Schriesheim. Wahrlich zwei Welten. Vor zwei Jahren treffen wir Sofia Hartmann auf der Terrasse ihres Elternhauses in der Schriesheimer Talstraße. Damals begrüßt man sich mit Masken und sitzt weit voneinander entfernt. Und wir erleben die gerade gekrönte Weinkönigin bedrückt. Wegen des Lockdowns hat sie keine Auftritte, kann ihr Amt nicht wahrnehmen. Die Erfüllung ihres Jugendtraums hat sie sich anders vorgestellt.
Genau zwei Jahre später treffen wir sie wieder, an gleichem Ort. Doch wie anders ist die Stimmung jetzt! Denn die Pandemie macht „Pause“. Doch vor allem: Sofia hat kurz nach Ende ihrer vom Glück ja nicht gerade verfolgten Regentschaft als Schriesheimer Weinkönigin ein neues, „höheres“ Amt erklommen: Die 22-Jährige ist jetzt Weinprinzessin für die badischen Bereiche Bergstraße und den Kraichgau.
Doch zunächst gehen die Gedanken noch einmal zurück. 2020 wird sie Schriesheimer Weinkönigin, auf dem Mathaisemarkt gekrönt, ein Traum seit Kindertagen damit wahr. Doch vier Tage später ist das legendäre Volksfest abgebrochen: Corona. Der Lockdown: keine Feste, keine Veranstaltungen und damit keine Auftritte für die Weinkönigin. Und obwohl 2021 ihre Amtszeit um ein Jahr verlängert wird, bleibt das eigentlich so, bis sie im Mai 2022 ihre Krone an Ann-Kathrin Haas abgibt.
Deren Vater Hartmut Haas, Vorstand in der Winzergenossenschaft, kann daher wohl nachempfinden, wie Sofia sich fühlt. „Er hat mir den Tipp gegeben“, berichtet sie. Den Tipp: Weinprinzessin auf höherer, auf badischer Ebene zu werden. Und damit vielleicht die Chance zu erhalten, im Nachhinein doch etwas Weinhoheiten-Feeling zu erleben.
Zur Person: Sofia Hartmann
- Geboren: 21. August 1999
- Eltern: Gerlinde Hartmann (Diplom-Handelslehrerin) und Andreas Lehmann (selbstständiger Zimmermann)
- Wohnort: Schriesheim
- Beruf: Zahntechnikerin im Dentallabor Schenk, Schriesheim
- Hobbys: Sport (Bogenschießen, mehrmalige badische Jugendmeisterin), Gesang (Gemischter Chor Gesangverein Liederkranz)
- Bürgerschaftliche Aktivitäten: als Jugendliche Mitglied des Jugendgemeinderats, davon zwei Jahre als Vorsitzende, Vorstandsmitglied im Verkehrsverein
- Weinhoheit: 2018/19 Weinprinzessin Schriesheim, 2020/22 Weinkönigin, 2022/23 Bereichsprinzessin Bergstraße/Kraichgau
Sofia ergreift die Initiative, verfasst ein Bewerbungsschreiben, verweist auf ihre Erfahrung als Schriesheimer Prinzessin und Weinkönigin. Und siehe da: Sie wird zum Casting eingeladen, besteht die Fachfragen etwa nach den Rebsorten und die praktische Prüfung in Form einer Blindverkostung. So wird sie Bereichsprinzessin für die Badische Bergstraße und den Kraichgau, damit eine der sieben Repräsentantinnen badischer Weinanbaugebiete, die der Badischen Weinkönigin Jessica Himmelsbach zur Seite stehen.
Im feinen Wieslocher Hotel Palatin wird sie gekrönt. Und erlebt, dass die Gepflogenheiten auf dieser Ebene schon irgendwie anders sind als in Schriesheim: „Bei uns war Dirndl Pflicht“, erzählt Sofia: „In meinem neuen Amt ist das weniger der Fall.“ Da ist eher ein elegantes Kleid gefragt – doch auch in diesem macht Sofia natürlich eine gute Figur.
Die Hoffnung, ihr Amt nun auch wahrnehmen zu können, erfüllt sich in dem Maße, wie es die immer noch schwierigen Rahmenbedingungen zulassen. „Aber einige Termine habe ich schon“, berichtet sie sichtlich erfreut – von der Verabschiedung des bisherigen Bürgermeisters Hansjörg Höfer über Weinfeste wie jenem im Weingut ihrer Kollegin Stefanie Kippenhan in Ritschweier bis zum großen Oechslefest in Pforzheim am 19. August. Mit ihrem Auto wird sie dann also im gesamten badischen Land unterwegs sein. „Wenn ich mit darf, fahre ich gerne mit“, scherzt Mutter Gerlinde, die das Engagement ihrer Tochter stolz begleitet und nach Kräften unterstützt.
Viele Optionen für die Zukunft
Kann sie sich vorstellen, auch als gesamtbadische Weinprinzessin zu kandidieren? „Ja, das kann ich schon“, antwortet sie in dem ihr eigenen erfrischenden, aber niemals arrogant wirkenden Selbstbewusstsein. „Das hängt davon ab, wie es mit mir beruflich weitergeht“, sagt sie.
Vor einem Jahr nämlich beendet Sofia ihre Ausbildung zur Zahntechnikerin, ist weiterhin im bekannten Dentallabor Schenk tätig. Doch sie will sich weiterqualifizieren, eine Meisterschule besuchen, entweder in Ludwigshafen oder Karlsruhe. Die würde drei Jahre lang gehen, außer in Ferienzeiten jedes Wochenende. „Das ist mit dem Amt einer badischen Weinhoheit natürlich schwer zu verbinden, deren Termine ja auch oft am Wochenende sind“, weiß sie. Die Zeit wird Klärung bringen.
Bis dahin leidet Sofia sicher nicht an Langeweile. Die Enkelin des Ehrenbürgers Peter Hartmann ist nämlich vielfältig aktiv: in Leutershausen im Bogenschießen, in Schriesheim als Sängerin im gemischten Chor des traditionsreichen Gesangvereins Liederkranz sowie als Beisitzerin im örtlichen Verkehrsverein.
Sogar kommunalpolitisch ist die ehemalige Vorsitzende des Schriesheimer Jugendgemeinderates engagiert, kümmert sich um die Social-Media-Aktivitäten der (einst von ihrem Großvater mit ins Leben gerufenen) Freien Wähler, für die sie 2019 auch zum Gemeinderat kandidiert hat. Tritt sie auch 2024 wieder an? „Ja, natürlich“, sagt sie spontan.
Berufliche Karriere, kommunalpolitisches Engagement, Aufstieg zur badischen Weinhoheit – Sofia, die am 21. August ihren 23. Geburtstag feiert, hat viele Optionen. So wird es möglicherweise noch manchen Anlass geben, sie zu besuchen.
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