Mathaisemarkt

Zugmaschinen sorgen für Sicherheit auf dem Mathaisemarkt

Nicht erst seit der Amokfahrt von Mannheim legen die Verantwortlichen des Schriesheimer Mathaisemarktes großen Wert auf Sicherheit.

Von 
Konstantin Groß
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In der Talstraße sorgen Zugmaschinen dafür, dass niemand einfahren kann. © Marcus Schwetasch

Schriesheim. Dienstagmorgen, 8.40 Uhr. Der Empfang der Ehrengäste auf dem Mathaisemarkt steht an. Bürgermeister Christoph Oeldorf ist früh da zu diesem „Behördentag“ im Feuerwehrhaus. Und sichtlich erleichtert. Zum einen, weil das Wetter am Wochenende so super war und dem Festzug Riesen-Resonanz verschafft hat. Vor allem jedoch, weil nichts passiert ist. „Das ist das Wichtigste“, bekennt der Rathaus-Chef.

Sicherheit schon immer ein Thema beim Mathaisemarkt

Sicherheit - das ist schon immer ein Thema auf einem Fest, das alljährlich um die 100.000 Menschen in die ganze 15.000 Einwohner zählende Stadt lockt. In den Vorjahren hat es einige Schreckmomente gegeben.

Etwa 2023, als eine - sich am Ende als Fake herausstellende - Bombendrohung einging, der Festplatz evakuiert, der Festzug rasch beendet werden musste. Manche Zugteilnehmer wollten den Ernst der Lage nicht erkennen, am Wagen der Schützen erhielt Vize-Bürgermeister Michael Mittelstädt, als er zur vorzeitigen Beendigung des Zuges drängte, einen Schlag ins Gesicht.

Reaktionen auf die Amok-Fahrt in Mannheim

In diesem Jahr bekam das Thema eine neue Dimension, nach der Amokfahrt in Mannheim, nur ganze vier Tage vor Eröffnung des Festes. Man kann sich vorstellen, was vor sich ging im Rathaus von Schriesheim am Montagnachmittag, als die ersten Schreckensmeldungen aus der Quadratestadt dort einliefen.

Der erste Impuls, den Mathaisemarkt insgesamt oder nur den Festzug abzusagen, wie in mehreren Orten im Umland für die Fasnachtszüge geschehen, wurde verworfen. Die Menschen brauchen Ablenkung, lautete die Marschroute des Bürgermeisters, hinter der sich alle politischen Kräfte versammelten.

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Völlig ignorieren konnte und wollte man das Drama 15 Autominuten von Schriesheim entfernt aber nicht. Die Frage, wie zu gedenken sei, war nicht leicht zu beantworten. Es sollte Breitenwirkung haben, aber auch einen würdigen Ablauf. „Eine Idee war anfangs während des Festzuges“, erzählt Oeldorf. Diese wurde verworfen. Schließlich entschied man sich für das Festzelt.

Barrieren in den Straßen schon seit 2017 üblich

Auch dies ein Wagnis, wo doch selbst bei der feierlichen Krönung der Weinhoheiten kaum Ruhe in die Besuchermassen zu bekommen ist. Doch zur Überraschung der Initiatoren gelang es: Als Oeldorf zu Beginn des Krönungsabends aufrief, sich zu erheben zu einer Schweigeminute, da war das mit 2.000 Menschen voll besetzte Zelt so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören.

Doch das Gedenken an die Opfer von Mannheim ist eine Sache, die Verhinderung ähnlicher Vorkommnisse vor Ort eine andere. Doch da musste die Stadt nicht allzu viel verändern. „Wir hatten immer schon Barrieren an den Straßen“, erläutert Oeldorf: „Aufgrund der aktuellen Vorkommnisse fällt es den Leuten jetzt nur mehr auf.“

Barrieren unterschiedlichster Art gibt es in Schriesheim in der Tat bereits seit dem Mathaisemarkt vom März 2017, drei Monate nach der verheerenden Amokfahrt mit einem Lkw auf dem Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz.

Talstraße durch Zugmaschinen der Schausteller blockiert

Vor allem in der Talstraße, die von der B 3 aus in gerader Richtung ins Zentrum der Stadt und damit des Festgeschehens führt. Gleich hinter der bekannten Straußwirtschaft Wehweck stehen nun zwei etwa 15 Tonnen schwere Zugmaschinen quer im Weg, übrigens von Schaustellern zur Verfügung gestellt.

Fast ein wenig entschuldigend für diese optische Beeinträchtigung des Ortseingangs hängt am Fenster des Fahrerhauses das Schild: „Wir stehen hier im Auftrag der Stadt Schriesheim.“ Der Gehweg links davon ist frei, doch auf der Grünfläche wiederum links davon liegt eine Barriere. Mit hoher Geschwindigkeit kommt ein Lkw hier nicht durch.

Und was, wenn Rettungswagen passieren müssen? „In den Stoßzeiten sind die Fahrzeuge personell besetzt“, erläutert Oeldorf. „Und ansonsten haben die betreffenden Personen dafür einen Schlüssel.“

Auch andere Zugangswege zum Festplatz gesichert

Auch andere Straßen sind durch Barrieren gesichert, so etwa die Bismarckstraße, die direkt zum Festplatz führt. An der Kreuzung zur Kirchstraße platzierte die Mannheimer Fachfirma FST am Samstagmittag längliche, 700 Kilogramm schwere Betonsperren. Für den Festzug am Sonntag, der durch diese Straße führte, wurden sie beiseite gestellt.

Wegen des Festzuges, der alleine 35.000 Menschen in die Stadt lockte, wurde darüber hinaus weiträumig abgesperrt. Auch hinter dem OEG-Gelände standen Lastwagen quer. An der Zufahrt aus der B 3 in die Innenstadt (Römerstraße) befanden sich einfache Absperrungen, aber bewacht von zwei Security-Kräften.

Auch Sicherheit beim Mathaisemarkt hat ihren Preis

Das alles kostet. Schon im letzten Jahr betrugen die Ausgaben für Sicherheit ein Drittel der kommunalen Aufwendungen für den Mathaisemarkt, also 55.000 Euro; 2018 waren es erst ganze 26.000. Allerdings gilt auch hier: „Viel mehr als 2024 wird es in diesem Jahr nicht werden“, erläutert Oeldorf: „Da wir die meisten Maßnahmen ja schon in den Vorjahren gemacht haben.“

Sicherheit aber auch bei den privaten Akteuren auf dem Mathaisemarkt. Etwa im Festzelt, das bei zentralen Abendveranstaltungen von einem Dutzend privater Security-Kräfte bewacht wird. Damit sie einen besseren Überblick behalten, befindet sich der Eingang nur rechts und der Ausgang links.

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