Bürgerbeteiligung

So wird über die Zukunft der Gotteshäuser in Viernheim diskutiert

Der Freundeskreis Heimatgeschichte will beim Zukunftsdialog über die Viernheimer Gotteshäuser intensiv mitreden.

Von 
Wolfram Köhler
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Die Marienkirche, das älteste Gebäude der Stadt Viernheim, liegt dem Freundeskreis Heimatgeschichte besonders am Herzen. © Bernhard Kreutzer

Viernheim. Mit aller Offenheit will sich der Freundeskreis Heimatgeschichte an den nun beginnenden Diskussionen über die Zukunft von Marien-, Michaels- und Hildegardkirche beteiligen. Das betont Heinz Klee, Initiator der rund 15-köpfigen Gruppe, auf Anfrage dieser Redaktion. „Wir haben unsere Vorschläge immer geäußert, und so werden wir auch jetzt unsere Ideen einbringen.“ Die katholische Pfarrei Heiliger Johannes XXIII. und die Stadt Viernheim haben vor wenigen Tagen den Zukunftsdialog „Vertraute Orte – Neues Leben“ angestoßen.

Ziel der Initiative ist es, bis Sommer 2026 Nutzungskonzepte für die drei leerstehenden Gotteshäuser zu entwickeln. Nach Vorstellung des Bistums Mainz soll die Gemeinde die finanzielle Verantwortung für die Kirchen abgeben. Um gute Lösungen für die denkmalgeschützten Immobilien zu finden, setzen die Organisatoren in dem Prozess insbesondere auf die Kreativität der Bürger.

Laut Klee wurde der Freundeskreis Heimatgeschichte offiziell eingeladen, am Runden Tisch mitzuwirken. Knapp 30 Personen aus Kirche, Politik, Verwaltung sowie der Bürgerschaft sollen dem Gremium angehören, das die Ideensammlung begleitet und zum Abschluss eine Empfehlung über die künftige Nutzung der Gotteshäuser abgibt. Birgit Käser, die sich intensiv mit der Historie der Marienkirche beschäftige, werde den Platz des Freundeskreises einnehmen. „Wir haben zwar nur einen Sitz“, sagt der Sprecher der Gruppe, „aber wir werden unsere Meinung intensiv vertreten“. Die Meinung des Freundeskreises formuliert Heinz Klee ganz unmissverständlich: „Uns geht es darum, dass die historische Marienkirche – das älteste Gebäude Viernheims – in ihrer Substanz und ihrer Art erhalten bleibt.“

Kulturkirche Epiphanias als mögliches Vorbild

Eine Diskussion über das traditionsreiche Gotteshaus im Süden Viernheims hatte 2020 dafür gesorgt, dass sich der Freundeskreis erstmals zu Wort meldete. Damals zog zunächst die katholische Kirche in Erwägung, eine Kindertagesstätte in das Kirchenschiff einzubauen. Gleich im Anschluss bot Unternehmer Werner Gutperle an, das Gebäude zu kaufen und ein Meditationszentrum daraus zu machen. Die Vorschläge passten der Gruppe nicht, die Mitglieder setzten sich vehement für den Schutz des Gotteshauses in seiner ursprünglichen Form ein.

Die Marienkirche

  • Die Marienkirche ist mehr als 360 Jahre alt und steht an dem Ort, an dem sich bereits vor 1600 die Viernheimer Pfarrkirche befand. Der erste hintere Teil wurde am 5. November 1660 geweiht. 1753 wurde das Gebäude deutlich vergrößert, die Höhe blieb allerdings unverändert.
  • Die immer größere Pfarrei wurde 1900 in die damals neue Apostelkirche verlegt. Bei der 40 Jahre später erforderlichen Teilung der Gemeinde wurde St. Marien wieder Pfarrkirche.
  • Das im Stil des Landbarock erbaute Gotteshaus haben örtliche Handwerker 1960 renoviert und zehn Jahre später innen und außen etwas umgestaltet. Zu dem Hochaltar mit der Marienstatue und den Seitenaltären aus dem 18. Jahrhundert erhielt die Kirche einen einfachen Volksaltar. Die Kanzel wurde etwas nach vorn verlegt.
  • In das barocke Orgelgehäuse kam 1953 eine neue Orgel . Der Turm erhielt kurz darauf fünf Glocken. Eine weitere Renovierung folgte in den 1980er Jahren.

An dieser grundsätzlichen Einstellung habe sich bis heute nichts geändert, sagt Klee. Allerdings fügt er hinzu: „Wir sind eine freie Gruppe, haben unterschiedliche Denkweisen.“ Die Profanierung des Gotteshauses, die Pfarrer Dr. Ronald A. Givens in den Raum gestellt hatte, würde sicher einige Mitglieder zusammenbrechen lassen, mutmaßt Klee. Er selbst sei der Auffassung, gegen eine solche Entscheidung – sollte sie denn kommen – könne man nichts machen. „Ich muss mich dann der Realität stellen.“

Die im sogenannten Landbarock erbaute Marienkirche wurde 1960 von Viernheimer Handwerkern renoviert. © Bernhard Kreutzer

Ein mögliches Alternativmodell für die Marienkirche hat der frühere Leiter der Friedrich-Fröbel-Schule bereits im Kopf. Vorbild könnte die Kulturkirche Epiphanias im Mannheimer Stadtteil Feudenheim sein. Das evangelische Gotteshaus stand 2014 vor dem Abriss. Durch eine große private Spende und zwei Fördervereine, die sich seither um die Unterhaltung kümmern, konnte das Gebäude gerettet werden. Es finden dort nach wie vor Gottesdienste sowie Konzerte statt. „Damit haben wir uns intensiv befasst und wollen entsprechende Anstöße geben“, sagt Klee. Wichtig ist ihm, wie er mehrfach klarmacht, dass sich St. Marien „im Inneren und im Äußeren“ nicht entscheidend verändert.

Gruppe nimmt auch St. Hildegard und St. Michael in den Blick

Klee zufolge spielt die Marienkirche für den Freundeskreis Heimatgeschichte somit in den kommenden Gesprächen die zentrale Rolle. Gleichwohl habe die Gruppe auch die Zukunft von St. Michael und St. Hildegard im Blick. „Wir haben uns immer wieder darüber unterhalten“, berichtet er von vergangenen Treffen der Geschichtsfreunde. Die Pläne, auf dem Areal der Weststadt-Gemeinde eine Pflegeeinrichtung zu etablieren, etwa habe die Gruppe mit großem Interesse verfolgt. „Bislang aber hat sich alles zerschlagen.“

Die Kulturkirche Epiphanias in Mannheim-Feudenheim wird für Konzerte und Gottesdienste genutzt. © Manfred Rinderspacher

Auch wenn die weiteren Schritte jetzt feststehen, ist Klee überzeugt: „Der Weg wird kein leichter sein.“ Er freue sich aber darüber, dass „einiges in Bewegung geraten“ ist. Durch den Runden Tisch sei es immerhin möglich, sich mit Menschen, die andere Positionen vertreten, direkt auszutauschen. Allerdings kann er sich nicht vorstellen, dass die Arbeit nach den vorgesehenen drei Sitzungen bereits erledigt ist. Und was auch immer dabei herauskomme, stehe am Ende die Frage: „Wer soll das bezahlen?“

Redaktion

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