Viernheim. „Vertraute Orte, Neues Leben“ heißt der Zukunftsdialog, den die Stadt Viernheim und die katholische Kirchengemeinde Heiliger Johannes XXIII. gemeinsam angestoßen haben. Dabei geht es darum, wie aktuell leerstehende Kirchen neu und anders genutzt werden können. Aktuell läuft die Phase der Bürgerbeteiligung: Die Viernheimer sind aufgerufen, ihre Ideen und Vorschläge zur Entwicklung der Kirchen und der dazugehörigen Pfarrhäuser und Pfarrheime einzubringen.
Was ist der Hintergrund des Zukunftsdialogs?
Die Situation der katholischen Kirche hat sich nicht nur in Viernheim, sondern im Bistum Mainz und in ganz Deutschland verändert. Sinkende Katholikenzahlen und weniger Gottesdienstbesucher führen zu einer Zusammenlegung von Gemeinden – und übrig bleiben Kirchen und Gebäude, die nicht mehr genutzt werden und nicht mehr unterhalten werden können. Aktuell wird in Viernheim nur noch die Apostelkirche regelmäßig für Gottesdienste genutzt, die drei anderen Kirchen stehen leer. So ergibt sich die Frage nach der zukünftigen Nutzung.
Um welche drei Kirchen geht es?
Aktuell nicht genutzt sind die Marienkirche, die Michaelskirche und die Hildegardkirche. Die Marienkirche, die „alt Kerch“, ist die älteste Viernheimer Pfarrkirche. Sie wurde am 5. November 1660 geweiht.
Die Grundsteinlegung für die Michaelskirche erfolgte im April 1956, die Weihe der Kirche fand am 8. September 1957 statt. Die Hildegardkirche ist die jüngste der Viernheimer Kirchen, sie wurde am 12. März 1966 geweiht. Wegen baulicher Mängel ist diese Kirche seit mehr als drei Jahren geschlossen.
Warum sollen sich die Bürger beteiligen?
Durch eine neue Nutzung der Gebäude eröffnen sich Chancen und Möglichkeiten für die gesamte Stadtgesellschaft. Pfarrgemeinde und Kommune ist es wichtig, dass möglichst viele Menschen mitdenken. Die Bürger sind deshalb aufgerufen, ihre Vorschläge online über eine Beteiligungsplattform oder analog über Ideenkarten einzureichen. Es müssen nicht engagierte Gemeindemitglieder sein, die ihre Vorschläge abgeben. Ausdrücklich alle Viernheimer dürfen ihre Ideen formulieren, wie die Kirchengebäude weiterhin ein wertvoller Teil der Stadt bleiben können.
Wie können die Viernheimer ihre Ideen einreichen?
Die Ideenkarten für alle drei Kirchen sind entweder an den Stelen in den Kirchen, in der Drachenbücherei, in den Kindertagesstätten, im Bürgerbüro sowie im Café Rall erhältlich oder als digitale Vorlage auf der Internetseite herunterladbar. Auf die Karte kann man seine Vorschläge schreiben, zeichnen, malen. Die Ideenkarte kann entweder wieder an einer der Stelen abgegeben – unabhängig davon, für welche Kirche sie gedacht ist – oder auf der Internetplattform hochgeladen werden. Wer möchte, kann seiner Skizze eine detaillierte Beschreibung zur weiteren Erläuterung hinzufügen.
Welche Vorschläge sind bereits eingereicht?
Bei der Marienkirche wird in den Vorschlägen deutlich, dass sie als sakraler Raum erhalten bleiben soll – als Taufkirche, als Hochzeitskirche auch für standesamtliche Trauungen, als Konzertkirche und als Simultankirche, die man sich mit der evangelischen Gemeinde teilt. Die Kirche könne Treffpunkt für Kunst und Kultur werden oder in Kooperation mit dem Museum umgebaut werden. Denkbar sei auch ein Wohnkomplex oder ein Kindergarten. Häufig wird auch das „Columbarium“ genannt, eine Beerdigungskirche mit Grabwänden oder Urnensäulen.
Für St. Michael nimmt Kultur einen breiten Raum bei der Ideensammlung ein, die Kirche eigne sich als Konzerthaus und Kulturstätte. Auch die Nutzung durch die Kindertagesstätte oder die Nibelungenschule mit Gruppen- und Klassenräumen wird vorgeschlagen. Andere Ideen sehen die Kirche als Raum zum Feiern oder als Halle für Sportangebote – mit dem Kirchturm als Kletterwand.
Aus St. Hildegard könnte eine Obdachlosenunterkunft entstehen oder eine betreute Tagesstätte für Senioren oder kleine seniorengerechte Wohneinheiten. Auch für die Kirche in der Weststadt wird eine Nutzung durch die Kindertagesstätte oder die Friedrich-Fröbel-Schule vorgeschlagen. Als umgebautes „Haus der Vereine“ würde das Gebäude viele unterschiedliche Veranstaltungen ermöglichen. Zudem liegt die Idee vor, das Sozialzentrum mit allen Einrichtungen vom Stadtrand in die Stadt zu verlagern.
Wo kann man sich über die Aktion weiter informieren?
Alle Informationen sind auf der Homepage des Bistums Mainz zusammengestellt. Dort sind auch alle bisher eingereichten und zur Veröffentlichung frei gegebenen Vorschläge einsehbar. Ideen, die besonders interessant und vielversprechend klingen, können mit einem „Daumen hoch“ markiert werden.
Wie lange geht die Ideensammlung noch?
Die Vorschläge können bis Sonntag, 26. Oktober, eingereicht werden. Um 23.55 Uhr endet die Möglichkeit, Unterlagen auf der Internetseite hochzuladen oder dort abzustimmen.
Wie geht es dann weiter, wann gibt es Entscheidungen?
Im weiteren Verlauf des Beteiligungsprozesses sind zusätzliche Formate wie eine Projektwerkstatt vorgesehen. Mit einer öffentlichen Abschlussveranstaltung im Juni 2026 endet der Zukunftsdialog. Dann sollen die Empfehlungen des „Runden Tisches“ – das sind Vertreter von Kirche, Stadt, Politik, Fachleuten und Bürgern – zur neuen Nutzung der Kirchen vorgestellt werden.
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