Verkehr

Kosten für Radschnellweg in Viernheim steigen

Fast zehn Millionen Euro soll der Viernheimer Abschnitt kosten. Der Radschnellweg Mannheim-Weinheim wird immer teurer. Darüber diskutierten die Mitglieder des Ausschusses Umwelt, Energie, Bauen.

Von 
Wolfram Köhler
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Der künftige Radschnellweg soll an der Einmündung der Entlastungsstraße West in die Alte Mannheimer Straße durch einen Kreisverkehr führen. Die aktuelle Planung sieht vor, den Bereich entsprechend umzubauen. © Bernhard Kreutzer

Viernheim. Rund 9,8 Millionen Euro wird nach einer aktuellen Berechnung der Viernheimer Abschnitt des Radschnellwegs zwischen Mannheim und Weinheim kosten. Das sind 3,2 Millionen Euro mehr als noch im Mai bei der Vorplanung des Projekts genannt wurden. Folglich äußerten Mitglieder des Ausschusses Umwelt, Energie, Bauen in ihrer jüngsten Sitzung Bedenken, dass die Belastung für den städtischen Haushalt zu hoch werden könnte. Der Entwurfsplanung, die das Büro Modus Consult Gericke vorstellte, stimmte das Gremium dennoch zu. Abzüglich der angenommenen Förderung durch das Land Hessen und den Kreis Bergstraße steht momentan ein Eigenanteil der Kommune von 2,5 Millionen Euro im Raum.

Insbesondere Mehrkosten von 1,3 Millionen Euro für die Beleuchtung waren Auslöser der Diskussion. Erster Stadtrat Jörg Scheidel erklärte die gegenüber der Schätzung deutlich gestiegene Summe mit Vorgaben für den Bau einer solchen Trasse und verschiedenen Entwicklungen, die sich während der Planung ergäben. „Am Ende ist es immer eine politische Entscheidung, ob Viernheim den Radschnellweg möchte“, beschrieb der Baudezernent die Grundsatzfrage.

Er versicherte, die Stadt stehe in engem Austausch mit den Fördermittelgebern, damit der Beitrag der Kommune zu dem Großprojekt möglichst gering gehalten werden könne. Das Land habe Interesse daran, dass der Radschnellweg gebaut wird, sagte Scheidel. „Dann soll es auch ein bisschen Geld auf den Tisch legen.“ Aktuell kalkulieren die Planer mit einer Förderquote von 77 Prozent durch Wiesbaden. Vom Kreis Bergstraße gebe es eine mündliche Zusage für eine Unterstützung über 7,5 Prozent. Zudem übernimmt der Landkreis zum Großteil den Ausbau des Teilstücks Alte Mannheimer Straße im Bereich des Viernheimer Kreuzes.

Sicherheitsexperten präferieren Wartepflicht für Radfahrer

Christian von Mikusch vom Büro Modus Consult Gericke erläuterte in der Sitzung den momentanen Planungsstand sowie Veränderungen, die sich seit Verabschiedung der Vorplanung im Frühjahr ergeben haben. Demnach wurden zuletzt mit dem Kreis Bergstraße mehrere Varianten der Verkehrsführung im Einmündungsbereich der Entlastungsstraße West in die Alte Mannheimer Straße erörtert. „Es kam heraus, dass ein Kreisverkehr die geeignetste und sicherste Form des Knotenpunkts ist“, sagte von Mikusch. Im Gegensatz zum ursprünglichen Wunsch der Stadt haben Experten empfohlen, dem Radverkehr an den Querungsstellen keine Vorfahrt einzuräumen. Die Lage des Knotenpunkts werde als „außerorts“ eingestuft, so von Mikusch. Ziel sei es, die Risiken für die Verkehrsteilnehmer zu minimieren.

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Scheidel bezeichnete das vom Kreis präferierte Vorgehen als „1b-Lösung“ für die Stadt. Die Frage sei noch nicht abschließend geklärt. Sollte es bei der Wartepflicht für die Radfahrer bleiben, geht von Mikusch aber davon aus, dass sich der Verkehr vor Ort künftig flüssig bewegen wird. Die Zweiradfahrer würden in ihrem Vorankommen vermutlich nur wenig gebremst.

