Viernheim. 45 Sitze in der Viernheimer Stadtverordnetenversammlung. Macht 45 Namen auf den Listen der Parteien, die im März zur Kommunalwahlwahl antreten. Theoretisch. Es müssen nicht 45 sein, das schaffen die kleineren Parteien auch nicht. Aber die beiden großen, CDU und SPD, haben es geschafft, wie die Nachfrage dieser Redaktion ergeben hat. Grüne, FDP und UBV sind zuversichtlich, wie beim letzten Mal 15 Mitstreiter für ihre Listen zu bekommen. Auch die neue freie Wählergemeinschaft Bürgernetzwerk Viernheim geht davon aus, mit einer starken Liste antreten zu können.
Noch vor einem halben Jahr haben erfahrene Viernheimer Kommunalpolitiker dieser Redaktion gesagt, es werde dieses Mal sehr, sehr schwierig, eine ausreichende Zahl an Menschen zusammenzubekommen, die sich in ihrer Heimatstadt politisch engagieren wollen. Politikverdrossenheit, Individualisierung, mangelnder Spielraum für Gestaltung. Was im Übrigen kein solitäres Viernheimer Phänomen ist.
Wie Torben Kruhmann, der Vorsitzende des CDU-Stadtverbands, auf Nachfrage erklärt, stehen auf der Liste seiner Partei 45 Namen. Der hauptamtliche Erste Stadtrat Jörg Scheidel ist demnach der Spitzenkandidat. Das siebenköpfige Gremium zur Vorbereitung der Kommunalwahl hat den 34-Jährigen vorgeschlagen. Am Mittwoch, 1. Oktober, hat dann die Mitgliederversammlung das letzte Wort.
CDU in Viernheim: Das ist das Durchschnittsalter der Kandidaten für die Kommunalwahl
Auf Platz zwei und drei folgen die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Tina Föhr und der Parteivorsitzende Kruhmann. „Mit dem Listenvorschlag ist es der CDU gelungen, alle Altersgruppen generationsübergreifend einzubinden. Das Durchschnittsalter der Kandidaten beträgt 47 Jahre. Bei den ersten fünf Plätzen, die durch Michael Bergmann und Ruth Büchler komplettiert werden, ist es sogar 38 Jahre. Neun Kandidaten sind 30 Jahre und jünger. Die CDU sieht sich damit weiterhin gut für die Zukunft aufgestellt“, sagt Torben Kruhmann.
Es wurden sehr, sehr viele Gespräche geführt, mehr als jemals zuvor
Er verhehlt indes nicht, dass es immer schwieriger wird, Menschen zu finden, die bereit sind, einen erheblichen Teil ihrer Freizeit für die Geschicke ihrer Heimatstadt zu opfern. „Natürlich haben wir als CDU in Viernheim den Ehrgeiz, mit einer kompletten Liste anzutreten. Aber es wurden sehr, sehr viele Gespräche geführt, mehr als jemals zuvor“, sagt er. Grund für die Zurückhaltung sei der allgemeine gesellschaftliche Trend, das spürten ja bekanntlich auch die Vereine. Menschen würden sich heute, wenn überhaupt, für einzelne Projekte einsetzen. Sich in die Kommunalpolitik zu begeben, bedeute dagegen eine Bindung für Jahre, viel Arbeit und viel Zeit.
SPD in Viernheim stellt unter anderem 18-Jährigen für die Kommunalwahl auf
Die SPD hat sogar 47 Namen auf ihrer Liste stehen, sagt der Co-Vorsitzende Peter Lichtenthäler auf Nachfrage. Der jüngste Mitstreiter darauf sei 18 Jahre alt. Lichtenthäler teilt die Einschätzung Torben Kruhmanns: Es ist ein hartes Geschäft, Menschen für die Kommunalpolitik zu motivieren. „Meine Kollegen und ich haben unendlich viele Gespräche geführt. Wir haben unsere Mitglieder gebeten, auf die Suche zu gehen, uns Namen von möglicherweise geeigneten Personen zu geben. Und wir haben klargemacht, dass eine Parteimitgliedschaft nicht sein muss“, so Lichtenthäler.
Wir sind alle heilfroh.
Zu Beginn der Akquise habe es sich nicht vermuten lassen, dass die SPD-Liste komplett wird. Um so größer die Erleichterung, die dem SPD-Vertreter im Gespräch deutlich anzumerken ist. „Wir sind alle heilfroh.“ Er habe den möglichen Aspiranten in seinen persönlichen Gesprächen diese Frage gestellt: „Was hat Dir unsere freiheitliche Staatsverfassung für Dein Leben gebracht, und was bist Du bereit, dafür zu tun?“ Das habe häufig gezogen, sagt Lichtenthäler.
Über ein Drittel auf der Liste seien Frauen. Es seien viele Neueinsteiger dabei, eine Gruppe stamme aus den Berufsfeldern Bildung und Erziehung, eine andere bestehe aus Betriebsräten. Die Liste steht den Mitgliedern der Partei am Freitag, 28. November, zur Abstimmung. Vorschläge zu den Spitzenkandidaten würden bis dahin vorliegen.
Sebastian Heß, der Vorsitzende der Viernheimer Grünen, erklärt, die Partei sei gerade dabei, eine Liste aufzustellen. Es sei geplant, 15 Namen darauf einzutragen. So wie zuvor. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir das hinbekommen“, sagt Heß. Über Spitzenkandidaten sei heute noch nicht zu sprechen. Es sei aber davon auszugehen, das es wieder ein Duo sein werde.
Tobias Gieding kandidiert nicht mehr für die FDP
Diese Zuversicht teilt Tobias Gieding, Fraktionsvorsitzender der FDP. Auch seine Partei peilt die Zahl von 15 Mitstreitern auf der Liste an. „45 schaffen wir natürlich nicht.“ Als Spitzenkandidaten nennt er den Stadtverordneten Niklas Rösch. Am 20. Oktober haben die Mitglieder das letzte Wort. Er selbst werde nicht wieder antreten, sagt Gieding. „Ich muss jetzt mal meine Familie in den Vordergrund stellen. Und ich will neuen Leuten Platz machen“, sagt er. Im Vorstand wolle er aber aktiv bleiben.
Walter Benz, Fraktionschef der UBV, geht ebenfalls davon aus, dass die Partei eine Liste zusammenbekommt. Er werde wieder zur Verfügung stehen. Die Frage, in welcher Funktion, hätten die Mitglieder zu entscheiden. Michael Kosbau vom Bürgernetzwerk will sich auf Zahlen noch nicht festlegen, da immer wieder neue Leute dazukämen. Auf jeden Fall aber gehe er von einer starken Liste aus.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Gegen die Gleichgültigkeit werfen Viernheimer ihren Hut in den Ring