beschränkungen nur für Nicht-Geimpfte; während 49% in der Anhängerschaft der Linken sich für Einschränkungen für alle aussprechen, ist die Mehrheit der AfD-Anhänger/innen (70%) auch in diesem Fall generell gegen stärkere Einschränkungen.
Coronavirus: Belastung der Krankenhäuser bei hohen Infektionszahlen
Auch wenn die Corona-Fallzahlen weiter stark steigen, gehen 50% der Befragten (Aug-II: 63%) davon aus, dass die Krankenhäuser nicht mehr so stark belastet werden wie das bei den bisherigen Wellen der Fall war. 43% erwarten eine ähnlich starke Belastung (Aug-II: 31%) und 7% geben keine Antwort (Aug-II: 6%).
Corona: Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen
Länder wie Frankreich und Großbritannien haben schon eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen eingeführt und auch in Deutschland wird dieses Thema weiterhin diskutiert. Für eine Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheits- und Pflegebereich sprechen sich mittlerweile knapp drei Viertel (72%; Jul-I: 60%) der Bevölkerung aus, für eine Impfpflicht des Personals an Schulen und Kitas knapp zwei Drittel (64%; Jul-I: 55%), 26% bzw. 34% der Befragten sind gegen eine Impfpflicht dieser Berufsgruppen. Lediglich die Anhänger/innen der AfD sind in beiden Fällen mehrheitlich (61% bzw. 66%) gegen eine Impfpflicht, in allen anderen Parteianhängerschaften befürworten dies jeweils Mehrheiten.
Flüchtlinge: Anstieg von Flüchtlingszahlen und Folgen für Deutschland
Aktuell glauben 75% der Befragten und Mehrheiten in allen politischen Lagern, dass wieder deutlich mehr Flüchtlinge nach Deutschland kommen werden, 19% glauben das nicht (weiß nicht: 6%).
Falls tatsächlich wieder deutlich mehr Flüchtlinge nach Deutschland kämen, würde das unser Land nach Einschätzung von 56% (Aug-II: 62%) der Befragten verkraften. 40% (Aug-II: 32%), darunter 92% der AfD-Anhänger/innen, sind da eher skeptisch. Während im Westen der Bundesrepublik 59% glauben, dass Deutschland einen erneuten Zustrom von Flüchtenden verkraften würde (nicht verkraften: 38%), verneinen dies im Osten 52% (verkraften: 42%)
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