Pflege

50 Jahre Caritas-Pflegedienst Viernheim: Ein starkes Team feiert

Der Ambulante Pflegedienst der Caritas in Viernheim wird 50 und meistert den Wandel der Pflege mit einem 29-köpfigen Team.

Von 
Katja Geiler
Lesedauer: 
Am Steuer des Autos für den ambulanten Pflegedienst sitzt Roman Kazakov.. Daneben stehen die Leiterin Claudia Dewald-Haas (r.) und ihre Stellvertreterin Jeanette Schneider. © Katja Geiler

Viernheim. Der Ambulante Pflegedienst der Caritas in Viernheim feiert sein 50-jähriges Bestehen. In den 1970er Jahren war ein kleiner Kreis aus Krankenschwestern dafür zuständig, was heute ein 29-köpfiges Team erledigt. Sie kamen zu den Pflegebedürftigen nach Hause und erhielten zum Dank Spenden, Naturalien oder manchmal einfach nur ein „Vergelt’s Gott“.

Pionierinnen der Pflege auf zwei Rädern

Die Vorläuferin für diese Mildtätigkeit war die damals bereits rund 70-jährige Schwester Paterna, die im Krankenhaus St. Josef arbeitete. Ihr Markenzeichen: das Fahrrad. „Paterna ist mit dem Fahrrad zu den Leuten gefahren, hat Insulin gespritzt und Wunden versorgt“, sagt Claudia Dewald-Haas, ausgebildete Krankenschwester und Leiterin des Pflegedienstes seit 2016.

Mehr zum Thema

Aktion

Viernheim setzt Zeichen für Toleranz und Vielfalt

Veröffentlicht
Von
Sandra Usler
Mehr erfahren
Gesellschaft

Soziales Netzwerk Viernheim informiert über seine Angebote

Veröffentlicht
Von
Othmar Pietsch
Mehr erfahren
Soziales

Ehrenamtliche helfen in Viernheim beim Ausfüllen von Anträgen

Veröffentlicht
Von
Sandra Usler
Mehr erfahren

Im Februar 1975 gründete der Caritasverband Darmstadt schließlich die Sozialstation in Viernheim, nach Heppenheim und Darmstadt seine dritte. „Erna-Maria Geier, eine politisch engagierte Frau, ergriff damals die Initiative für die Gründung“, blickt Dewald-Haas zurück. Geier war Politikerin der CDU sowie eine Zeit lang Mitglied des Hessischen Landtags und danach des Deutschen Bundestags. Das Team der ersten Stunde bestand aus Esther Seeling, Chin-mei Chen und Elisabeth Puhe. Ein Schwarzweiß-Foto zeigt „Schwester Esther“ in den 1970er Jahren in einem R4, vor genau demselben Gebäude in der Jägerstraße, in dem sich der Pflegedienst noch heute befindet, mitten im Wohngebiet.

Herausforderungen und Wandel in der ambulanten Pflege

In der langen Zeit hat sich vieles geändert. Das Team ist zuständig für 446 Patienten. „Die Mitarbeitenden sind mit Autos und E-Bikes unterwegs, ständig über das Handy erreichbar, und der Zeit-, Kosten- und Leistungsdruck ist stark gestiegen“, so Dewald-Haas. Der Bruch sei in den 1990er Jahren gekommen, bei der Umstellung von Spendenbasis auf Dienstleistung – damals wurde auch die Pflegeversicherung eingeführt.

Die erste Leiterin, Esther Seeling, in den 1970er Jahren im R4 vor dem Gebäude der Sozialstation. © Caritas

Für die Mitarbeiter bedeutete das: mehr Bürokratie und Dokumentationen. Ging es in den 1970er Jahren um medizinische Leistungen und Pflege, hat sich der Leistungskatalog stetig erweitert. Ein Blick auf den demografischen Wandel, und man versteht, warum. Neben der Pflege bietet das Team, das verschiedene Berufsbilder umfasst, Hilfe im Haushalt, Entlastung pflegender Angehöriger und professionelle Beratung an. Der Beratungsbedarf ist in den letzten Jahren stark gestiegen, bei Klienten und Angehörigen.

