Glaube

„Kirchenwandeln“ zu leerstehenden Gotteshäusern in Viernheim

Nach der Zusammenlegung der katholischen Kirchengemeinden in Viernheim wird bei einem Rundgang am 17. September nach Nutzungskonzepten für die Gebäude gesucht.

Von 
Sandra Usler
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An der geschlossenen Hildegardkirche hängen Plakate, die auf das „Kirchenwandeln“ und die Ideensammlung zur künftigen Nutzung aufmerksam machen. © Sandra Usler

Viernheim. Wo es früher vier katholische Kirchengemeinden gegeben hat, existiert heute nur noch eine Großpfarrei. So sieht die Realität in Viernheim aus. In der Apostelkirche finden noch regelmäßig Gottesdienste statt – die Michaelskirche, die Hildegardkirche und die Marienkirche stehen leer. Was passiert nun mit diesen Gotteshäusern? Dazu gibt es den Zukunftsdialog „Vertraute Orte, Neues Leben“.

Die katholische Kirchengemeinde Heiliger Johannes XXIII. und die Stadt Viernheim haben gemeinsam einen Beteiligungsprozess gestartet. Mit bunten Bannern und farbigen Plakaten an den Kirchen und an vielen Orten in der Stadt wird auf die Auftaktveranstaltung aufmerksam gemacht, auf das „Kirchenwandeln“ am Mittwoch, 17. September.

Die Situation der katholischen Kirche hat sich nicht nur in Viernheim, sondern im Bistum Mainz und in ganz Deutschland verändert. Sinkende Katholikenzahlen und weniger Gottesdienstbesucher führen zu einer Zusammenlegung von Gemeinden – und übrig bleiben Kirchen und Gebäude, die nicht mehr genutzt werden und nicht mehr unterhalten werden können.

Bistum Mainz fordert Einsparungen vor Ort

Mit dem Pastoralen Weg reagiert das Bistum Mainz auf die Veränderungen in der Kirche und sucht gleichzeitig nach Wegen der Entwicklung und Erneuerung. Dazu gehören neue Denkansätze im Immobilienbereich der Kirche. Für die Pfarrgemeinde in Viernheim heißt das ganz konkret, den Fokus auf die Apostelkirche zu legen und gleichzeitig die anderen drei denkmalgeschützten Kirchengebäude zu erhalten.

Die Marienkirche, die „alt Kerch“, ist die älteste Viernheimer Pfarrkirche. Sie ist erbaut im Stil des einfachen Landbarock und wurde am 5. November 1660 geweiht. Die Grundsteinlegung für die Michaelskirche erfolgte im April 1956, die Weihe der fertig gebauten Kirche fand am 8. September 1957 statt. Die Hildegardkirche ist die jüngste der Viernheimer Kirche. Ihr Bau begann im September 1963. Am 12. März 1966 wurde sie geweiht. Wegen baulicher Mängel ist die Kirche seit mehr als drei Jahren geschlossen.

Die Apostelkirche ist inzwischen die Hauptkirche der Großpfarrei Heiliger Johannes XXIII. in Viernheim. © Sandra Usler

Für diese drei Gebäude müssen alternative Nutzungsmöglichkeiten gefunden werden, die einen Mehrwert für die Stadtgesellschaft bieten, sich selbst tragen und damit die katholische Kirchengemeinde finanziell entlasten. Der Zukunftsdialog „Vertraute Orte, Neues Leben“ verfolgt genau dieses Ziel. In mehreren Schritten soll deshalb über die weitere Entwicklung der Kirchen und der dazugehörigen Pfarrhäuser und Pfarrheime beraten werden.

Im Juni kam erstmals der „Runde Tisch“ zusammen, mit Vertretern von Kirche, Stadt, Politik, Fachleuten und Bürgern. Stimmen und Meinungen zu diesem Treffen werden seit ein paar Tagen von der Kirchengemeinde und der Stadt in ihren Medien veröffentlicht.

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Nun folgt die öffentliche Beteiligung der Bürger: Am Mittwoch, 17. September, sind alle interessierten Viernheimer zum „Kirchenwandeln“ eingeladen –einem Spaziergang zu Michaels-, Hildegard- und Marienkirche, bei dem die leerstehenden Kirchenräume besucht werden. Die Einladung richtet sich an alle, denen die Gotteshäuser am Herzen liegen.

Rundgang beginnt um 18 Uhr an der Michaelskirche

Das „Kirchenwandeln“ – zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto – beginnt um 18 Uhr in der Michaelskirche. Von dort führt der Weg weiter. Etwa um 19.15 Uhr soll die Hildegardkirche erreicht werden. Dann geht es weiter zur Marienkirche, wo man gegen 20.15 Uhr eintreffen wird. An jedem Ort können direkt Eindrücke gesammelt, Gedanken ausgetauscht und vielleicht schon erste Vorschläge gemacht werden. Zum Abschluss besteht bei einem gemütlichen Ausklang die Möglichkeit, diese Eindrücke zu teilen und den Blick auf die nächsten Schritte zu richten.

Vor der Marienkirche hängt das Plakat, das auf das "Kirchenwandeln" und die Ideensammlung zur künftigen Nutzung aufmerksam macht. © Sandra Usler

Denn mit dem „Kirchenwandeln“ beginnt die digitale und analoge Ideensammlung, die bis zum 26. Oktober läuft. Alle Viernheimer können in diesem Zeitraum ihre Vorschläge online über eine Beteiligungsplattform oder analog über Ideenkarten einreichen, die an verschiedenen Stellen in der Stadt ausliegen werden. Auch „Marktgespräche“ sind geplant: Am Samstag, 27. September, sind Verantwortliche um 8 Uhr am Lebensmittelmarkt an der Hildegardkirche und um 10 Uhr in der Innenstadt am Hallenbad. Am Freitag, 12. Oktober, ist um 12.30 Uhr ein Austausch im Sozialzentrum vorgesehen.

Im weiteren Verlauf des Beteiligungsprozesses sind zusätzliche Formate wie eine Projektwerkstatt geplant. Mit einer öffentlichen Abschlussveranstaltung im Juni 2026 endet der Zukunftsdialog. Dann sollen die Empfehlungen des Runden Tisches zur neuen Nutzung der Kirchen vorgestellt werden. Stadt und Kirche hoffen, dass für jede Kirche passende Ergebnisse vorliegen, die umgesetzt werden können – und der großen Bedeutung der Kirchen für Viernheim gerecht werden.

Informationen zum Zukunftsdialog „Neues Leben – Vertraute Orte“ sowie alle Termine sind auf der Internetseite der Pfarrei Hl. Johannes XXIII. zu finden.

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