Kultur

Nibelungenfestspiele Worms: Dystopie auf lila Treppen

Die Wormser Nibelungenfestspiele geben einen kleinen Blick auf die neue Inszenierung frei. Statt Wasserlandschaften wie im vergangenen Jahr breitet sich eine Wüste vor dem Dom aus

Von 
Bernhard Zinke
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Michaela Flück und Daniel Felgendreher zeichnen in diesem Jahr für das Bühnenbild der Nibelungenfestspiele verantwortlich. © Bernhard Zinke

Worms. Links hinten schaut das Heck eines alten Volvo-Kombis heraus, daneben eine museumsreife Diesel-Zapfsäule. Die Szene scheint aus der Zeit gefallen. Das soll sie auch. Schließlich befinden sich die Zuschauer inmitten der lila Landschaft auf einer Ausgrabungsstätte in einer dystopischen Zukunft. Nach Wochen in den Räumen des Spiel- und Festhauses probt das Ensemble der Nibelungenfestspiele seit Montag in den nun aufgebauten Kulissen vor dem Wormser Dom.

Noch ist die Szene nicht ganz fertig, sagt Bühnenbildnerin Michaela Flück, während beim Pressetermin am Dienstag um die Mittagszeit im Hintergrund geschraubt, gesägt und gehämmert wird. „Worms gilt ja als eine der heißesten Städte in ganz Deutschland“, schmunzelt die Schweizerin, „das passt ganz gut in die wüstenartige Atmosphäre des Bühnenbilds“.

Brynhild

  • Die Nachfrage nach dem neuen Stück „Brynhild“ von der deutschen Dramatikerin Maria Milisavljevic ist groß. Drei Viertel der Karten seien bereits verkauft, sagt Sascha Kaiser, Geschäftsführer der Nibelungenfestspiele.
  • Premiere des neuen Stücks vor dem Wormser Dom ist am 7. Juli. Gespielt wird bis zum 23. Juli jeden Abend außer dem 17. Juli.
  • Tickets kosten zwischen 29 und 139 Euro.
  • Infos und Karten unter nibelungenfestspiele.de. 

Im Lauf der kommenden Tage werden noch zehn Tonnen Sand in die Kulisse gekippt. Im Stück „Brynhild“, das am 7. Juli Premiere feiern wird, soll es dann so aussehen, als ob ein Sandsturm durch die Szene getobt ist. Die lilafarbene Treppenkonstruktion wird trotzdem noch zu sehen sein. Damit ist das Bühnenbild so ziemlich das genaue Gegenteil des Vorjahres. Damals spielte das Stück „Hildensaga“ fast komplett im Wasser. Die Bühne war ein einziges großes Bassin.

Nibelungenfestspiele in Worms: Mal wieder Endzeitstimmung

Es ist also mal wieder Endzeitstimmung bei den Wormser Nibelungen. Die Darsteller werden durch verschiedene Zeiten reisen. Dazu wird es unter anderem live gefilmte Bilder auf der riesengroßen LED-Wand (7,20 mal 8,80 Meter groß) im Bühnenmittelpunkt geben, aber auch zahlreiche Einspieler, die vorab aufgenommen worden sind. Nicht zufällig hat Flück einen Durchlass in der LED-Wand direkt vor dem Nordportal des Kaiserdoms gelassen. Das sei der Durchgang durch die verschiedenen Welten und Zeiten, „eine Art Stargate“, beschreibt sie.

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Ein anderer wesentlicher Blickfang des Bühnenbildes ist ein roter, riesiger Kasten, vier mal sechs Meter groß, 5,90 Meter hoch - und leicht nach vorne geneigt, was den Technikern aus statischen Gründen einige Mühen bereitet hat. Oben auf dem Kasten werden die Musiker eine Bühne haben, drinnen wird ein American Diner aufgebaut, ein Fastfood-Restaurant, das den Figuren im Stück einen sicheren Rückzugsort bieten wird. Die Zuschauer werden via Live-Kamera am Spiel im Diner teilhaben können, sagt Daniel Felgendreher, der an der Gestaltung des Bühnenbildes mitarbeitet. Es werde ein ganz wichtiger Ort für die Handlung werden, deutet Michaela Flück an, ohne allerdings konkreter werden zu wollen.

Bühnenbild so hoch wie noch nie

Eine weitere Herausforderung sind die seitlichen Begrenzungen des Bühnenbildes, die ebenfalls als Spielfläche während des Stücks dienen. „Die sind neun Meter hoch, so hoch wie noch nie“, sagt Sebastian Bolz, technischer Leiter der Festspiele.

Die Preisträgerin des Heidelberger Stückemarktes von 2016, Maria Milisavljevic, hat das aktuelle Stück „Brynhild“, eigens für die Nibelungenfestspiele geschrieben. Inszeniert wird es von Pinar Karabulut. Die dramatischen Figuren versuchen, aus ihren vorbestimmten Rollenmustern auszubrechen. Festspielintendant Nico Hofmann ist stolz darauf, wie „vielfältig, energiegeladen und divers besetzt“ das Ensemble diesmal sei.

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