Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Bürger-Engagement für Strahlenburg: Typisch Schriese!

Schriesheim. Welch Duplizität der Ereignisse! Erst gestern habe ich in dieser Zeitung die Zukunft eines anderen historischen Bauwerks in der Region kommentiert: des Alten Relaishauses im Mannheimer Vorort Rheinau. Zehn Jahre, nachdem das barocke Gebäude durch ein Feuer schwer beschädigt wurde, ist seine Zukunft ungewiss. Denn für den Wiederaufbau fehlt der Stadt Mannheim das Geld.

Auch bei der Strahlenburg geht es um ein historisches Bauwerk und um seine Zukunft. Und auch die Stadt Schriesheim hat kein Geld für dieses Gebäude.

Damit hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf. Denn während in einer Großstadt in diesem Fall bei den Bürgern Ratlosigkeit, ja Resignation um sich greifen, da regt sich in einer Kleinstadt wie Schriesheim der Bürgersinn. Man tut sich flugs zusammen, um das Bauwerk eben selbst zu erwerben, lässt sich auch von der zunächst als unerreichbar erscheinenden Summe von 3,5 Millionen Euro nicht abschrecken. Gemäß dem jüdischen Sprichwort: „Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“

Egal wie die Sache am Ende ausgehen wird: Schon jetzt haben die engagierten Ehrenamtlichen und die Schriesheimer Bürger ein kleines Wunder vollbracht. In nur vier Monaten wurden in dieser Gemeinde fast eine Million Euro gesammelt respektive gespendet. Einmalig in der Region. Eben typisch Schriese!

Dabei dürfen die Fallstricke nicht übersehen werden: Auch nach der jetzigen Preissenkung fehlt immer noch mehr, als bislang insgesamt zusammengekommen ist. Doch Gemach: Nicht auszuschließen, dass die Verkäufer noch einmal mit dem Preis runtergehen. Andere Interessenten stehen vor dem Burgtor offensichtlich nicht Schlange.

Das größte Risiko: Bei der jetzt erreichten Summe handelt es sich nur um Zusagen, ohne jede rechtliche Verbindlichkeit. Zum Schwur wird es kommen, wenn diese abgefragt werden, Geld fließen muss, um den Kauf abzuwickeln. Dann geht für die Ehrenamtlichen die Mühe weiter.