Tag der offenen Tür

Viernheimer Hospiz bietet „Heimat für alle“: Offene Türen am Hospiztag

Die Zimmer sollen sein, wie ein Zuhause: Das Hospiz Schwester Paterna in Viernheim öffnet seine Türen und zeigt, wie es Heimat für alle wird. Was das bedeutet.

Von 
Sandra Usler
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Ines Steyrleuthner (links) führte Besucher durch die Räume des Hospiz Schwester Paterna. © Sandra Usler

Viernheim. „Bettwäsche, Blumen, Bilder – hier darf alles rein! Das Zimmer soll für die Gäste wie ihr Zuhause sein“. Ines Steyrleuthner zeigte den Besuchern eines der zehn Zimmer im Hospiz Schwester Paterna. Am Hospiztag öffnete die Viernheimer Einrichtung ihre Türen und informierte über Angebote und Arbeit. Dabei sollte deutlich werden: Hospiz ist „Heimat für alle“, so lautet das Motto des Hospiztags.

Herzstück des Hospiz-Gebäudes in Viernheim ist die ellipsenförmige Kapelle

„Heute passt es endlich!“, war eine Besucherin froh, sich das Hospiz einmal anschauen zu können. Immerhin ist es seit fast sieben Jahren in Betrieb, wurde 2018 offiziell eröffnet. Die Viernheimerin schloss sich direkt der Führung an, die einen kurzen Überblick über die Räumlichkeiten gab. Das Herzstück des Gebäudes ist die ellipsenförmige Kapelle mit den kunstvoll gestalteten Fenstern. Im Eingangsbereich steht auch der Gedenktisch. „Jeder Gast, der verstirbt, wird hier verewigt“, berichtete Ines Steyrleuthner. Wenn die Leiterin – sie führt zusammen mit Janina Otte die Geschäfte – bei dem kleinen Rundgang vom Alltag erzählte, spürte man: Das ist für alle mehr als ein Beruf, das ist Berufung. „Als Intensivkrankenschwester wusste ich von jedem Patienten die Blutwerte, heute kenne ich die Namen der Enkel und ob der Gast lieber Vanille- oder Schokopudding isst“, nannte sie einen Unterschied zu Krankenhaus oder Pflegeeinrichtung.

Ines Steyrleuthner (rechts) führte Besucher durch die Räume des Hospiz Schwester Paterna. © Sandra Usler

Für die Besucher ging es in den Bereich der Gäste, der eigentlich nicht frei zugänglich ist. „Das ist wie Zuhause, da stehen die Türen ja auch nicht offen. Und wenn es klingelt, entscheidet der Gast, ob und wem man die Tür öffnet.“ Das gilt natürlich nicht für das Personal – hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiter sowie Ärzte bringen den Alltag in die Hospizzimmer. Selbst vierbeinige Helfer gibt es im Hospiz. „Die Hunde sind heiß erwarteter Besuch“, berichtete Ines Steyrleuthner. So sei das Haus immer voller Leben.

Das Herzstück des Gästebereichs ist der lichtdurchflutete Aufenthaltsraum. „Hier wird gegessen, gespielt, zusammengesessen oder eben auch der letzte Geburtstag gefeiert.“ Im großen Raum duftete es noch nach Essen – weil in der Küche täglich frisch gekocht wird. „Dann riecht das ganze Haus auch mal nach Fisch oder Kohl, das ist dann eben auch wie Zuhause“, sagte die Leiterin.

Die Zimmer im Hospiz sollen nicht an Krankenhauszeiten erinnern

Vom Gemeinschaftsraum aus kommt man in den kleinen Garten, eine Wohlfühloase für die Gäste. Auch vier Zimmer sind auf diese Seite ausgerichtet, die anderen sechs Zimmer liegen gegenüber. Der Flur ist nicht kerzengerade wie in Kliniken, sondern geschwungen. Und auch die Zimmer sollen nicht an Krankenhauszeiten erinnern. Sie sind in freundlichen Farben gehalten, mit schönen Möbeln ausgestattet – und jeder Gast kann sich das Zimmer so einrichten, wie es ihm gefällt. Sogar der Partner könnte in dem Raum mit übernachten. „Ja klar, das ist möglich“, bestätigte Ines Steyrleuthner die Nachfrage der Besucher und fügt an: „Es soll ja sein wie Zuhause.“

Die Leiterin erzählte am Ende auch, wie der Betrieb finanziert wird. 95 Prozent aller Kosten tragen die Krankenkassen, fünf Prozent muss das Hospiz erwirtschaften. „Das sind bei uns rund 7500 Euro im Monat“, rechnet die Leiterin vor. Da passt es gut, wenn Gäste mit einer Spende in der Tasche vorbeikommen. Die „Großen Drei“ überreichten den Erlös aus dem letztjährigen Weihnachtsmarkt an die Viernheimer Einrichtung.

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Fast ganz ohne erklärende Worte kommt die Fotoausstellung zum Hospiz aus. Die Bilder sind im Eingangsbereich ausgehängt und geben einen Einblick in den Alltag und in die Arbeit – und zeigen, wie das Leben im Hospiz läuft. Da treffen sich die Gäste im Garten und genießen die warmen Sonnenstrahlen. Da sind die Hunde die Seelentröster. Da finden Fotoshootings statt. Da werden die Feiertage und sogar Hochzeiten gefeiert. Da gibt es aber auch große Herausforderungen und schwere Stunden.

Im November bietet der Hospizverein Info-Veranstaltungen an

Im ersten Stock informierte der Hospizverein über seine vielfältigen Angebote. Die Vereinsvorsitzende Jutta Behrendt schenkte nicht nur Kaffee aus, sondern berichtete von der Begleitung beim Sterben und Abschiednehmen und von den Gruppen für Trauernde. Aktuell sind 26 Ehrenamtliche als Begleiter oder im Vorstand aktiv, und der Verein sucht nach neuen Gesichtern. „Ich habe schon lange überlegt, ob ich eine Ausbildung zur Hospizbegleiterin machen soll . . .“, wandte sich eine Besucherin an Sabine Engelmann – und war da genau richtig. Die Koordinatorin erzählte von den beiden Informationsveranstaltungen, die der Verein im November anbietet und verteilte die passenden Terminzettel.

Am 11. November um 15.30 Uhr und am 17. November um 18 Uhr, jeweils in den Räumen des Hospizvereins im stationären Hospiz, erfahren Interessierte alle Wissenswerte zum Qualifizierungskurs als ehrenamtlicher Hospizbegleiter. Für die Hospizarbeit und Trauerbegleitung braucht es keine besonderen Voraussetzungen, es ist egal, woher die Menschen kommen und welchen Hintergrund sie mitbringen. Denn auch für diejenigen, die Unterstützungsangebote für schwerstkranke Menschen sowie ihre Angehörigen realisieren, gilt der Leitspruch des Hospiztags „Hospiz: Heimat für alle“.

Freie Autorin

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