Schriesheim

Schriesheimerin Sofia Hartmann jetzt Badische Weinprinzessin

In der Pfalz wird die Institution der Weinkönigin abgeschafft, in Baden bleibt diese Tradition erhalten. Das zeigt die jüngste Wahl der Weinkönigin und ihrer Prinzessinnen. Eine davon ist die Schriesheimerin Sofia Hartmann

Von 
Konstantin Groß
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„Dieses Amt liegt mir am Herzen“, bekennt Sofia Hartmann im „MM“-Gespräch. Die 24-jährige Schriesheimerin ist neue Badische Weinprinzessin. © Marcus Schwetasch

Schriesheim. Die Redaktion hat berichtet: In der Pfalz wird das Amt der Weinkönigin zu Gunsten von Weinbotschafterinnen und -Botschaftern abgeschafft; überkommene Geschlechterrollen sollen verschwinden. In Baden bleibt man dagegen bei der Tradition der Weinhoheiten. Denn der Andrang des vermeintlich benachteiligten Geschlechts ist groß: Auch in diesem Jahr gibt es mehrere Bewerberinnen für die Kronen. Und erfolgreich ist dabei erstmals seit 40 Jahren wieder eine Schriesheimerin: Sofia Hartmann. Das wird natürlich angemessen gefeiert - an diesem Samstag bei einem offiziellen Empfang des Bürgermeisters im Historischen Zehntkeller.

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Immerhin kommt es nicht oft vor, dass eine Schriesheimerin Repräsentantin von Deutschlands drittgrößtem Weinanbaugebiet wird. Als bislang einzige Weinkönigin aus Schriese hat Liesel May diese Ehre 1970. Und auch als Prinzessinnen sind nur Christel Schaaff (1965) und Birgit Chun (1983) verzeichnet.

Amtszeit als Schriesheimer Weinkönigin von Corona geprägt

Vor allem aber ist die jetzige Wahl natürlich für Sofia Hartmann selbst etwas ganz Besonderes. „Ich kann es noch gar nicht realisieren“, bekennt die sympathische 24-Jährige, als wir sie am Donnerstagabend im Haus ihrer Familie in der Talstraße treffen. Aber irgendwie ist es auch ein verdientes Stück Wiedergutmachung.

Wir erinnern uns: An Mathaisemarkt im März 2020 wird sie als Schriesheimer Weinkönigin gekrönt. Was am Krönungsabend bereits abzusehen ist, das bewahrheitet sich in den Wochen danach: Lockdown, Veranstaltungen finden nicht mehr statt, mithin auch keine Termine für die Weinhoheiten. Zwar wird ihre Amtszeit von der Winzergenossenschaft aus diesem Grunde um ein Jahr verlängert, aber auch in dem wird die Lage nicht viel besser.

Im März 2022 ist endgültig Schluss, ohne dass Sofia ihr Amt so wie ihre Vorgängerinnen genießen kann. Im Sommer 2022 dann, immer noch in der Endphase von Corona, ein erstes Stück Entschädigung: die Wahl zur Bereichs-Weinprinzessin für die Badische Bergstraße und den Kraichgau - ein Amt, das derzeit übrigens wieder eine Schriesheimerin inne hat, nämlich Ylva Neuert.

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Die Zeit als Bereichsprinzessin macht Sofia Spaß. Als die Amtszeit im Sommer 2023 endet, bewirbt sie sich um die nächsthöhere Stufe: als Badische Weinprinzessin. Das Feld der Kandidatinnen ist groß: fünf Bewerberinnen. Obwohl sie sich intensiv vorbereitet, gewinnt sie nicht. Die Enttäuschung währt nicht lange. Wie es Sofias Art ist, beschließt sie, es einfach noch einmal zu versuchen.

Auch in diesem Jahr gibt es vier Bewerberinnen. Und erneut müssen sie sich schwierigen Prüfungen unterziehen. Vor allem einer Blindverkostung. Doch diesmal kann Sofia die immerhin 44-köpfige Jury überzeugen. „Meine Tagesform war besser“, erzählt sie. Zusammen mit der 24-jährigen Winzertochter Verena Haßler aus Freiburg fungiert sie nun als Prinzessin für die Badische Weinkönigin: die 25-jährige Lucia Winterhalter aus Bad Krozingen im Landkreis Breisgau-Hoschwarzwald, ausgebildete Winzerin in Staufen.

