Viernheim. Der Viernheimer Vereinsfrühschoppen erlebte zwar schon seine 28. Auflage, trotzdem gibt es immer Neues zu diskutieren. Diesmal waren die Vereinsvertreter in den Räumlichkeiten des Tanzsportclubs Rot-Weiß zu Gast, wo 25 Teilnehmer begrüßt werden konnten. Im Mittelpunkt standen das vorübergehende Gaststättengewerbe und die Elternarbeit, zwei Themen, die den Ehrenamtlichen aktuell unter den Nägeln brennen.
Viele Vereine haben in der Vergangenheit traditionelle Feste abgesagt. Gründe waren die ständig steigenden Auflagen seitens der Behörden und die sinkende Bereitschaft der Mitglieder, bei diesen Veranstaltungen zu helfen. „Am Ende bleibt dann meist auch nicht viel für die Vereinskasse übrig, der große Aufwand lohnt sich einfach nicht“, so Aussagen aus der Vorstandschaft.
Davon betroffen ist auch der gastgebende Tanzsportclub. „Wir hatten jüngst unsere gut 200 Mitglieder angeschrieben und um Mitarbeit bei der Reinigung der Vereinsräume gebeten. Am Ende waren gerade einmal acht Helfer gekommen“, schilderte die Erste Vorsitzende Marion Froschauer bei ihrer Begrüßung ein Beispiel aus der Praxis. Als gelungen wurden die Veränderungen bei der Siedlergemeinschaft angeführt. Dort hat sich ein junges Team mit zahlreichen Helfern zusammengefunden, die das traditionelle Siedlerfest mitgestalten. Dazu zählen die Vorbereitung, der Auf- und Abbau sowie die Mitarbeit im gastronomischen Bereich an den drei Festtagen.
Für Bürgermeister Matthias Baaß eine besorgniserregende Entwicklung, „denn die Vereine sind ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens und der Demokratie. Die Stadt möchte im Zusammenhang mit den Vereinsfesten die Bürokratie so gering wie möglich halten, was beiden Seiten zugute kommt“. Außerdem riet er, die Eltern der Kinder und Jugendlichen schon beim Eintritt in den Verein mit in die Pflicht zu nehmen.
Vier Wochen vor dem Fest beim Viernheimer Ordnungsamt anmelden
Ausführlich diskutiert wurde das Thema „Genehmigung von Vereinsfesten“, nachdem es zuletzt Beschwerden in Richtung Stadtverwaltung gegeben hatte. „Feste müssen nicht genehmigt werden, es genügt eine einfache Anzeige eines vorübergehenden Gaststättengewerbes, die bis spätestens vier Wochen vor dem Fest erfolgen muss“, erläutert Sebastian Geschwind, Leiter des Ordnungsamts. Hierfür gibt es das Formblatt „Anzeige eines vorübergehenden Gaststättengewerbes nach § 6 HgastG“.
Danach gibt es eine Empfangsbestätigung mit Hinweisen, möglichen Auflagen und Anordnungen zum Schutz der Gäste und Dritter, auf die der Veranstalter achten muss. Außerdem werden andere Ämter und Behörden wie das Finanzamt, die Polizeibehörde, das Veterinäramt und das Kreisbauamt informiert. „Letztendlich ist aber der Veranstalter in der Verantwortung. Deshalb sollte man sich an die Bestimmungen halten.“
Gefragt wurde, wie lange man Musik machen darf, wann ein Gaststättengewerbe vorliegt und was nicht anzeigepflichtig ist. „Vereinsinterne Feiern müssen nicht angezeigt werden. Wenn bei den Festen ein Verkauf stattfindet, ist es aber ein Muss. Bis 22 Uhr kann man Musik laufen lassen, danach können Beschwerden von Anwohnern den Besuch der Polizei nach sich ziehen. Anträge auf Verlängerung gibt es prinzipiell keine“, rät Geschwind, die Lautstärke zu reduzieren. „Am besten, man feiert nicht im Wohngebiet, sondern jenseits der Autobahn, was viele Vereine ja schon machen. Es gilt aber auch ,wo kein Kläger, da kein Richter’“, hofft Baaß auf wenig Reibungspunkte. Der ehemalige Polizeibeamte Peter Hoffmann, Vorsitzender des TSV Amicitia, mahnte an, die Anweisung der Ordnungsbehörde zu beachten. „Am Ende kann es nämlich sein, dass die Musikanlage konfisziert wird.“
Elternabend in Vereinen ist ein großes Problem
Auch das Thema Elternarbeit treibt die Vereinsvertreter um, denn die Bereitschaft der Mitarbeit ist seit Jahren rückläufig. „Oft geben Papa und Mama ihre Kinder beim Training oder bei Wettbewerben einfach ab. Der Verein interessiert sie nicht. Dabei wird bei Auswärtsfahrten und Festen immer wieder Hilfe benötigt“, so die Klagen. „Nach Corona hat sich das zwar etwas gebessert, es reicht aber noch nicht aus. Bei uns sind die Trainer in der Pflicht, die Eltern direkt anzusprechen. Das funktioniert auch recht gut“, schildert Peter Hoffmann die Vorgehensweise in seinem Verein. „Wenn es dabei Sprachbarrieren zu überwinden gibt, kann man gerne auf unsere Integrationslotsinnen zurückgreifen“, so der Hinweis von Matthias Baaß.
Frühschoppen-Koordinator Harald Hofmann vom Amt Kultur, Bildung und Soziales dankte am Ende für die rege Beteiligung an den Diskussionen. Für die Zukunft will man das Thema Elternarbeit in den Vereinen stärker in den Focus nehmen, vielleicht sogar eine Arbeitsgruppe bilden.
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