Schriesheim. Die Lage der Stadt an der Bergstraße und am Eingang des Odenwalds birgt eine ideale Verkehrsanbindung, aber eben auch all jene Problemen, die damit zusammenhängen. Wie nur wenige Kommunen in der Region, hat Schriesheim nicht nur eine zentrale Nord-Süd-Tangente (B 3) mitten durch den Ortskern, sondern auch eine viel befahrene West-Ost-Route (Talstraße). Derzeit kulminieren im wahrsten Sinne des Wortes die Baustellen - mit entsprechenden Folgen und Unmut der Bürger. Und die melden sich immer lauter zu Wort. „Aus dem Ruf wurde ein Schrei“, formuliert Stadtrat Rouven Langensiepe.
Talstraße und Max-Planck-Straße als aktuelle Hauptthemen in Schriesheim
Die Grüne Liste, nicht ohne Grund seit langem mit Abstand stärkste Kraft der Stadt, ist denn auch diesmal diejeneige, die diese Bürgerstimmung aufnimmt. Und zum Pressegespräch einlädt, bei dem sie auf die Probleme aufmerksam macht und daraus eine Forderung ableitet: Statt Runden Tischen zu einzelnen Baustellen soll ein Gremium eingerichtet werden: ein Verkehrsausschuss des Gemeinderates. Beratend zwar nur, aber öffentlich. „Um für mehr Information und Austausch zu sorgen“, wie Stadträtin Hannah Mieger-Höfer begründet.
Zu besprechen gäbe es wahrlich viel. Brisantestes Thema aktuell ist die Sanierung der Talstraße in dem Bereich, in dem sie sich in zwei getrennt verlaufende Fahrspuren teilt: Richtung Osten für Autos offen, nach Westen gesperrt und auf eine großräumige Umleitung verweisend. Problem: Für Radfahrer gibt es keine Lösung, außer dem Gebot, abzusteigen und auf dem Gehweg zu schieben. Das ist natürlich unrealistisch, wird daher nicht befolgt, sondern umgangen, auf der freien Autospur, also gegen die Fahrtrichtung. Was zu gefährlichen Situationen führt.
„Bereits beim ersten Bauabschnitt hatten wir darauf hingewiesen“, erinnert Hannah Mieger-Höfer. Neben der Problematik an sich kritisieren die Grünen auch die Kommunikation aus dem Rathaus „Das kam von einem Tag auf den anderen, ohne Information“, klagt Langensiepe. Von Austausch gar nicht zu reden.
Verkehrssituation in Schriesheim: Ausgebliebene Kommunikation muss nachgeholt werden
Dabei seien so viele kleine Verbesserungen möglich, wenn man miteinander spricht, betonen die Grünen und nennen ein Beispiel. „Bislang steht das Schild, wonach man das Fahrrad schieben soll, an der Einfahrt zum Branich“, zitieren sie einen Bürger: „Warum stellt man es es nicht erst direkt an die Baustelle?“ Das brächte mehr Klarheit.
Nach den heftigen Protesten wird die ausgebliebene Kommunikation nun nachgeholt. Eine Begehung sei vorgesehen, mit Stadt, Landratsamt, ADFC und Bürgern.
Zweite Baustelle: die Max-Planck-Straße, die von Autofahrern genutzt wird, um die parallele B 3 mit ihrem festinstallierten Radargerät zu umgehen. Und hier, wo kein Radargerät steht, wird gerast und zum Ausweichen in der engen Straße nicht selten auf dem Gehweg gefahren. Nach Bürgerprotesten vor sechs Wochen hatte Bürgermeister Oeldorf ein Gespräch zugesagt. „Unseres Wissens hat es noch nicht stattgefunden“, heißt es bei den Grünen.
Eine Problemzone der Zukunft deutet sich bereits an: der nördliche Stadteingang, wo sich große Läden wie Edeka und Rossmann ansiedeln. Eine super Sache, doch wie sie erschlossen werden, ist unklar. Die Grünen setzen auf eine Lösung, die Fraktionschef Christian Wolf den „Molitor-Kreisel“ nennt. Denn sein Vize hat per Computer auf einer Karte den Kreisel in Dossenheim kopiert und in den Norden Schriesheims implantiert: „Das hat gepasst.“ Problem sind aber möglicherweise die Kosten. Obwohl die B 3 eine Bundesstraße ist, werden Bund oder Land wohl nicht alles zahlen.
Hannah Mieger-Höfer nennt als weiteres Thema die Heidelberger Straße. Mit den Geschäftsleuten und Anwohnern könnten Lösungen für die Verkehrsprobleme in der Haupteinkaufsstraße der Stadt gefunden werden. Christian Wolf fügt als Problem den Fahrradweg entlang der B 3 auf dem Fußgängerweg an.
Einen Verkehrsausschuss hat es in Schriesheim schon einmal gegeben
Dass ein solcher Verkehrsausschuss kein Teufelzeug ist, macht der erfahrene Wolf klar: „Bereits unter Peter Riehl gab es ein solches Gremium.“ Erst in den 2000er Jahren abgeschafft mit der Begründung, bei Verkehrsordnungsfragen sei ohnehin die Verkehrsbehörde des Landratsamtes entscheidend. Wolf sieht das nicht so: „Auch die Kommune hat durchaus Gestaltungsspielraum.“
Wie sehen die Grünen die Erfolgschancen für ihre Initiative? „Wir haben sie in der vergangenen Gemeinderatssitzung angekündigt, damit es ja nicht wieder heißt, wir überrumpeln die anderen“, sagt Langenspiepe: „Die Reaktion war positiv.“ Und wie reagierte der Bürgermeister: „Wie immer“, berichtet Wolf: „Er hat sich nicht positioniert.“
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