Fest zum Jubiläum

Das 50-jährige Bestehen des Ambulanten Pflegedienstes wird am Sonntag, 28. September, in der katholischen Kirche St. Aposteln , Kettelerstraße 2, gefeiert.

Um 10.15 Uhr beginnt der Gottesdienst , danach folgt der Festakt mit Bürgermeister Matthias Baaß und Caritasdirektor Winfried Hoffmann.

Zum anschließenden Mittagessen lädt der Caritasverband Darmstadt die Patienten mit ihren Angehörigen in den Ratssaal im Alten Rathaus ein.

Für musikalische Begleitung sorgt die Band „Die Nachbarn“. Die Mitarbeiter des Pflegedienstes tragen ihr Team-Lied vor.

„Die älteren Leute werden immer selbstbestimmter und tun sich schwer, Hilfe anzunehmen. Sie meinen, sie könnten noch alles, obwohl klar ist, dass sie Unterstützung brauchen. Ihre Kinder sagen: Nimm es an, doch viele Gespräche bleiben ohne Ergebnis“, meint die Leiterin. Zum Beispiel sei die Hürde, sich vom Pflegepersonal waschen zu lassen, sehr hoch. Dabei ist es von Vorteil, wenn man erkennt, dass man im Alltag nicht mehr zurechtkommt: „Wenn die Leute frühzeitig Hilfe annehmen, können sie länger zu Hause bleiben“, fügt Dewald-Haas hinzu.

Claudia Dewald-Haas, Jeanette Schneider und Pressereferentin, Claudia Betzholz halten die Fahne der Caritas hoch. © Katja Geiler

Das Sturzrisiko erhöht sich im Alter, doch wer sein Umfeld seinen Bedürfnissen anpasst, kann es verringern. Der Bereich Hauswirtschaft boomt geradezu: Putzen, Saugen, Einkaufen, aber auch Gesellschaft leisten und Erzählen. Die Mitarbeiter der ambulanten Pflege stehen täglich vor einem Dilemma.

Einerseits möchten sie so gut wie möglich auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen und niemanden kalt abfertigen, andererseits tickt im Hintergrund die Stoppuhr. Die minutengenaue Leistungsfestlegung und -abrechnung oder der Fachkräftemangel bei steigender Zahl der Pflegebedürftigen sind Herausforderungen, auf die die Caritas reagieren müsse. Neue Mitarbeiter zu finden, werde immer schwieriger.

Ein stark vernetztes Pflegeteam in Viernheim

Das 29-köpfige Team in Viernheim hat 14 Pflegekräfte, hinzu kommen Hilfskräfte, Alltagsbegleiter, Übungsleiter und Verwaltungskräfte. Es gibt das sogenannte „Stammschwestersystem“, bei dem zu jedem Patienten immer wieder dieselbe Pflegekraft kommt. Die Mitarbeiter helfen den Patienten und ihren Angehörigen auch bei bürokratischen Dingen, wenn ein „Dschungel von Anträgen“ anfällt, sei es bei der Feststellung der Pflegebedürftigkeit durch den medizinischen Dienst oder bei der Beantragung von Hilfsmitteln.

Der ambulante Pflegedienst hat sich im Laufe der Jahre gut vernetzt mit allen Akteuren in Viernheim: Ehrenamtliche, Stadtverwaltung, Kirchengemeinden aller Konfessionen, Ärzte und Krankenhäuser in der Region und das Forum der Senioren. „Wir kooperieren auch mit Bürgermeister Matthias Baaß“, fügt Dewald-Haas hinzu.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

Copyright © 2025 Südhessen Morgen

VG WORT Zählmarke