Viernheim. Eine rote Tür steht mitten in der Apostelkirche in Viernheim. Noch ist sie verschlossen. Doch Claudia Dewald-Haas öffnet sie – so, wie viele Türen in den vergangenen 50 Jahren von den Mitarbeitenden der Caritas geöffnet wurden. Mit einem Dankgottesdienst, einem Festakt und einem Begegnungsfest feiert die Caritas in Viernheim das 50-jährige Bestehen der Ambulanten Pflege in Viernheim – ganz nach dem Jahresmotto „Caritas öffnet Türen“.
Was Schwester Paterna jahrelang allein in Viernheim betrieben hatte, nämlich die Versorgung von Alten und Kranken, wurde 1975 als ambulanter Pflegedienst unter dem Dach des Caritasverbands gegründet. Elisabeth Puhe und Chin-mei Chen gehören zum Team der ersten Stunde – 50 Jahre später sitzen sie in der Apostelkirche in der ersten Reihe und feiern das Jubiläum mit.
Dem Team der Ambulanten Pflege öffnen sich viele Türen in Viernheim
Das Team der Ambulanten Pflege, früher Caritas-Sozialstation, zieht in den roten Jacken mit in die vollbesetzte Kirche ein. „Mit ihnen kommt Herzblut in die Stadt hinein“, bedankt sich Pfarrer Roland A. Givens bei den aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern. Er greift das Motiv auf – viele Türen würden sich tagtäglich für die Caritas-Angestellten öffnen. Sie öffnen sich oft mit Dankbarkeit und Erleichterung, bleiben aber auch manchmal ablehnend verschlossen. Und die Mitarbeitenden seien auch dabei, wenn sich eine Lebenstür für immer schließt. Die Gesellschaft brauche aber nicht nur eine professionelle Caritas, sondern auch die „Herzenscaritas“, die dafür sorgt, dass Türen offen bleiben.
Mit dem Caritas-Lied eröffnet das Team den Festakt, der direkt im Anschluss in der Kirche stattfindet: „Wir halten zusammen, in deiner größten Not, wir haben Gottes Segen, denn wir sind Engel in Rot“. Claudia Dewald-Haas, Leiterin der Ambulanten Pflege, stellt die Frage, was ein Ambulanter Pflegdienst brauchte, braucht und brauchen wird. Sie erinnert an die Anfänge mit Schwester Paterna: „Ihre Arbeit war damals kostenlos, da wurde eher in Naturalien bezahlt, oft hat sich die Schwester Blumen mitgenommen für den Krankenhaus-Altar.“
Pflegedienst wird schnell zum Erfolgsmodell in Viernheim
Der Caritasverband Darmstadt war bereit, den Pflegedienst in Viernheim aufzubauen, ein Kuratorium aus Viernheimer Partnern sorgte für ideelle und finanzielle Unterstützung. „Es wurde schnell ein Erfolgsmodell“, sagt Dewald-Haas. Mit der Pflegereform und der Einführung der Pflegeversicherung änderte sich der Arbeitsablauf in der Patientenbetreuung und in der Verwaltung. Die Digitalisierung brachte Vor- und Nachteile – bessere Erreichbarkeit und schnelles Bearbeiten, aber auch immer mehr Dokumentationen.
„Unsere Mitarbeiter sind seit 50 Jahren bei Wind und Wetter unterwegs, an allen Feiertagen, und sind 24 Stunden am Tag erreichbar“, bedankt sich die Leiterin bei ihrem Team, das den Job mit Herzblut ausübe: „Sie öffnen Türen und werden zu Herzensöffnern.“ Gleichzeitig müsse man auch an die Zukunft denken: „Es müssen politische Maßnahmen ergriffen werden, damit die Krankenkassen die Pflegeleistungen angemessen vergüten und unser Beruf auch wieder interessant für junge Leute wird“, appelliert Dewald-Haas an die Verantwortlichen.
Caritasdirektor Winfried Hoffmann vom Caritasverband Darmstadt lobt den Mut der Gründer: „Sie haben Strukturen aufgebaut, mit einem gebrauchten R4 und einer Schreibmaschine.“ Für den Caritasverband gelte immer das Motto „Pflege Plus“: Was brauchen die Menschen denn noch zusätzlich? „Die Sozialstation hat bei Formularen und Anträgen geholfen, aus ihr ist die Seniorenberatung entstanden und die Demenzgruppe Vergissmeinnicht“, berichtet Hoffmann vom Mut, neue Wege einzuschlagen. Heute beweisen Patienten und Mitarbeiter gleichermaßen viel Mut, indem sie Türen öffnen zur Ambulanten Pflege.
Hospizverein hat sich aus der Caritas heraus gegründet
Ein Verein, der aus der Caritas heraus gegründet wurde, ist der Hospizverein. „Es gab damals den Wunsch, eine Begleitung für Menschen am Ende ihres Lebens einzurichten“, erinnert die Vorsitzende Jutta Behrendt. Diese Grundidee, da zu sein und Zeit zu schenken, sei immer noch das Leitmotiv des Vereins. Mittlerweile habe man – dank der Unterstützung des Caritasverbands – hauptamtliche Koordinatoren für diese Aufgaben.
Dankbar über das Angebot der Caritas in Viernheim zeigt sich Bürgermeister Matthias Baaß. „Ich hoffe, dass Sie für Ihre Arbeit den passenden Lohn erhalten – nicht nur Geld, sondern die Dankbarkeit der Menschen. Das ist oft fast der wichtigere Lohn“, weiß der Bürgermeister. Wichtig sei auch, dass es für das Angebot einen Träger gebe, der nicht nur die Gründung vorangetrieben habe, sondern den Blick auch in die Zukunft richte.
Vom Festakt in der Apostelkirche geht es hinüber in den Ratssaal, dort gehen die Feierlichkeiten gemütlich und gesellig weiter. Lange Tafeln und runde Tische sind gedeckt für das Begegnungsfest, zu dem die Caritas ihre Mitarbeiter und ihre Gäste einlädt. Helfer aus dem Gemeindepsychiatrischen Zentrum schenken einen Aperitif aus, die Ministranten der Pfarrei Heiliger Johannes XXIII. servieren Getränke und das leckere Mittagessen, die Emmaus-Gruppe hat sich um das Kuchenbuffet zum Nachtisch gekümmert. Dazu gibt es Musik von der Band „Die Nachbarn“. Das gibt Gelegenheit zum Austausch über 50 Jahre der ambulanten Pflege, die immer einem Leitsatz gefolgt ist: „Der Mensch steht im Mittelpunkt“.
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