Schriesheim

Warum sich das politische Klima in Altenbach entspannt

Bisher galt die Atmosphäre im Ortschaftsrat des Schriesheimer Stadtteils Altenbach als erheblich gespannt. Mit dem neuen Ortsvorsteher Carsten Junghans scheint sich das zu ändern

Von 
Konstantin Groß
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Erste Arbeitssitzung des Ortschaftsrates Altenbach nach der Kommunalwahl. Unterhalb des Wappens der neue Ortsvorsteher Carsten Junghans. © Konstantin Groß

Schriesheim. Sabine Stern spart nicht mit bombastischen Worten: Als „genial“ lobt die Ortschaftsrätin der Grünen Liste, wie der Freie Wähler Carsten Junghans als neuer Ortsvorsteher von Altenbach die erste Arbeitssitzung der Bürgervertretung im Schriesheimer Stadtteil nach der Kommunalwahl leitet. Und sie bekennt ein Gefühl, das sie mit allen Beteiligten sowie Beobachtern von außen teilt: „Ich bin überrascht.“

Und diese Überraschung hat ihren Grund. Bisher, und dies seit vielen Jahren, herrscht im Altenbacher Ortschaftsrat ein angespanntes Klima, personifiziert durch die beiden Protagonisten Herbert Kraus (Freie Wähler) und Christian Wolf (Grüne Liste). Doch die sind seit der letzten Wahl im Sommer nicht mehr dabei.

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Dennoch geht es bei der konstituierenden Sitzung im Juli nochmals heiß her. Chaos herrscht damals bei der Wahl des neuen Ortsvorstehers. Die Freien Wähler, klare Sieger der Kommunalwahl, präsentieren Carsten Junghans als offiziellen Kandidaten. Doch es taucht ein Gegenkandidat auf - aus der eigenen Fraktion, Stefan Wilhelm, vorgeschlagen von der politischen Konkurrenz, der sich denn auch zur Wahl stellt. Deren Ergebnis: sechs Stimmen für Junghans, vier für Wilhelm. Das Schisma lässt damals nichts Gutes erahnen.

Doch auch wenn das persönliche Verhältnis Junghans-Wilhelm belastet bleibt, scheint sich das Klima im Gremium zu entspannen. Die ersten internen Sitzungen stimmen Junghans jedenfalls hoffnungsfroh. Bei allen erblickt er „das Bekenntnis, an einem Strang zu ziehen, um für Altenbach etwas zu erreichen.“ Jeder dürfe und müsse für seine Position Mehrheiten suchen. „Doch die andere Meinung darf nicht an den Rand gedrängt werden.“ Und er sagt: „Die letzten Jahre sind uns Warnung genug, wie man es nicht macht.“

Viele kleine Maßnahmen für ein besseres Miteinander im Gremium

„Vertrauensbildende Maßnahmen“ sind bereits ergriffen oder geplant. Etwa eine Whatsapp-Gruppe des Ortschaftsrates, um sich intern über Termine und Themen abzustimmen. Und nicht nur der Ortsvorsteher, sondern der ganze Ortschaftsrat soll künftig Sprechstunden in der Verwaltungsstelle abhalten. Jeweils donnerstags wird die Verwaltungsstelle einen Newsletter mit aktuellen Informationen an die Mitglieder des Gremiums versenden: „Der Informationsfluss soll besser werden.“

Auch den Kontakt zur Stadtverwaltung will Junghans verbessern. Erfolge sieht er bereits: „Wir sind in einem intensiven Austausch“, berichtet er: „Ich spüre Freude und Spaß an der Kommunikation.“

Dem Neuanfang kommt entgegen, dass langjährige Streitthemen abgeräumt sind. Die Spielplatz-Frage, die über Altenbach hinaus Schlagzeilen macht, ist erledigt, als der Gemeinderat kürzlich den Bau in Auftrag gibt - für 323 000 Euro, also gut 100 000 mehr als die Schätzungen. Dem CDU-Rat Karl Reidinger bleibt nur darauf zu drängen, dass dieser Beschluss zügig erledigt wird.

Bei anderen langjährigen Streitthemen zeichnen sich pragmatische Lösungen ab. Etwa bei der Brache direkt gegenüber dem Ortsmittelpunkt. „Ein offizieller Parkplatz kann dies nicht werden, weil dafür die Voraussetzungen fehlen“, sagt Junghans. Aber: „Er wird eine Freifläche, auf der geparkt werden kann.“

Sogar Initiativen der Grünen stoßen nun bei der konservativen Ratsmehrheit auf Zustimmung. Beispiel: der Antrag für einen Trinkwasserbrunnen in der Ortsmitte. „Viele Wanderer, viele Radfahrer, aber auch spielende Kinder und Boulespieler auf dem Ortsmittelpunkt würden dies begrüßen“, sagt Ortschaftsrat Benjamin Ulrich. „Wir unterstützen das“, antwortet Freie-Wähler-Stadtrat Hans Beckenbach.

Sogar bei richtig „harten“ Themen wie dem Glasfaserausbau kann Junghans nach einem Gespräch mit dem neuen Anbieter Positives vermelden: „Die bisherige Hängeparty besteht nicht mehr“, kommentiert er den Wechsel. Von den 540 Haushalten vor Ort hätten 350 Interesse bekundet, das sind rund 65 Prozent.

Im Frühjahr nächsten Jahres startet der Glasfaserausbau

Die Ausschreibung für die Arbeiten ist bereits draußen, noch in diesem Jahr soll die Vergabe erfolgen, im März/April mit den Arbeiten begonnen werden, und zwar in fünf Bauabschnitten. „Wenn ein Bauabschnitt fertig ist, geht‘s bei diesem gleich los mit leistungsfähigem Internet.“ Wer sich noch nicht angemeldet hat, der kann dies übrigens noch tun - und zwar „so lange, wie die Straße offen ist. Wenn die Straße zu ist, wird sie nicht mehr geöffnet.“

Neben den Glasfaseranschlüssen bis zur Grundstücksgrenze sollen auch die Dachständer, die an vielen Stellen in Altenbach immer noch den Strom verteilen, in die Erde verlegt werden. „In den kommenden fünf Jahren, die unsere Amtszeit dauert“, bilanziert Junghans, „werden wir also nicht nur leistungsfähiges Internet, sondern auch ein komplett neues Stromnetz haben.“

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