Betreuung

In Viernheim fehlen gut 230 Kita-Plätze

In Viernheim fehlen 2025/2026 über 230 Kita-Plätze. Die Stadt reagiert mit neuen Bauprojekten und Fachkräfte-Initiativen.

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Wolfram Köhler
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Handwerker sind im Anbau des alten Rathauses aktiv. Ab April werden dort zwei Kita-Gruppen mit insgesamt 50 Kindern betreut. © Stadt Viernheim

Viernheim. Die Nachfrage nach Kita-Plätzen in Viernheim ist nach wie vor deutlich größer als das Angebot. Wie das städtische Sozialamt mitteilt, fehlen im Kindergartenjahr 2025/2026 voraussichtlich 231 Betreuungsplätze für über Dreijährige. Im Jahr zuvor betrug die Lücke noch 190 Plätze. 452 Anmeldungen waren bis Ende November bei der Stadtverwaltung eingegangen, 221 davon konnten berücksichtigt werden. Hinzu kommen rund 125 Kinder, die innerhalb ihrer Einrichtung von der Krippe in eine Kita-Gruppe wechseln. Nach der Vergabe der Plätze erhalten die Eltern in diesem Monat per Post die Zu- oder Absage.

„Wir sind uns bewusst, dass Absagen für Familien eine große Herausforderung bedeuten“, erklärt Bürgermeister Matthias Baaß. Daher arbeite die Stadt „mit Hochdruck daran, die Lage zu verbessern und neue Betreuungsplätze zu schaffen“.

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Als Grund für den Engpass bei den Kita-Plätzen nennt Baaß insbesondere den Fachkräftemangel, der im Betreuungsbereich vorherrsche. 35 Plätze blieben in Viernheim frei, weil nicht genug Personal zur Verfügung stehe, um die Gruppen den gesetzlichen Vorgaben entsprechend zu betreuen. Ein weiteres Problem sind Baaß zufolge „bauliche und bürokratische Herausforderungen“. Dadurch hätten sich Ausbauprojekte verzögert, an denen die Stadt seit Längerem arbeite.

Dennoch sieht der Bürgermeister „positive Entwicklungen“: So gibt es ab April 70 neue Kita-Plätze. 50 davon entstehen in Form einer Übergangslösung im alten Rathaus. Die Kinder sollen später in den geplanten Neubau am Kapellenberg umziehen. Das Erdgeschoss im Anbau des alten Verwaltungsgebäudes wird zurzeit entsprechend umgebaut. Ebenfalls im April nimmt die Bauernhof-Kita beim Reiterhof Kühner ihren Betrieb auf. Von dem eingezäunten Grundstück am Alten Weinheimer Weg aus starten 20 Kinder zu Ausflügen in die Natur.

Umbau von Pfarrer-Volk-Haus und Vogelpark-Restaurant

„Wir wissen, dass diese Plätze nicht alle Bedarfe abdecken, aber sie sind ein erster wichtiger Schritt, um kurzfristig eine Verbesserung herbeizuführen“, betont Baaß. „Mit diesen neuen Einrichtungen können wir einigen Familien eine dringend benötigte Betreuungsperspektive bieten.“

In der Folge sollen weitere Bauprojekte für Entlastung im Betreuungsbereich sorgen. So wird aktuell das Pfarrer-Volk Haus umgebaut, damit dort zwei Krippengruppen mit jeweils zwölf Kindern einziehen können. Eine davon wird neu sein, die zweite ist zurzeit in der Tagesstätte St. Michael untergebracht. Durch den Wechsel entsteht dort wiederum Platz für eine weitere Kita-Gruppe mit 25 Plätzen. Das Projekt soll Anfang 2026 abgeschlossen sein.

Anmeldung für die Kita

Eltern melden ihre Kinder über ein Portal auf der städtischen Internetseite viernheim.de für einen Kita-Platz an. Die Anmeldung erfolgt zentral, die Erziehungsberechtigten müssen sich nicht für mehrere Einrichtungen registrieren.

Eine Anmeldung ist grundsätzlich erst nach der Geburt eines Kindes möglich. Der Hauptwohnsitz muss Viernheim sein.

Die über Dreijährigen sind bis zum 30. November anzumelden, wenn sie ab dem Sommer des darauffolgenden Jahres die Kita besuchen sollen. Die Platzvergabe findet jeweils Ende Januar für das kommende Kindergartenjahr statt.

Bei der Vergabe der Kita-Plätze bevorzugt werden Kinder, die von der Krippe oder einer Tagesmutter in den Kita-Bereich wechseln. Dies gilt auch für Kinder, deren Geschwister bereits eine Einrichtung besuchen. Weitere Faktoren sind das Alter sowie soziale und pädagogische Aspekte .

Über die Platzvergabe entscheiden Stadt und Kita-Leitungen. Anschließend werden die Zu- und Absagen an die Eltern verschickt. Kinder, die nicht zum Zug kommen, werden automatisch auf eine Warteliste genommen. wk

Voraussichtlich zum gleichen Zeitpunkt öffnet eine naturnahe Kindertagesstätte im Vogelpark. Dazu wird das frühere Restaurant momentan umgestaltet. Die Stadt geht davon aus, dass dort weitere 50 Kinder untergebracht werden können. Parallel dazu wird die Kindertagesstätte Kapellenberg erweitert. Nach Angaben des Ersten Stadtrats Jörg Scheidel läuft zurzeit die Ausschreibung für den Rohbau. Nach Abschluss der Arbeiten bietet der Neubau Platz für zwei weitere Gruppen mit insgesamt 50 Betreuungsplätzen.

„Die Bauprojekte erfordern Zeit, aber wir setzen alles daran, die neuen Plätze schnellstmöglich zur Verfügung zu stellen“, sagt Scheidel.

Neben dem Schaffen von Räumen will die Stadtverwaltung dem Mangel an Erzieherinnen entgegenwirken. Vor einem Jahr hat sie daher gemeinsam mit den Trägern der Kindertagesstätten die Initiative „Fachkräfte für Viernheimer Kitas“ ins Leben gerufen, die auf Ausbildung und Quereinstiege setzt. Ziel der Kampagne ist es, wieder mehr Menschen für Jobs im Betreuungsbereich zu begeistern, sodass mit der Zeit zusätzliche Fachkräfte hinzukommen.

Stadtverwaltung sucht neue Fachkräfte

Die Stadt übernimmt gemäß einer Vereinbarung mit den Trägern die Ausbildungskosten für drei Auszubildende pro Einrichtung. Die Kampagne richtet sich an Jugendliche in weiterführenden Schulen, pädagogische Hilfskräfte und Berufsrückkehrer sowie interessierte Menschen unter anderem mit Migrationsgeschichte.

Nach Angaben der Stadt konnten bereits sieben neue Ausbildungsverhältnisse ab dem Schuljahr 2024/2025 abgeschlossen werden. Außerdem sei es gelungen, drei Personen als pädagogische Zusatzkräfte in Kitas zu vermitteln. Aktuell werde intensiv daran gearbeitet, ausländische Abschlüsse von interessierten Bürgern, die in ihrem Herkunftsland in pädagogischen Berufen gearbeitet haben, anerkennen zu lassen.

Redaktion

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