Worms. Es wird schrill. Es wird bunt. Autorin Maria Milisavljevic und Regisseurin Pinar Karabulut haben die Sage kräftig gegen den Strich gebürstet. „Es bleibt selbst für den Intendanten rätselhaft“, sagt grinsend Nico Hofmann, Chef der Wormser Nibelungenfestspiele. An diesem Freitag feiert das Stück „Brynhild“ seine Premiere. 85 Prozent der Eintrittskarten sind bereits verkauft. Und die Prominenz der Premierengäste ist diesmal ausgesprochen hoch.
Pistorius und Wissing kommen zur Premiere
Mit Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius und Verkehrsminister Volker Wissing sind gleich zwei hochrangige Vertreter der Bundesregierung präsent. Dazu kommen die ehemaligen Minister Peter Altmaier, Annette Schavan, Andrea Nahles und Heidemarie Wieczorek-Zeul. Außerdem ist das halbe Kabinett der rheinland-pfälzischen Landesregierung dabei, an der Spitze Ministerpräsidentin Malu Dreyer.
Aus dem Showbusiness hat sich Dieter Hallervorden angesagt, Götz Otto und Ralf Moeller, der in einer Videoeinspielung bei der Aufführung als Fafnir mitwirkt. Auch Christian Holtzhauer und Tilmann Pröllochs, Intendanten des Mannheimer Nationaltheaters, stehen auf der Gästeliste.
Zu sehen bekommen die Ehrengäste wieder eine Uraufführung - wie in jedem Jahr unter der Intendanz von Nico Hofmann seit 2015. Es ist künstlerische Maßgabe, seit der in Mannheim aufgewachsene Ufa-Chef die Leitung des Theater-Spektakels übernommen hat: Jedes Jahr schreibt eine Autorin oder ein Autor eigens für diese Open-Air-Inszenierung vor dem Wormser Dom - laut Dichtung am Originalschauplatz des Königinnenstreits - ein Stück über die Nibelungen. Dieses Mal hat Autorin Milisavljevic die isländische Königin Brünhild in den Mittelpunkt gerückt.
Leser sind begeistert
Sechs Leserinnen und Leser dieser Zeitung haben als Sieger eines Gewinnspiels exklusiv die Möglichkeit, die Medienprobe zu begleiten und sich das Stück vorab anzusehen. Am Ende sind sie begeistert. Petra und Thomas Nelz aus Mannheim haben vor etlichen Jahren schon einmal eine Vorstellung hier besucht, auch Christa und Gerhard Schierle aus Mannheim waren schon mal da.
Service
- Karten für das Festspielstück gibt es von 29 bis 139 Euro über die Homepage www.nibelungenfestspiele.de.
- Dort findet sich auch das Rahmenprogramm, unter anderem eine szenische Lesung mit Katharina, Anna und Nellie Thalbach (15. Juli, 20 Uhr) und die Komödie „Offene Zweierbeziehung“ mit Alexandra Kamp (14. Juli, 20 Uhr).
- Es gibt täglich morgens um 11 Uhr Backstage-Führungen.
- Parkmöglichkeiten gibt es im Parkhaus am Dom (Koehlstraße) und im Parkhaus am Theater (Kriemhildenstraße).
Für Charlotte und Luigi D’Auria aus Schwetzingen ist es der erste Kontakt mit den Festspielen. Und der macht Appetit auf mehr: „Das war wirklich ein Erlebnis“, sagt Charlotte D’Auria. Und auch Gerhard Schierle ist voll des Lobes: „Das waren kräftige Bilder. Und auch die Dialoge waren nicht so verkünstelt.“ Allerdings geben alle zu: Die erklärenden Worte der Festspielleitung seien schon sehr hilfreich gewesen.
Denn die Gruppe bekommt nicht nur einen exklusiven Einblick in die Medienprobe, die normalerweise Fotografen und Kamerateams vorbehalten ist. Die Leserinnen und Leser werden auch exklusiv begrüßt von Nico Hofmann und dem künstlerischen Leiter der Festspiele, Thomas Laue.
Brünhild wird in Worms mit y geschrieben
Die Sage beruhe ja auf zwei Quellen, erläutert Thomas Laue: auf dem Nibelungenlied und auf der nordischen Lieder-Edda. In Anlehnung daran heißt Siegfried hier auch Sigurd und Gunther Gunnar. Brünhild wird mit „y“ geschrieben. Laut Edda wisse man, dass Siegfried/Sigurd lange vor den Ereignissen in Worms der Brynhild begegnet ist.
Allerdings fehlen die entscheidenden Informationen, die erklären könnten, was zwischen Island und Worms passiert ist. Ist Siegfried vielleicht gar nicht der Held und Drachentöter, als den ihn alle Welt hinstellt? Und hat Odin seiner Tochter Brynhild die Rolle nur aufgedrückt, gegen ihren Willen? Was passiert, wenn die beiden nicht das machen, was alle anderen von ihnen wollen? Das haben die Autorin und die Regisseurin herausgearbeitet, erläutert Laue.
Festspiel in diesem Jahr popkulturelles Stück
Es sei ein sehr popkulturelles Stück ergänzt Nico Hofmann. Hier trete eine junge, feministische Generation an. „Wir wollten einen Generationenwechsel“, betont der Intendant. Auch wenn es an der einen oder anderen Stelle vielleicht rätselhaft bleibe, so sei es doch eine tolle, bildgewaltige Inszenierung geworden und ziemlich einzigartig auf einer deutschen Bühne, sagt Hofmann.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt können sich die Leserinnen und Leser denken, dass es eher keine klassische Nacherzählung eines Stoffes ist, der vor Jahrzehnten im Schulunterricht gepaukt wurde. Aber schon in der Pause sind die Gewinner des Preisrätels dieser Zeitung hin und weg von der schauspielerischen Leistung des Ensembles. Dieses ist kreuz und queer gegen alle Konventionen besetzt ist.
Die Nibelungenfestspiele seien noch nie so divers in den Rollen gewesen, hat Nico Hofmann schon vor Wochen im Interview mit dieser Redaktion gesagt. Und tatsächlich: Es gibt eine sehr extrovertierte Trans-Frigga, Hagen wird von einer schwarzen Frau gespielt. Und Gunther/Gunnar trägt eine über einen Meter lange Mähne.
Ralf Moeller spielt mit
Prominentester Schauspieler des Ensembles ist Ralf Moeller. Der tritt allerdings nur in den Videoeinspielungen auf der mächtigen, knapp 64 Quadratmeter großen Leinwand in der Bühnenmitte auf. Moeller spielt den vermeintlichen Drachen Fafnir und hat durchaus Erfahrung mit den Nibelungen. Im Jahr 2004 hat er unter der Regie von Uli Edel in dem Film „Die Nibelungen“ den König Thorkild gespielt, der Siegfrieds Vater Siegmund tötet.
Eine sehr verständliche und informative Einführung zum Stück geben Thomas Laue und Regisseurin Pinar Karabulut übrigens auch in einem Youtube-Video, das auf der Homepage www.nibelungenfestspiele.de abrufbar ist.
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