„Mit ihrem ausgezeichneten Fachwissen und souveränen Auftreten konnten die neuen Weinhoheiten die Jurorinnen und Juroren überzeugen“, freut sich mit ihnen der zuständige Landwirtschaftsminister Peter Hauk. Das sei aber auch nötig, betont der CDU-Politiker und verweist auf die Herausforderungen der Branche mit Blick auf Klimawandel, Extremwetterlagen und Konkurrenzsituation. Den Weinhoheiten komme daher die Aufgabe zu, „die Gesellschaft für die Situation der Branche und ihrer Betriebe sowie die bewusste Entscheidung für Wein aus der Region, aus Baden-Württemberg zu sensibilisieren“.

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Damit legen sie auch gleich los. Noch am selben Tag werden die Drei gekrönt. Und bereits drei Stunden später nehmen sie ihren ersten Termin wahr: die Eröffnung des renommierten Freibuger Weinmarktes auf dem Platz um das historische Münster. Und schon jetzt hat Sofia ein positives Gefühl. „Wir passen gut zusammen“, sagt sie über das neue Trio: „Die Chemie stimmt.“

Doch das wird auch nötig sein, denn die Drei werden rund 150 Termine im In- und Ausland zu bewältigen haben - fast doppelt so viele, wie eine Schriesheimer Weinkönigin zu absolvieren hat. Sofia formuliert für ihre Amtszeit ein klares Ziel: die Badische Bergstraße, also den Norden des Weinanbaugebietes, stärker bekannt und bewusst zu machen, aber auch oder gerade dadurch Baden als einheitliche Marke zu propagieren: „Baden endet nicht in der Ortenau.“ Und immerhin ist Baden mit 16 000 Hektar das drittgrößte Weinanbaugebiet Deutschlands. Schwerpunkt sind mit fast zwei Dritteln die Burgundersorten; beim Spät- und Weißburgunder ist Baden sogar die Nummer eins in Deutschland. Der Badische Weinbauverband steht für 453 Betriebe, darunter 346 private Weingüter und 75 Winzergenossenschaften. 20 000 Menschen sind in Baden im Bereich des Weinbaus tätig.

Nach der Wahl: Sofia (v. l.) mit Hoheiten Lucia und Verena. © dpa

Dazu gehört Sofia bald auch. Die Begeisterung für den Weinbau bewegt sie nämlich dazu, sich beruflich völlig neu zu orientieren: Als sie ihre Ausbildung als Zahntechnikerin abschließt, beginnt sie an der Dualen Hochschule Heilbronn ein dreijähriges Duales Studium im Fach Weintechnologie-Management. Und den praktischen Teil absolviert sie in Labor und Kellerei der Winzergenossenschaft Heppenheim an der Hessischen Bergstraße. „Eine tolle Arbeit“, schwärmt sie, auch wenn das Pendeln zwischen Heppenheim, Schriesheim und Heilbronn, wo sie ein Zimmer hat, etwas stressig ist.

Sängerin im Liederkranz und Kandidatin für den Gemeinderat

Was sie lernt, setzt sie zu Hause auch um: Seit Kurzem nennt sie im Gewann Vohbach einen acht Ar großen Weinberg ihr Eigen. Den hier wachsenden Weißburgunder, am Ende um die 200 Liter, baut sie selbst aus.

Angesichts dessen nur noch wenig Zeit hat sie daher für ihre anderen Interessen. So singt sie dienstags im Gemischten Chor des Gesangvereins Liederkranz. Aber die Enkelin des Ehrenbürgers Peter Hartmann ist auch kommunalpolitisch engagiert, wie ihr Großvater bei den Freien Wählern. Bei der jüngsten Gemeinderatswahl kandidiert sie bereits zum zweiten Mal, diesmal auf Platz 6. Dabei kann sie ihre Stimmenzahl um 300 steigern, auch wenn es zum Sprung ins Stadtparlament noch nicht ganz reicht. Doch auch hier ist ein Nach- bzw. Aufrücken ja nicht ausgeschlossen . . .

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