GA_HVI_Radschnellverbindung in Viernheim © mm

Auf der Nordseite der Mannheimer Straße – zwischen Heinrich-Lanz-Ring und Jahnstraße – ist vorgesehen, den Gehweg an das höhere Niveau der Parkplätze anzupassen. Die Privatgrundstücke sollen aus diesem Grund über barrierefreie Rampen angebunden werden. Die Baugenossenschaft als Eigentümerin habe bereits grundsätzliche Zustimmung zu dem Vorhaben signalisiert, berichtete von Mikusch. Abstimmungen gab es dem Experten zufolge ebenso mit Rhein-Neckar-Verkehr (RNV) über die geänderte Führung der Trasse zwischen der Autobahn-Anschlussstelle Viernheim Mitte und dem Bereich Berliner Ring/Karl-Marx-Straße. In östlicher Richtung sollen die Radfahrer demnach entlang der Bahnlinie fahren, nach Westen würde die Trasse dem Berliner Ring folgen. Die S-Kurve in der Unterführung, in der die Sicht eingeschränkt ist, soll in diesem Zusammenhang nochmals entschärft werden, erläuterte Christian von Mikusch. Zum Einsatz kommen werde dort eine moderne Warnblinkanlage, die auf möglichen Gegenverkehr aufmerksam macht. Im Berliner Ring müssen bei der geplanten Trassenführung die Parkplätze umgebaut werden, rund 40 Prozent davon fielen dabei weg.

In der Weinheimer Straße können die bestehenden Radwege für die Radschnellverbindung genutzt werden. © Sandra Usler

„Harte Nüsse“ zu knacken sind nach Einschätzung von Christian von Mikusch an der Kreuzung Berliner Ring/Karl-Marx-Straße. Weil Platz fehlt, soll es auf der südlichen Seite keine Fußgänger-Streifen mehr geben. Die Radfahrer, die in Richtung OEG-Bahnhof unterwegs sind, werden gemäß Plan an der Ampel in den fließenden Verkehr eingeschleust. Und auch die Radfahrer, die nach Westen wollen, müssen für einen kurzen Abschnitt die Fahrbahn nutzen. Damit der Verkehr möglichst konfliktfrei fließt, soll die Ampelanlage mit modernster KI-Technik ausgestattet werden. Unter anderem zählt sie die Verkehrsteilnehmer und berücksichtigt dabei die Abbiegerichtung.

In bestimmten Streckenbereichen muss die Beleuchtung angepasst werden. Dies gilt insbesondere für den östlichsten Teil des Viernheimer Abschnitts in Richtung Weinheim. Die Lampen würden „bedarfsorientiert“ gesteuert, erklärte von Mikusch. Die Art der Technik stehe noch nicht fest. Möglicherweise kämen Solarleuchten zum Einsatz. Die Engstelle, die sich unter der Brücke mit dem Gütergleis befindet, sei gut einsehbar. Eine Warnblinkanlage sei dort nicht erforderlich. Erste Gespräche gab es nach Angaben des Planers mit den Landwirten vor Ort. Sie seien wohl bereit, einen neun Meter breiten Geländestreifen abzugeben. Ein Teil davon werde für Ausgleichsmaßnahmen gebraucht.

Gespräche mit Eigentümern der Grundstücke stehen an

Der Austausch mit den Grundstückseigentümern bestimme unter anderem das weitere Vorgehen, erläuterte von Mikusch. Darüber hinaus seien in naher Zukunft Fragen des Naturschutzes zu klären. Und eine Sicherheitsprüfung für das gesamte Vorhaben steht an. Wenn die weiteren Planungsschritte vollzogen sind, will die Stadt den Förderantrag einreichen. Dies soll bis Juni 2026 geschehen. Informationen zum Radschnellweg-Projekt erhalten interessierte Bürger über folgenden Link.

Redaktion

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