Baudenkmäler

Warum es für die Rettung der Strahlenburg neue Hoffnung gibt

Mit dem Absenken des Kaufpreises steigt die Chance für einen Erwerb des Schriesheimer Wahrzeichens durch die Bürgerinitiative.

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Konstantin Groß
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Die Strahlenburg, um 1235 fertiggestellt und das Wahrzeichen Schriesheims. Wie geht es mit ihr weiter? © Konstantin Groß

Schriesheim. Auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt ist Hansjörg Höfer in den Nachbargemeinden gerne zu Besuch. So am Montag bei der Kerwe in der Heddesheimer Nordbadenhalle. „Dabei werde ich oft auf die Strahlenburg angesprochen“, berichtet der Schriesheimer Alt-Bürgermeister: „Und gefragt, was es dabei Neues gibt.“

Seit dem Wochenende kann Höfer in der Tat Neues, ja grundlegend Neues berichten: Der Kaufpreis für das denkmalgeschützte Gebäude ist von 3,5 auf 2,2 Millionen Euro gesenkt, das maßgeblich von Höfer betriebene Rettungsprojekt für das Schriesheimer Wahrzeichen damit noch etwas realistischer geworden.

Bürger wollen die Schriesheimer Burg für die Bevölkerung erhalten

Rückblende: Im Frühjahr stellen die Eigentümer des Bauwerks – zu 25 Prozent vier Angehörige der Familie Lauer und zu 75 Prozent der Heidelberger Bauunternehmer Hans-Peter Lange – die Burg zum Verkauf. Preis: 3,5 Millionen Euro.

Um das Wahrzeichen der Stadt nicht einem arabischen oder osteuropäischen Magnaten überlassen zu müssen, sondern es für die Schriesheimer Bevölkerung zu erhalten, tun sich engagierte Bürger zusammen. Neben Höfer auch ein Angehöriger der Familie eines anderen früheren Bürgermeisters: der Rechtsanwalt und Steuerberater Thomas Rufer mit seiner Frau Brigitte.

Gesammelt werden keine Geldspenden, sondern Spendenzusagen

Um das Bauwerk selbst zu erwerben, startet eine Spendenwerbung, aus rechtlichen Gründen jedoch nicht schon um Geld, sondern lediglich um Zusagen. Innerhalb von nur vier Monaten kommen Zusagen über fast eine Million Euro zusammen, aktuell exakt 939.000 Euro.

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Doch so erfreulich diese Entwicklung ist, so weit bleibt sie zunächst entfernt von jenen 3,5 Millionen, die anfangs zu erreichen sind. Ja, die Höhe dieser Summe ist nicht Ansporn, sondern ein psychologisches Hindernis bei der Spendensammlung. Auch bei manchen der Aktiven breitet sich Ratlosigkeit aus, die zu einer realistischen Erkenntnis führt: „Bei einem Treffen mit den Lauers und Lange haben wir gesagt, dass wir 3,5 Millionen Euro nicht aufbringen können“, berichtet Höfer.

Schriesheimer Initiative sieht Senkung des Kaufpreises als Durchbruch

Da sind sie nicht die Einzigen. „Offensichtlich war es schwierig, auch Andere für diesen Preis zu gewinnen“, glaubt Höfer. Und wenn, dann Leute von außerhalb, denen die Eigentümer, alle jeweils mit einer eigenen emotionalen Bindung an die Burg, sie nicht übergeben wollen.

Jedenfalls setzt sich die Eigentümergemeinschaft zusammen und entscheidet: Statt 3,5 Millionen soll der Kaufpreis „nur“ noch 2,2 Millionen betragen. Eine dramatische Wendung: „Breaking News“ überschreiben die Aktiven die Pressemitteilung, die sie am Samstag um 15.48 Uhr aussenden. „Es wird ernst. Jetzt zählt jede Beteiligung“, heißt es dort: „Jetzt ist der Moment, aktiv zu werden. Jede Summe zählt.“

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Denn der Initiative fehlen auch jetzt immer noch mehr als 1,2 Millionen Euro, also eine Viertel Million mehr als der bereits gesammelte Betrag. „Die Verhandlungen laufen, eine Entscheidung steht kurz bevor“, heißt es von Seiten der Initiative.

Höfer möchte möglichst bald zu einer Entscheidung kommen

Mit der jetzigen Entwicklung verändert sich auch ein Zweites. Bislang wird eine Äußerung des Hauptanteilseigners Lange kolportiert, wonach er mit der Burg nicht mehr durch den Winter gehen, sondern den Verkauf vor Beginn der Heizperiode abgewickelt sehen will. Das wäre Mitte/Ende Oktober. Also der Zeitraum, in dem wir uns gerade befinden. Doch auch dieser Zeitplan ist nun obsolet.

Die Strahlenburg soll nun statt 3,5 Millionen Euro „nur noch“ 2,2 Millionen Euro kosten. © Marcus Schwetasch

Die Initiative selbst jedoch will das Projekt nicht zu lange hinaus zögern. „Wir wollen eigentlich in diesem Jahr den Knopf dran machen“, sagt Höfer. Denn sie muss das jetzige Momentum nutzen, kann den Spannungsbogen nicht allzu lange aufrecht erhalten. „Schon in den zurückliegenden Wochen haben wir gemerkt, dass die Spendenbereitschaft nicht mehr so groß ist wie am Anfang“, sagt Höfer.

Auf der anderen Seite warten andere potentielle Spender, auch größere, ab. „Sie sagen uns: Schaut mal, wie weit Ihr kommt, dann könnt Ihr Euch noch einmal melden.“ Etwas schließt Höfer jedoch aus: „Einen möglicherweise fehlenden Betrag werden wir nicht bei einer Bank aufnehmen.“

Eine grundsätzliche Unsicherheit kommt hinzu: Die runde Million, die jetzt als gesetzt gilt, ist nicht in der Kasse. Es sind Zusagen für Spenden „ohne jede rechtliche Verbindlichkeit“, wie Höfer betont. Erst wenn der Verkauf bevorsteht, kommt es zum Schwur. Keinesfalls will Höfer einen Kaufvertrag unterzeichnen, wenn das Geld nicht komplett vorliegt.

Gründung der Stiftung kommt planmäßig voran

Träger des Kaufs wie des Projektes bisher wird die gemeinnützige Stiftung, deren Gründung derzeit vorankommt. „Das Finanzamt hat unseren Entwurf für die Satzung mit kleinen Änderungen gebilligt“, berichtet Höfer: „Jetzt liegt er beim Regierungspräsidium.“ Die Verzögerung dort hat unspektakuläre Gründe: „Die zuständige Sachbearbeiterin ist in Urlaub“, schmunzelt Höfer.

Im Oktober, November soll die Stiftung gegründet werden. Und wer wird ihr Vorsitzender? „Darüber haben wir bisher noch überhaupt nicht gesprochen“, sagt Höfer. Allerdings gehört für ihn Thomas Rufer, der mit seiner Frau Brigitte schon bisher alle rechtlichen und administrativen Aufgaben erfüllt hat, zu den allerersten Kandidaten.

All das stimmt den Alt-Bürgermeister hoffnungsvoll, dass das Projekt klappen kann. In der Pressemitteilung von Thomas Rufer heißt es noch deutlicher: „Das ist keine Hoffnung. das ist unsere Überzeugung.“

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