Bildung

Feuerwehr klärt Schüler in Viernheim über Gefahren durch Feuer auf

Die Schüler an der Alexander-von-Humboldt-Schule lernen nicht nur, wie man Brände verhindert, sondern auch, wie man sich im Brandfall richtig verhält.

Von 
Sandra Usler
Lesedauer: 

Viernheim. Die Achtklässler sitzen gespannt im Chemiesaal. Was zur Brandschutzschulung an der Alexander-von-Humboldt-Schule (AvH) noch fehlt, sind die Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Viernheim. „Was macht man denn, wenn man die Feuerwehr rufen möchte?“, fragt Lehrerin Andrea Nickel ihre Schüler. Die wissen die Lösung: „112 anrufen.“ Sabine Mettler und Thomas Tiedemann kommen dann auch ganz ohne Notruf in die Schule und erklären den Mädchen und Jungen den Grund ihrer Verspätung: „Es gab einen Einsatz für die Feuerwehr – und wir mussten erst abwarten, ob wir mit ausrücken müssen.“

Statt mit dem Einsatzfahrzeug unterwegs zu sein, führen die Mitarbeiterin für Jugendarbeit und der hauptamtliche Gerätewart die praktische Einheit zum Thema Brandschutz durch. An der AvH wird diese Schulung für die gesamte Jahrgangsstufe acht angeboten. „Wir wollen sensibilisieren für den Umgang mit Feuer – denn aus einem kleinen Teelicht kann schnell ein Großbrand werden“, erklärt Tiedemann, warum die Feuerwehr die Präventionsarbeit in den Schulen leistet.

Unterschiede zwischen Schadenfeuer und Nutzfeuer

Den Achtklässlern erklären die Feuerwehreinsatzkräfte den Unterschied zwischen Schadenfeuer wie Brände und Nutzfeuer wie Lagerfeuer, Grill oder Kamin. Damit es überhaupt brennt, braucht es Wärme, brennbare Stoffe und Sauerstoff. „Nimmt man einen Teil in diesem sogenannten Verbrennungsdreieck weg, geht das Feuer aus“, erklärt Tiedemann und beweist das an einem einfachen Beispiel: Er stülpt ein Glas über ein brennendes Teelicht. „Die Flamme geht aus, wenn der Sauerstoff weg ist“, sind sich die Schüler sicher.

In Versuchen, mit dem Bunsenbrenner unter dem Rauchabzug, überprüfen Feuerwehrleute und Achtklässler, welche Stoffe denn wie brennbar sind. Zeitung, Karton und Holz – alles brennt, manches eher als das andere. „Je kleiner und luftiger das Material ist, desto schneller brennt es“, erklärt Sabine Mettler. Auch Tannenzweige oder Menschenhaare entzünden sich schnell, qualmen ordentlich und riechen komisch. „Das ist ein Kennzeichen für organische Stoffe. Alles, was in der Natur vorkommt, ist schnell entzündlich.“

Mehr zum Thema

Projekt

Beim Zirkus ZappZarap werden Viernheims Schüler zu Artisten

Veröffentlicht
Von
Othmar Pietsch
Mehr erfahren
Bildung

Führungstandem bringt frischen Wind in Viernheimer Musikschule

Veröffentlicht
Von
Wolfram Köhler
Mehr erfahren
Bildung

Viernheimer Schulen sehen dem geplanten Handyverbot in Hessen gelassen entgegen

Veröffentlicht
Von
Sandra Usler
Mehr erfahren

Quasi zum Gegenbeweis hält Tiedemann auch „menschengemachtes Material“ in die lodernde Flamme. Stahl und Aluminium brauchen immense Hitzeentwicklung, bis sie sich verformen lassen. „Kunststoff schmilzt schneller und es tropft“, kennt Tiedemann die Tücken dieses Rohstoffs. Das sei zum Beispiel bei Kleidung mit hohem Kunstfaseranteil wichtig. „Der Stoff brennt sich regelrecht in die Haut“, warnt Sabine Mettler davor, achtlos eine Zigarette auf Personen zu werfen. Im schlimmsten Fall kann die Kleidung in Brand geraten.

Wie schnell sich ein Feuer ausbreiten kann, zeigen die Feuerwehrleute mit zwei Videos. Erst wird ein Zimmerbrand simuliert, ausgehend von einer Wunderkerze an einem Tannenbaum. Binnen Sekunden brennt alles lichterloh. „Da hat man auch keine Chance, zu löschen. Schnell raus, die Tür schließen und die Feuerwehr rufen“, raten die Experten. Auch bei einem Fettbrand gelte es als erstes, eines der Verbrennungsdreieck-Teile wegzunehmen und einen Deckel auf den Topf zu legen. „Und auf keinen Fall mit Wasser löschen“, wissen die AvH-Schüler gut Bescheid.

Ein Liter Wasser, den man auf heißes Fett oder Öl kippt, entwickelt rund 1700 Liter Wasserdampf. Das ergibt eine Explosion mit verheerenden Folgen, wie das Experiment im zweiten Film zeigt. Die Schüler staunen, als sie die mächtige Feuerwolke sehen. Die Schaufensterpuppe ist danach zerstört, ein echter Mensch hätte maximale Verbrennungen erlitten.

„Die Schmerzen sind kaum auszuhalten“

Verbrennungen könnten zum Tod führen, aber mindestens die Menschen für ihr Leben zeichnen und einschränken. „Die Schmerzen sind kaum auszuhalten“, sagt Tiedemann, der auch eine Sanitätsausbildung hat. Deshalb sollte man nie mit Feuer spielen, experimentieren, Quatsch machen oder zur Mutprobe benutzen. „Wenn man in der Nähe von Eisenbahnen an die Hochspannungsleitungen kommt, wird man von innen gegrillt“, warnt er vor jugendlichem Übermut. „Viel mutiger ist es, da Nein zu sagen und auch in anderen Situationen die anderen von einer Dummheit abzuhalten.“

Die Achtklässler lernen aber nicht nur, wie man Brände verhindern könnte, sondern auch, wie man sich im Brandfall richtig verhält. Den Notruf 112 kennen alle Schüler. „Der gilt in ganz Europa“, erläutert Thomas Tiedemann. Am Telefon sollten Melder die wichtigsten Informationen durchgehen: Wer ruft an? Wo ist etwas passiert? Was ist passiert? Wie viele sind betroffen? Dann sollte der Anrufer auf Rückfragen warten - und dabei immer in Sicherheit bleiben. Denn bei Bränden sei nicht unbedingt das Feuer das gefährlichste, sondern der entstehende Rauch. Gibt es eine kleine Brandstelle, kann man auch selbst löschen, wenn eine Löschdecke oder ein Feuerlöscher griffbereit sind.

Sabine Mettler und Thomas Tiedemann zeigen, wie man Feuerlöscher entsichert und richtig verwendet, wie man sich richtig zum Feuer positioniert und wie lange man mit dem Löschschaum arbeiten kann. Wichtig sei, dass Feuerlöscher immer einsatzbereit sind. Das Zeichen dafür ist eine intakte Verplombung. „Schaut in öffentlichen Gebäuden gern nach, ob die Feuerlöscher gewartet und unversehrt sind“, ruft Feuerwehrmann Tiedemann am Ende die Schüler dazu auf, in Sachen Brandschutz aktiv mitzuhelfen.

Freie Autorin

Copyright © 2025 Südhessen Morgen

VG WORT Zählmarke