Glaube

Geschichte der Apostelkirche in Viernheim erkundet

Viernheims prägendes Gotteshaus, die Apostelkirche, ist 125 Jahre alt geworden. Bei der Festveranstaltung blickten Interessierte auf die Geschichte des Bauwerks.

Von 
Sandra Usler
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Birgit Käser erklärt bei der Kirchenführung die Besonderheiten der Apostelkirche in Viernheim. © Sandra Usler

Viernheim. „Wie viele Leute hat es gebraucht, damit wir heute hier in der Apostelkirche beten können?“ Pfarrer Ronald Givens beantwortet die Frage selbst. „Viele! Es braucht viele Menschen, damit eine Kirche Wirklichkeit wird, damit sie erhalten bleibt und damit sie mit Leben, mit Musik, mit Glauben, mit Liebe zu Gott gefüllt wird.“ In Viernheim haben sich vor über 125 Jahren die Menschen an den Bau einer zweiten Kirche gemacht, in der seither Gottesdienste gefeiert werden.

Das Weihejubiläum der Apostelkirche feiern die Katholiken zusammen mit dem Patrozinium der Gemeinde am Gedenktag des Heiligen Johannes XXIII. Das Gotteshaus in Viernheim und den Konzilspapst verbindet auf den ersten Blick nichts. Doch Birgit Käser, die sich seit vielen Jahren mit der Geschichte der Apostelkirche beschäftigt, hat genau hingeschaut: Johannes XXIII. habe sein Pontifikat unter den Schutz des Heiligen Franz von Sales gestellt. „Diesen Heiligen sehen wir auch hier in der Kirche, als kleine Büste im Josefsaltar“, erklärt Birgit Käser.

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Birgit Käser blickt im Festgottesdienst auf die Historie der prächtigen Kirche zurück. Sie nimmt die Viernheimer mit in die späten Jahre des 19. Jahrhundert, als die rund 500 Viernheimer in der Pandurengass oder in der „zweithinnerscht Gass“ wohnten. Als sich die Einwohnerzahl steigerte, musste der Kirchenvorstand entscheiden, ob man die Marienkirche erweitern oder eine zweite größere Kirche in der Mitte des Dorfs bauen wolle.

Viernheimer sammelten Unterschriften für den Neubau

Drei Mitglieder des Kirchenvorstands stimmten für den Neubau, drei für die Erweiterung – darunter auch Pfarrer Molitor. Mit einer Unterschriftenaktion und einem Brief an den Bischof setzten sich die Viernheimer Bürger letztlich für eine neue Kirche ein. Pfarrer Molitor unterstützte das Projekt, organisierte Bruchsteine aus dem Eisenbahnneubau im Odenwald für das Fundament der neuen Kirche. 1896 wurden die Arbeiten beauftragt, viele Viernheimer Betriebe waren beteiligt. Schon im Dezember 1899 war die Kirche fertig, am 1. September 1900 wurde sie vom neuen Mainzer Bischof eingeweiht.

Der Förderverein der Apostelkirche in Viernheim schenkt anlässlich des Jubiläums Sekt aus. © Sandra Usler

Beim anschließenden Umtrunk staunen die Gottesdienstbesucher darüber, wie schnell der Bau mit den Möglichkeiten von damals abgeschlossen war. Der Förderverein St. Aposteln schenkt Sekt aus, damit man 125 Jahre später noch auf dieses imposante Bauwerk anstoßen kann.

Kosten und Bauzeit der Viernheimer Apostelkirche bleiben im Rahmen

Auch die Kosten sind ein Thema. „Der Neubau mit Turm und Pfarrhaus kostete insgesamt 700.000 Mark“, hat Birgit Käser in alten Unterlagen gelesen. Rechnet man das auf die heutigen Verhältnisse um, kostete die Apostelkirche nicht einmal 6 Millionen Euro. Für die kunstvoll gestalteten Fenster sind 35.000 Mark notiert – nach heutiger Rechnung keine 300.000 Euro. „Das ist eigentlich unglaublich“, meint Pfarrer Givens.

Auf einigen Fenstern ist direkt im Bild vermerkt, wer sie finanziert hat. „Gestiftet vom Kreditverein“ steht zum Beispiel im Thomas-Fenster. Auf diese Besonderheiten geht Birgit Käser bei einer Kirchenführung ein und ermöglicht beim Rundgang noch einmal andere Blickwinkel – für die, die seit Jahren zu den Gottesdienstbesuchern gehören, für die, die kommen, seit die Messe in der Apostelkirche gefeiert werden, und für die, die einfach Interesse an dem Gotteshaus haben.

Freie Autorin

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