Viernheim. Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist auf dem Rückzug in Viernheim und der südhessischen Nachbarschaft. Jäger Patrick Rohloff, der mit seinen vier Kollegen im Auftrag der Stadt Kadaver birgt, hat seit gut vier Wochen keinen Einsatz mehr gehabt, wie er auf Nachfrage dieser Redaktion erklärt. „Das liegt daran, dass seit rund vier Wochen keine neuen Funde mehr gemeldet wurden“, sagt Viernheims Erster Stadtrat und Ordnungsdezernent Jörg Scheidel.
„Die Fundzahlen gehen aktuell zurück, da die Schwarzwilddichte im Kerngebiet deutlich abgenommen hat. Aber die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten“, gibt der Kreisbeigeordnete und Dezernent für Veterinärwesen Matthias Schimpf zu bedenken. Viernheim war im April 142 Kadavern noch Hotspot gewesen im Kreis Bergstraße.
Insgesamt wurden im Viernheimer Wald seit Ausbruch der Seuche 222 Tiere gefunden und großteils geborgen. Im Forst Lampertheim waren es 205, bei Bürstadt 121 tote Wildschweine. In Groß-Rohrheim wurden bislang keine Funde verzeichnet. Die Zahlen stammen vom Veterinäramt des Kreises.
Verantwortliche sehen keinen Anlass zur Entwarnung
Aktuelle wandert die Seuche Richtung Süden auf baden-württembergische Gemarkung. Kreisbeigeordneter Schimpf sieht keinen Anlass, Entwarnung zu geben. „Die Entwicklungen sind sehr dynamisch“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Deshalb sei das Bild genau im Auge zu behalten. „Wir sind darauf angewiesen, ein möglichst exaktes Lagebild zu haben.“
Auch wenn die Zahlen momentan rückläufig seien, müsse die Lage weiter konsequent beobachtet werden, so Schimpf weiter. Kadaver müssten gefunden, geborgen, beprobt und dann in die Tierkörperverwertung gebracht werden. Ein unentdeckter Kadaver könne angefressen und die Seuche so weiter übertragen werden.
Im Viernheimer Wald seien zuletzt lediglich skelettierte Überreste von Kadavern gefunden worden. Die habe der Stadtbetrieb (ehemals Bauhof) beseitigt, so Viernheims Stadtrat Scheidel. Seit dem 16. Juni sei kein vollständiger Kadaver mehr entdeckt worden. Jäger Rohloff bestätigt das. „Ich habe zuletzt keine Kadaver mehr gesehen, hier und dar mal ein paar Knochen, eine skelettierte Hüfte beispielsweise.“
So läuft das Vorgehen der Such- und Bergetrupps ab: Übergeordnete Landesbehörden beauftragen speziell für das Auffinden von Tierkadavern ausgebildete Suchtrupps, die mit dafür trainierten Suchhunden (Wald-) Gebiete durchstreifen. Werden sie fündig, bekommen die Bergetrupps die Information. Im Viernheimer Fall sind das Patrick Rohloff und seine vier Kollegen. Der Kreis Bergstraße delegiert das Beauftragen von Bergetrupps an seine Kommunen. Die Jäger handeln also im Auftrag der Stadt Viernheim.
Die Beprobung der Kadaver dient der Seuchenkontrolle
Der Kadaver wird am Auffindeort in einen speziellen Plastiksack verpackt, zum Fahrzeug getragen, dort wird dem Tier mittels Gewebeschnitt eine Probe entnommen. Danach kommt der Kadaver in einen neuen, strapazierfähigen Sack und wird zur Tierkörperverwertung nach Hüttenfeld gebracht. Die Probe geht ins Labor. Von dort erhält das Veterinäramt des Kreises den Befund, ASP-positiv oder nicht. So entsteht das Lagebild, dem der Beigeordnete Schimpf so große Bedeutung in der Seuchenkontrolle beimisst.
Wie gesagt – es gibt keine Entwarnung. Nach wie vor machen Schilder an den Eingängen zu Waldwegen auf richtiges Verhalten beziehungsweise auf Gefahren durch falsches Verhalten aufmerksam. So ist es untersagt, die Wege zu verlassen. Die Tiere sollen nicht aufgeschreckt und zum Weiterziehen provoziert werden. Wie Jäger Rohloff erklärt, ist oberstes Ziel bei der Eindämmung der Schweinepest, infizierte Tiere an Ort und Stelle zu halten. Ziehen sie weiter, zieht mit ihnen die Seuche weiter.
Dann ist da das Gebot, Hunde im Wald unbedingt anzuleinen – es bleibt bestehen, auch wenn die Infektionszahlen im Moment rückläufig sind. Beschnuppert ein frei laufender Hund einen Kadaver, berührt er ihn mit der Nase. Und der ASP-Erreger ist übertragen, ungefährlich für den Hund. Wird Fiffi am nächsten Wochenende aber beispielsweise im Pfälzerwald ausgeführt, kann er dort den Erreger hinterlassen. Und die Seuche breitet sich weiter aus.
Jäger Rohloff: „Die Tiere verrecken elendig“
Ebenso wichtig ist es, keine Essensreste auf den Boden zu werfen. Essensreste, etwa Wurst, können den Erreger tragen. Für Menschen ist er ungefährlich. Aber für wühlende Wildschweine sind die Überbleibsel vom Vesper ein gefundenes Fressen. Oft mit tödlicher Folge für sie.
Menschen, Tierfreunde allemal, sollten diese Vorgaben beherzigen. Denn laut Jäger Rohloff leiden infizierte Wildschweine Höllenqualen. „Bis sie elendig verrecken“.
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